Düsseldorf. Nach Corona gewinnen flexible Büroräume an Bedeutung. Das israelische Start-up Mindspace will im Düsseldorfer Stilwerk 600 Plätze schaffen.
Die Corona-Pandemie hat dem mobilen Arbeiten zum Durchbruch verholfen. Flexibilität bei der Bereitstellung von Büros sei der größte Vorteil in Zeiten der Unsicherheit, heißt es in einer Studie des Immobilien-Spezialisten JLL. Vor diesem Hintergrund setzt das israelische Start-up Mindspace seine Expansion in Deutschland fort und will erstmals auch in Düsseldorf flexible Büroflächen ohne lange Mietlaufzeiten anbieten.
Auch interessant
„Die Büronachfrage verlagert sich hin zu flexiblen Konzepten“, heißt es in der JLL-Erhebung. 41 Prozent der befragten Mieterinnen und Mieter erwarten, dass in der Nach-Corona-Zeit verstärkt flexible Flächen genutzt werden, für die Unternehmen keine langfristigen Mietverträge abschließen müssen. JLL zufolge gehören aktuell aber nur fünf bis sechs Prozent der Büroflächen zum sogenannten Flex-Office-Markt. Die Experten erwarten indes, dass der Anteil in der Nach-Corona-Phase bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent wachsen werde.
Deutschland ist der stärkste Markt für Mindspace
In diesem Wachstumsfeld bewegt sich Mindspace. „Wir treiben die Expansion voran. Dafür hat das Unternehmen gerade 72 Millionen US-Dollar Kapital eingesammelt“, sagt Deutschlandchef Oliver Lehmann im Gespräch mit unserer Redaktion. Obwohl die Gründer in Israel sitzen, hat das Start-up Europa in den Fokus genommen. Lehmann: „Deutschland ist der stärkste Markt für Mindspace. Wir wollen in den sieben deutschen Top-Städten vertreten sein, schauen uns aber auch an anderen Standorten um.“
Auch interessant
Düsseldorf soll nun der elfte deutsche Standort werden. Mindspace ist bereits weltweit in 17 Metropolen vertreten – darunter Berlin, München, Frankfurt am Main, Hamburg, London, Amsterdam, Warschau, San Francisco, Philadelphia und Tel Aviv. In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt hat sich das Unternehmen eine Etage im exklusiven „Stilwerk“ gesichert. Unweit der Luxus-Einkaufsmeile Kö sind in dem markanten Gebäude Design-Einrichtungsgeschäfte untergebracht, aber auch Gastronomie und Weinhändler.
600 flexible Arbeitsplätze im Düsseldorfer Stilwerk
„Unsere Standorte liegen in sehr guten Lagen und müssen leicht erreichbar sein. Haltestellen für Bus und Bahn sind maximal zwei bis drei Minuten entfernt“, nennt Lehmann die Ansiedlungsbedingungen. „Im Düsseldorfer Stilwerk wollen wir im Februar 2023 eröffnen.“ 4100 Quadratmeter sollen dort zur Verfügung stehen – Platz für 600 Arbeitsplätze.
Auch interessant
Bei Mindspace ist man optimstisch, die bis dahin fertig eingerichteten Büros vermarkten zu können. „Die Auslastung in Deutschland liegt bei über 95 Prozent“, sagt der Deutschlandchef und glaubt, den Grund für den Erfolg zu kennen. „Die Unternehmen planen nicht mehr so langfristig. Das liegt auch am Wettbewerb um die besten Talente.“
Weg von langfristigen Mietverträgen
Die möblierten Büros mit Empfangsservice, buchbaren Besprechungsräumen, Lounges und Küchen sollen sich an ein breites Nutzerspektrum richten: „Junge Unternehmen in der Wachstumsphase wollen einfach nur ein Büro dazu buchen, um flexibel zu bleiben. Wir beobachten auch, dass manche Firmen die Kosten für feste, langlaufende Mietverträge aus den Büchern bekommen wollen“, berichtet Lehmann. „Unsere Kunden sind Start-ups, Kulturschaffende, Freiberufler, aber auch große Anwaltskanzleien und Konzerne wie Samsung, GEA und Klarna.“ Präferenzen für bestimmte Branchen habe Mindspace nicht: „Wir wollen uns nicht limitieren. Aktuell sind die Hälfte unserer Mieter kleine und mittlere Unternehmen und über 40 Prozent Konzerne.“
Auch interessant
Das Konzept der Flex-Office-Anbieter sei eben Flexibilität. Man kann sich für einen Monat einmieten, mehrere Jahre oder unbefristet. „Unser Preismodell beginnt bei 300 Euro für einen wechselnden Arbeitsplatz am Hot Desk in einem offenen Coworking-Bereich. Es gibt aber auch Suiten mit Arbeitsplätzen, die bis zu 600 Euro pro Monat kosten“, erläutert Lehmann. „In den ersten drei bis fünf Jahren eines neu gegründeten Unternehmens ist es in der Regel kostengünstiger, kein eigenes Büro zu unterhalten.“
>>> Die Konkurrenz wächst
Mindspace ist nicht der einzige Anbieter flexibler Büroräume. Die Konkurrenz in Deutschland wächst.
„Guter Service ist ein Grund für Beschäftigte, aus dem Homeoffice ins Büro zurückzukehren. Deshalb gibt es Platz für Hunderte Wettbewerber, aber nicht für schlechten Service“, sagt Mindspace-Deutschlandchef Oliver Lehmann und fügt hinzu: „Für einen einfachen Schreibtisch kommt man nicht ins Büro.“