Menden. Nach knapp 100 Jahren in Familienhand übernimmt ein arabischer Keramikanbieter den Armaturenhersteller Kludi aus Menden.

Der Mendener Armaturenhersteller Kludi wird von dem börsennotierten Unternehmen RAK Ceramics aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) übernommen. Darauf haben sich am Dienstagmorgen beide Unternehmen geeinigt. „Die Vereinbarung soll vorbehaltlich der Closing Bedingungen bis zum 31. Mai 2022 umgesetzt werden“, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung. Dazu gehört unter anderem die Zustimmung der Kartellbehörde. Die Verträge sind laut Kludi am Dienstagmorgen in den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichnet worden.

Das 1926 in Menden gegründete Unternehmen Kludi befand sich seit drei Generationen in Familienbesitz. Franz Scheffer, Enkel des Firmengründers, habe bereits 2020 entschieden, das Unternehmen zu verkaufen. Es habe Gespräche mit mehreren Interessenten gegeben. Scheffer ziehe sich mit diesem Schritt nun vollständig aus dem Unternehmen zurück.

Kludi beschäftigt aktuell rund 860 Mitarbeiter, davon 350 am Stammsitz in Menden. Am Produktionsstandort in Hornstein (Österreich) weitere 140 und im ungarischen Diósd nach eigenen Angaben 230 Mitarbeiter.

Seit 2018 geht es bei Kludi aufwärts

Kludi hatte sich nach Stagnation in den vergangenen Jahren neu aufgestellt, sowohl in der Produktion, als auch personell und mit der Strategie, sich ganz auf das Armaturensegment und puristische Produkte zu fokussieren. Kludi profitierte zuletzt vom starken Bau- und Modernisierungsboom in Corona-Zeiten. Der Umsatz konnte im Geschäftsjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um knapp zehn Prozent auf 118,3 Millionen Euro gesteigert werden. Die Modernisierung und Digitalisierung, die am Standort Menden bereits greift, soll mit dem finanzkräftigen börsennotierten Unternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten fortgeführt werden.

Das gerade erst verjüngte Management um Kludi-Geschäftsführer Julian Henco soll auch unter dem Dach von RAK Ceramics bleiben. Henco wurde 2017 vom Branchenexperten Peter Körfer-Schün geholt, der von 1991 bis 2004 Chef des benachbarten Unternehmens Grohe war. Von dort kannten sich die beiden. Für den Hemeraner Branchenriesen positionierte Henco in den 90er Jahren Grohe auf dem Markt im Mittleren Osten. Vor seinem Wechsel zu Kludi war er beim Schweizer Armaturenhersteller Franke beschäftigt.

Gründerenkel Franz Scheffer zieht sich zurück

Mit dem Besitzerwechsel sichere sich Kludi Unterstützung und finanzielle Rückendeckung für die Fortsetzung der Wachstumsstrategie und eine deutliche Intensivierung der 2018 eingeleiteten Modernisierung.

Kludi und RAK Ceramics sind gute Bekannte. Bereits seit 2006 kooperieren sie im Joint-Venture Kludi RAK im arabischen Markt. RAK ist nach eigenen Angaben führender Anbieter von keramischen Lifestyle-Lösungen, gehört zu den weltweit Top-5-Keramikherstellern und hat hohe Marktanteile in Südostasien, Indien und den Golfstaaten. „Die Übernahme der Kludi Gruppe steht im Einklang mit unserer Wachstumsstrategie und unserer Verpflichtung, unsere Präsenz in den Kernmärkten zu stärken und uns auf unsere Kernprodukte zu konzentrieren. Sie bietet RAK Ceramics die Möglichkeit, unsere Expansion in die europäischen Märkte voranzutreiben“, lässt Abdallah Massaad, Vorstandsvorsitzender (Group CEO) der RAK Ceramics Group mitteilen.

RAK Ceramcis: 15.000 Beschäftigte, knapp 1 Mrd. US-Dollar Umsatz

Umgekehrt habe Kludi nun die Möglichkeit, das Netzwerk des RAK Konzerns mit seinen rund 15.000 Beschäftigten zu nutzen. Das arabische Unternehmen meldete zuletzt einen Umsatz von knapp einer Milliarde US-Dollar.

„Mit dem Einstieg von RAK Ceramics ergeben sich für Kludi neue Zugänge zu spannenden internationalen Märkten. Dennoch steht fest: Kludi ist und bleibt ein eigenständiger, deutscher Mittelständler“, kommentierte Julian Henco den anstehenden Verkauf des Sauerländer Unternehmens nach knapp einhundert Jahren in Familienhand.