Düsseldorf. Die Kette Real soll im Sommer doch nicht Geschichte sein. Ein Investor will bundesweit 60 Filialen mit 5000 Beschäftigten fortführen.

Wende bei der Abwicklung der SB-Warenhaukette Real: Die Marke soll nun doch nicht im Sommer völlig vom deutschen Markt verschwinden. Die verbliebenen 60 verbliebenen Märkte will der Frankfurter Restrukturierungsexperte Sven Tischendorf gemeinsam mit Real-Managern übernehmen und unter dem bisherigen Namen fortführen. Für die Waren-Belieferung ist die Kölner Rewe-Gruppe im Gespräch.

Als der russische Finanzinvestor SCP Ende 2019 die 270 Real-Märkte vom Handelskonzern Metro übernahm, setzte er sich einen engen Zeitplan. Bis Sommer 2022 sollten die Filialen verkauft oder geschlossen und die Zentrale in Düsseldorf abgewickelt werden. Ende des Jahres sollte die Marke Real Geschichte sein. Die meisten Märkte hat SCP bereits an Kaufland, Edeka, Rewe, Globus und andere abgegeben. 40 Standorte wurden oder werden geschlossen.

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Für die restlichen 60 Real-Märkte haben die Russen nun überraschend einen Übernehmer gefunden. Der Deal kam nach eigenen Angaben bereits im Dezember zustande. Danach übernimmt das Family-Office der Unternehmerfamilie Tischendorf gemeinsam mit einem Team von Real-Managern um Vertriebschef Karsten Pudzich die Real-Reste zum 30. Juni.

„Durch diese Vereinbarung wird die Zukunft von rund 60 Real-Standorten und etwa 5000 Arbeitsplätzen gesichert. Der Weiterbetrieb der Standorte wird auch künftig unter der Marke Real erfolgen“, heißt es in einer Mitteilung. Auch eine Verwaltung mit 130 Beschäftigten solle fortbestehen. Nach Informationen unserer Redaktion soll die Real-Zentrale in Düsseldorf aber dennoch aufgelöst werden. Ein neuer Standort sei noch nicht gefunden.

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Logistik, Einkauf und Belieferung solle ein Partner übernehmen, heißt es in der Mitteilung. Die „Lebensmittelzeitung“ berichtet, dass sich für diesen Auftrag die Kölner Rewe-Gruppe Chancen ausrechne. Sie ist bislang bei der Übernahme lukrativer Real-Standorte nicht so recht zum Zuge gekommen.

Sven Tischendorf, Partner der auf Restrukturierungen spezialisierten Anwaltskanzlei AC Tischendorf, will nach eigenen Angaben selbst in die Real-Geschäftsführung eintreten. Seine Pläne blieben zunächst unscharf. „Uns anvertraute Unternehmen entwickeln wir nachhaltig weiter. Real hat einen sehr gesunden Geschäftskern“, lässt sich der Unternehmer zitieren. Ziel sei es, „die Real GmbH als SB-Warenhausunternehmen mit einem Lebensmittel- und Nonfood-Sortiment substanziell zu modernisieren und damit sehr erfolgreich neu auszurichten“.

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Die Märkte, die auch künftig mit dem Real-Logo weiterlaufen sollen, vermochte ein Sprecher Tischendorfs auf Anfrage nicht zu benennen. Man arbeite noch an einer Liste, sagte er. Nach Recherchen der Lebensmittelzeitung sollen die Häuser einen Umsatz von bis zu einer Milliarde Euro auf die Waage bringen. Unter ihnen sollen auch schlecht laufende Filialen sein, für die SCP bislang keine Interessenten fand.

Deshalb soll der Deal mit Tischendorf dem Vernehmen nach auch eine Mitgift enthalten. Nach Informationen unserer Redaktion war die Real-Übernahme für SCP dennoch ein lohnendes Geschäft. Die Handelsimmobilien, die mit zum Paket gehörten, hatten allein schon ihren Wert.