Menden. An allen europäischen Standorten des Armaturenherstellers Kludi aus Menden werden deutlich Arbeitsplätze abgebaut. Die Hintergründe.
Wenige Monate nach dem Verkauf des Mendener Armaturenherstellers an RAK Ceramics aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, kündigt das Traditionsunternehmen an allen drei europäischen Standorten erheblichen Stellenabbau bis Ende März 2023 an. Am Stammsitz in Menden sollen 65 bis 70 der noch rund 350 Arbeitsplätze abgebaut werden. „In Menden wird dies über Vorruhestandsregelungen und Freiwilligenprogramme sozialverträglich und vom Betriebsrat unterstützt stattfinden“, erklärte Kludi-Chef Julian Henco auf Anfrage der Westfalenpost am Donnerstag.
Zuvor hatte Henco am Donnerstag in einer Betriebsversammlung die Belegschaft über die aktuelle Situation informiert. Die Entscheidung, Arbeitsplätze abzubauen, habe auch mit der bereits laufenden Umstrukturierung zu tun. Im Werk in Menden sei beispielsweise stark automatisiert worden. „Wir haben hier bereits von Handschleifen auf Roboterschleifen umgestellt. Die gute Nachricht für Menden ist, dass wir das Kunststoffwerk weiter stärken werden“, so Henco. Der Jobabbau werde sozialverträglich passieren. „Wir sind da in sehr engem Austausch mit der IG Metall und dem Betriebsrat.“ Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind nach Aussagen des Unternehmens attraktiv, jedenfalls „liegen sie über den in der Branche im Sauerland üblichen Abfindungen“, erklärt Henco.
Auch Werke in Österreich und Ungarn stark betroffen
Alle drei Standorte, also Menden, Hornstein in Österreich und Diósd in Ungarn sollen spezialisiert werden. In Menden wird demnach das Kompetenzzentrum wird Badarmaturen und Brausen entstehen. In Österreich sollen 80 von 140 Stellen abgebaut werden. Hier sollen künftig Küchenarmaturen endmontiert werden. Auch die Galvanik bleibe in Hornstein, Gießen und Zerspanen werde künftig in Ungarn passieren. Auch dort verlieren 40 der 230 Beschäftigten kurzfristig ihren Job. Schleifen und Polieren ist hier mittlerweile automatisiert worden. „Das sind die Arbeitsplätze, die jetzt in Ungarn wegfallen“. Auch in Österreich und Ungarn soll der Jobabbau sozialverträglich passieren.
Nachfrage nach Armaturen deutlich gesunken
Erst vor wenigen Monaten wurde das Traditionsunternehmen von RAK Ceramics aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) für 39 Millionen Euro übernommen. RAK ist seit 2006 Partner von Kludi für das Geschäft im Nahen Osten. In den Vereinigten Arabischen Emiraten kooperierten Kludi und RAK seitdem in einem Joint-Venture. Von dort soll künftig das Massengeschäft abgewickelt werden. RAK-Chef Abdallah Massaad und Kludi-Chef Julian Henco verkündeten im Gespräch mit dieser Zeitung, den Armaturenhersteller zur Weltmarke machen zu wollen. Massaad räumte allerdings im August bereits ein, dass die wirtschaftliche Lage in Europa schwierig sei. „In den vergangenen fünf Monaten ist die Nachfrage im Bausektor und insbesondere in der Sanitärbranche erheblich zurückgegangen. Im Moment ist hier der Heizungsbau im Fokus. Dieser Trend wird sich in den kommenden sechs bis zwölf Monaten eher noch verstärken“, schätzt Henco. Die nun getroffenen Entscheidungen zum Stellenabbau und zu den Schwerpunktsetzungen hält das Unternehmen aber für nachhaltig tragend. „Es ist eine Entscheidung, die niemand leichten Herzens trifft“, versichert der Kludi-Chef.