Essen. Galeria-Sanierer Arndt Geiwitz sieht die Zentrale in Essen vor tiefen Einschnitten. Betriebsrat stimmt Belegschaft auf „Grausamkeiten“ ein.
Noch steht nicht fest, wie viele Galeria-Warenhäuser und Arbeitsplätze erhalten bleiben, da sinniert Sanierer Arndt Geiwitz bereits wieder über operative Gewinne. „In drei bis vier Jahren. In den nächsten zwei Jahren werden wir das nicht schaffen“, sagte der Insolvenzexperte in einem Gespräch mit der Lebensmittelzeitung.
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Konkrete Zahlen, wie viele und welche Filialen geschlossen werden sollen, nennt Geiwitz mit Verweis auf laufende Verhandlungen mit Vermietern und Bietern auch im Interview nicht. Er lässt aber keinen Zweifel daran, dass dem Unternehmen und seinen aktuell 17.400 Mitarbeitenden tiefe Einschnitte bevorstehen. Befürchtungen des Gesamtbetriebsrats, die Galeria-Zentrale in Essen mit ihren 1200 Beschäftigten werde halbiert, relativiert Geiwitz nur. „Es wird dort eine deutliche Reduktion geben. Dass die Hälfte des Personals abgebaut wird, ist aber zu hoch gegriffen“, sagte er.
Fünf Regionalleiter sollen näher an Kunden sein
Nach Informationen unserer Redaktion aus Unternehmenskreisen sollen im Service-Center rund 40 Prozent der Arbeitsplätze abgebaut werden. Erste Kündigungen könne es bereits im Februar geben, heißt es. Geiwitz bestätigt, dass „einige Zentralfunktionen“ des Warenhauskonzerns in die fünf neu zu schaffenden Regionen verlagert werden sollen. „Es wird fünf Regionalleiter geben, die unternehmerisch agieren und dafür sorgen sollen, dass die Bedürfnisse der einzelnen Filialen in ihrem Gebiet besser in der Zentrale Gehör finden“, kündigt der Sanierer an. „Wenn Sie alles zentral steuern, arbeiten Sie am Kunden vorbei“, so Geiwitz.
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Der Zentralismus, der im Gegensatz zum Kaufhof beim ehemaligen Rivalen Karstadt besonders ausgeprägt war, soll also beendet werden. Der Strategiewechsel erklärt wohl auch die Gerüchte, dass die Konzern-Mutter Signa Medienberichten zufolge einen Ersatz für Galeria-Chef Miguel Müllenbach sucht. „Ich schätze Herrn Müllenbach sehr und will eine Lanze brechen. Er kennt jede Kennzahl zu jeder Filiale aus dem Stegreif und treibt das Thema engagiert mit der Führungsriege voran“, erklärt Geiwitz, den Signa als Sanierer eingesetzt hat.
Chancen auf die Nachfolge werden vor allem dem ehemaligen Kaufhof-Chef und Galeria-Vertriebsleiter Olivier van den Bossche eingeräumt. „Mit Olivier van den Bossche haben wir dort einen Mann, der schon als 15-Jähriger im Handel als Aushilfe gearbeitet hat, der auch heute noch den Großteil seiner Arbeitszeit auf der Fläche ist. So verstehe ich Handel. Wir müssen vom Kunden her denken“, meint Geiwitz.
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Nach seinen Worten sollen die verbleibenden Galeria-Warenhäuser in den kommenden drei Jahren modernisiert werden. Einen Teil der Summe werde die Signa-Gruppe des österreichischen Milliardärs René Benko stemmen. „200 Millionen Euro ist der Bedarf, der von außen benötigt wird. Signa hat zugesagt, die Summe beizusteuern, wenn der Insolvenzplan durchgeht“, kündigt Geiwitz an. „Den Gesamtinvestitionsbedarf sehe ich über die Jahre bei etwas mehr als 300 Millionen Euro. Die Lücke soll aus der Innenfinanzierungskraft geschlossen werden.“
Betriebsrat bereitet Belegschaft auf „Grausamkeiten“ vor
Derweil bereitet der Gesamtbetriebsrat die Galeria-Beschäftigten auf eine „harte und schmerzliche Zeit“ ein. Die „Grausamkeiten“ würden nun „mit aller Härte“ in den Filialen ankommen, zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus einem Schreiben an alle Mitarbeitenden. Nach Informationen des Blattes hat sich die Arbeitnehmervertretung mit der Konzernspitze darauf verständigt, dass „nicht mehr als 60 Filialen“ geschlossen werden sollen.