Essen. Der Mieterbund erwartet in diesem Jahr frühe und hohe Nachzahlungen den Heizkosten. Was auf Mieter einer 60 Quadratmeter großen Wohnung zukommt.
Angesichts gestiegener Energiepreise erwartet der Mieterschutzbund NRW, dass viele Vermieterinnen und Vermieter die Nebenkostenabrechnungen in diesem Jahr früher verschicken als üblich, um nicht auf den hohen Vorauszahlungen sitzenzubleiben. Der größte deutsche Vermieter Vonovia rechnet damit, dass für eine 60-Quadratmeter-Wohnung im Schnitt rund 500 Euro Nachzahlungen für das Heizen fällig werden.
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„Wir erwarten, dass Vermieterinnen und Vermieter in diesem Jahr schneller die Nebenkosten-Abrechnungen erstellen und verschicken werden. Fast alle Haushalte werden von den höheren Energiekosten betroffen sein“, warnt André Juffern, Geschäftsführer des Mieterbunds NRW. Dafür gebe es einen einfachen Grund: Vermieter gehen für ihre Mieter bei der Bezahlung der Heizungsrechnung in Vorleistung. Beträge, die um das Doppelte oder Dreifache gestiegen sind, belasten vor allem private Eigentümer, die mit ihren Immobilien etwa die Altersvorsorge bestreiten.
Mieterbund: Frühzeitig die Abschläge erhöhen
Belastbare Prognosen, wie hoch die Nachzahlungen für die Haushalte ausfallen werden, gibt es freilich nicht. „Wer frühzeitig die Abschläge für die Heizkosten angepasst hat, wird natürlich geringere Nachzahlungen zu erwarten haben“, meint Mieterschützer Juffern.
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Auch dem Bochumer Dax-Konzern Vonovia liegen nach eigenen Angaben noch keine konkreten Zahlen vor. „Unsere Mieterinnen und Mieter sollten mit einem Anstieg der Nebenkosten rechnen. Wir gehen im Durchschnitt von einem mittleren dreistelligen Betrag für eine rund 60 Quadratmeter große Wohnung aus“, sagt eine Vonovia-Sprecherin. Schon jetzt weist das Unternehmen mit seinen 480.000 Wohnungen in Deutschland darauf hin, dass die Energieabrechnung für das laufende Jahr, die 2024 kommt, „unter Umständen nochmal höher ausfallen“ könnte.
Haus & Grund warnt vor „Energiearmut“
Mieterschützer und Vermieter bereiten sich auf Konflikte vor, wenn die Haushalte die geforderte Nachzahlungssumme nicht aufbringen können. Das Szenario alarmiert auch den Eigentümerverband Haus & Grund. „Wir haben eine ganz schwierige Zeit vor uns. Vor allem das Thema Energiearmut beschäftigt mich“, sagt der aus Bottrop stammende Landesvorsitzende Walter Eilert. „Ich habe die Sorge, dass sich viele Mieter die hohen Kosten nicht leisten können und trotzdem die Scheu groß ist, staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.“
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Mieterbund-Geschäftsführer André Juffern rät indes dazu, die Nebenkosten-Abrechnungen sorgfältig zu prüfen und warnt vor schwarzen Schafen. „Wir haben in Einzelfällen die Befürchtung, dass besonders problematische Vermieter die Welle der Preiserhöhungen nutzen könnten, um auch Posten wie Reparaturen auf die Mieter umzulegen, die sie gar nicht umlegen dürfen.“