Essen. Initiativkreis Ruhr will in Duisburg-Hochfeld zeigen, wie das Leben der Menschen verbessert werden kann. Podcast mit Anette Bickmeyer.
Wenn in fünf Jahren die Internationale Gartenschau IGA Gäste aus aller Welt ins Ruhrgebiet lockt, soll vor allem ein Stadtteil besonders glänzen: Duisburg-Hochfeld. Das Wirtschaftsbündnis Initiativkreis Ruhr (IR) will gemeinsam mit Stadt und Partnern aus dem Problemviertel ein Vorzeigequartier machen. Viel Zeit bis zu dem touristischen Großereignis 2027 bleibt nicht. Geschäftsführerin Anette Bickmeyer erklärt im WAZ-Podcast „Die Wirtschaftsreporter“, was der Initiativkreis Ruhr in Hochfeld vor hat.
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Die Entwicklungsgesellschaft „Urbane Zukunft Ruhr“ ist gegründet, zwei Geschäftsführer und ein Bildungskoordinator sind gefunden. Knapp ein Jahr nach dem Beschluss der Vollversammlung des IR, in Hochfeld ein ganz großes Rad drehen zu wollen, hat die Arbeit begonnen. Statt „mit der Gießkanne“ kleine Projekte über das Ruhrgebiet mit seinen 5,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern zu verteilen, habe man sich bewusst für Hochfeld entschieden.
Anette Bickmeyer: Alle Flutlichter auf Duisburg-Hochfeld
„Wir wollen alle Flutlichter auf einen Stadtteil werfen, der viele Chancen und enorm viele Herausforderungen hat“, sagt Geschäftsführerin Bickmeyer. Innerhalb von zehn Jahren sollen sich die Lebensverhältnisse der Menschen in dem von hoher Arbeitslosigkeit, Kriminalität und sozialen Problemen geprägten Stadtteil verbessern. „Gäste der Internationalen Gartenschau 2027, die vom Duisburger Hauptbahnhof zu den Hochfelder Gärten kommen, sollen spüren, dass sich hier etwas tut, und sagen: Das ist ein interessanter Stadtteil. Da halten wir uns gern auch eine Stunde länger auf“, beschreibt Bickmeyer das Zwischenziel.
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Seit mehr als 30 Jahren setzt sich der Initiativkreis Ruhr dafür ein, junge Menschen nach Schule oder Studium an die Region zu binden und Führungskräfte aus allen Teilen des Bundesgebiets hierher zu locken. Dabei stoße er aber auf Hindernisse. „Das Image, das dem Ruhrgebiet immer noch anhaftet, ist geprägt durch eine Berichterstattung über Kriminalität und dunkle Ecken“, kritisiert Bickmeyer. „Wir wollen zeigen, dass es neben Essen-Bredeney und einem tollen See auch noch andere tolle Ecken gibt.“
Das Ruhrgebiet hat „viel Feuer“
Mit der Beantwortung der Frage, ob das Ruhrgebiet wirtschaftlich und sozial nicht schon weiter sein könnte, wenn es nicht so lange an Kohle und Stahl festgehalten hätte, will sich die aus Niedersachsen stammende Geschäftsführerin des Initiativkreises gar nicht lange aufhalten. „Tradition ist wichtig“, sagt sie. Die entscheidende Frage sei aber, ob man die Asche anbete oder das Feuer weitergebe. „Diese Region hat immer wieder bewiesen, dass sie viel Feuer hat. Der Initiativkreis will seinen Beitrag leisten, dass das Feuer weiter brennt“, so Bickmeyer.
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Die Geschäftsführerin verweist dabei etwa auf die Hochschuldichte im Revier. Beim Thema Datensicherheit sei das Ruhrgebiet inzwischen gar „Weltspitze“. Doch die prägenden Branchennamen der Unternehmen und Institute wie GData, Escrypt oder Max-Planck tauchen auf der Mitgliederliste des Initiativkreises nicht auf. Auch die hier ansässigen großen Handelsketten wie Aldi, Deichmann, Obi oder Kik fehlen.
„Hallo, hallo Aldi, wir warten auf Sie“
Darauf angesprochen, redet Anette Bickmeyer nicht lange um den heißen Brei herum. „Hallo, hallo Aldi, wir warten auf Sie“, ruft sie im Podcast mit einem zuversichtlichen Lachen. Aus dem Archiv weiß die Geschäftsführerin, die seit Juli 2021 im Amt ist, dass Aldi Süd und Nord, Deichmann und die Tengelmann-Gruppe bereits Mitglieder des Initiativkreises waren. „Es gibt auch immer wieder Unternehmen, die das Bündnis verlassen“, räumt Bickmeyer ein. „Wir arbeiten daran, Unternehmen zu überzeugen, Teil der Bewegung zu werden. Wenn Aldi wieder Mitglied würde, wäre das doch super.“
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Optimistisch ist die erste Geschäftsführerin des Initiativkreises, dass Frauen in dem Wirtschaftsbündnis, aber auch in den Unternehmen in nicht allzu ferner Zukunft eine größere Rolle spielen werden. Unter den 13 Moderatoren-Teams, die den IR seit der Gründung 1988 nach außen repräsentiert haben, waren bislang ausschließlich männliche Unternehmensvertreter. „Die Demographie wird es richten“, gibt sich Bickmeyer optimistisch. „So viele gut ausgebildete Frauen werden sich auch durchsetzen.“