Warstein. Ein mit Solarkraft betriebenes Gespann aus E-Auto und Tiny-House ist auf Weltreise. Freitag war es in Warstein und warb für Klimaprojekte.
Ein Tiny House in Schmetterlingsform rollt seit ein paar Tagen klimaneutral durch deutsche Lande. Es ist viel mehr als eine hübsche Idee, die der Solarpionier Louis Palmer am 23. Mai von Genf aus auf eine dreijährige Weltreise geschickt hat. Am Freitag machte der „Solarbutterfly“ mit einer vierköpfigen Crew Station beim Chiphersteller Infineon in Warstein. Die Idee: „Wir wollen Klimapioniere überall auf der Welt besuchen, den Leuten eine Bühne geben“, sagt Stefan Kratz, gebürtiger US-Amerikaner und Chef der Tour durch Deutschland.
Angetrieben wird das rollende, zehn Meter lange Schmetterlingshaus durch 80 Quadratmeter Solarpanel auf den Flügeln. Spannweite gut 14,5 Meter. Ausreichend Sonnenkraft, um das Zugfahrzeug, ein Tesla-SUV, mit Energie zu versorgen, um die bis 2025 dauernde, rund 100.000 Kilometer lange Werbetour für Klimaprojekte zu absolvieren. 200 bis 300 Kilometer pro Tag. Pünktlich am 12. Dezember 2025 soll das Schmetterlingshaus in Paris einrollen. Es wäre der 10. Jahrestag des Uno-Klimaabkommens, bei dem sich in Frankreichs Hauptstadt 196 Staaten und die EU auf einen verbindlichen Vertrag festgelegt hatten, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu halten, möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Haut aus „Ozean-Plastik“
Das 30 Quadratmeter kleine Haus reicht aus, um vier Personen Platz zu bieten. Küche, Bad, multifunktionales Schlaf-Wohnzimmer, das alternativ zum TV-Studio wird, um der Welt von den besten Klimaprojekten via Social Media zu berichten, gehören dazu. Komplett autark wird das Tiny House durch ein Wassersammelbecken auf dem Dach und eben die Solarflügel. Entwickelt hat der Umweltaktivist Palmer das Gefährt zusammen mit Akteuren der Uni Luzern. Für die „Schmetterlingshaut“ wurden laut Palmer 800 Kilogramm Plastikflaschen recycelt, aus den Ozeanen gefischt.
Das Team von „Solar Butterfly“ ist erst seit drei Wochen auf der Weltreise unterwegs, hat aber nach eigenen Angaben auf Instagram unter dem Stichwort „meetlarso“ bereits rund drei Millionen Aufrufe verbucht. Klima ist ein hochaktuelles Thema, aber eben nicht nur an heißen Wochenenden und nicht nur für die vermeintlich große Politik wie 2015 in Paris. „Wenn die ganze Welt vom Klimawandel spricht, dann ist es Zeit, die Lösungen zu zeigen und diese zu unterstützen“, erklärt der Initiator Palmer. Der Schweizer hat vor 15 Jahren als erster Mensch die Welt in einem solarbetriebenen Auto umrundet. Viele der Orte, an denen Palmer damals Station gemacht hat, werden erneut besucht. Eine der ersten Stationen in Deutschland – nach Reutlingen und Böblingen – war nun Warstein. Für diesen Samstag hat sich der Schmetterling in Arnsberg angekündigt. Wuppertal, Düsseldorf und Bottrop stehen in der kommenden Woche auf dem Routenplan, laut dem in diesem Sommer auch noch Hamburg, Hannover und Berlin angesteuert werden sollen.
Infineon-Chef Kohring: „Ohne unsere Produkte wird es nichts mit dem Klimawandel“
Die Aktivisten wollen zeigen, wie Klimawende auch im Kleinen geht. Nach Warstein sind deshalb auch Klimapioniere aus der Region gekommen, um sich zu präsentieren. Wie Kleeschulte Erden aus Rüthen. Das Unternehmen mit rund 50 Beschäftigten stellt Bio-Erde her und nutzt dazu Komponenten aus der Region. Statt des begehrten Torfs als Zusatz, dessen Abbau Unmengen CO2 freisetzt, ist es der Firma gelungen, diesen durch Holz zu ersetzen, ohne dass es dem Substrat und damit der Pflanze an etwas fehlt. Klimaschonend. „Wir haben schon vor Jahren damit begonnen, aber da hat es noch niemanden interessiert“, sagt Gärtnermeister Guido Schlang. Warsteins Bürgermeister Thomas Schöne ist immer dabei, wenn es um Energiewende geht: „Mit der Erklärung des Klimanotstandes 2019 haben wir 140 Einzelmaßnahmen aufgelistet. Dreiviertel haben wir schon abgearbeitet.“ Und auch Infineon-Standortchef Arne Kohring freut sich über den Schmetterlingsbesuch, der so gut zum eigenen Unternehmen passe: „Ohne unsere Produkte wird es nichts mit dem Klimawandel“, sagt Kohring nicht ohne Stolz. Jede zweite Solar- oder Windkraftanlage weltweit laufe mit Infineon-Chips.
Eine 50:50-Chance also, dass auch im Solar-Butterfly Warsteiner Technik um die Welt reist.
Schulbesuch erwünscht
Initiator des Projekts ist der Schweizer Umweltaktivist und Solarpionier Louis Palmer. Am 23. Mai startete „Solar-Butterfly“ von Genf aus die Weltreise, die rund 100.000 Kilometer durch 90 Länder führen und am 12. Dezember 2025 in Paris enden soll. Schulen sind eingeladen, einen Klima-Parcours zu absolvieren und das Gefährt kennenzulernen. Infos: solarbutterfly.org/education