Düsseldorf/Hagen. Erstmals bieten die Stahl-Arbeitgeber die geforderte prozentuale Entgelterhöhung. Die Gewerkschafter sind aber enttäuscht und weiten Streiks aus.

In der nordwestdeutschen Stahlindustrie werden ab Montag die „Warnstreiks massiv ausgeweitet“, erklärte NRW-IG Metall-Chef Knut Giesler am Samstag. In der Nacht war die dritte Runde der Tarifverhandlungen für rund 68.000 Beschäftigte in NRW, Niedersachsen und Bremen erneut gescheitert. Dabei waren die Arbeitgeber erstmals auf die Forderung eingegangen, eine tabellenwirksame Entgelterhöhung zu vereinbaren. Sie boten 4,7 Prozent mehr Lohn und Gehalt an, bei einer Laufzeit von 21 Monaten.

Fuhrmann: „Jetzt ist es an der IG Metall, mitzugehen“

„Nachdem das situationsangemessene Instrument - eine faire Einmalzahlung - offenbar nicht zu einer Einigung im Tarifkonflikt führen kann, haben wir uns zu diesem Angebot einer tabellenwirksamen Entgeltanhebung entschlossen. Dies ist uns in Anbetracht der hohen, sich bedauerlicherweise immer mehr abzeichnenden Risiken sowohl der Energieversorgung als auch der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung alles andere als leicht gefallen. Es ist nun an der IG Metall, den Weg zu einer realitätsbezogenen Lösung mitzugehen“, erklärte der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Stahl, Heinz Jörg Fuhrmann.

Bereits zum Start der Verhandlungen hatten die Arbeitgeber eine relativ hohe Einmalzahlung von 2100 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten angeboten – umgerechnet auf ein Jahr mehr als die 4,7 Prozent aus der Freitagnacht.

IG Metall: Montag flächendeckend raus

Die Mitglieder der Verhandlungskommission auf Arbeitnehmerseite haben denn auch direkt enttäuscht abgewunken. „Die Stahlbranche verdient gerade richtig viel Geld. Daran wollen die Beschäftigten ihren gerechten Anteil“, betonte Arbeitnehmerverhandlungsführer Giesler. Mit dieser Erwartungshaltung gehe die IG Metall nun in die vierte Verhandlung am 14. Juni, so der Gewerkschafter. „Nach den eindrucksvollen Warnstreiks erwarten wir am Dienstag ein konstruktives Verhalten der Arbeitgeber am Verhandlungstisch. 4,7 Prozent reicht den Beschäftigten in dieser Lage mit hohen Gewinnen, vollen Auftragsbüchern und stark steigenden Preisen nicht. Die Arbeitgeber sollten wissen: Bewegen sie sich nicht deutlich, dann sind die Stahlarbeiterinnen und Stahlarbeiter bereit, den Arbeitskampf spürbar auszuweiten.“ Nach wie vor steht die Forderung nach 8,2 Prozent mehr Entgelt bei zwölf Monaten Laufzeit im Raum.

Bereits am Montag wird es flächendeckend für mehrere Stunden Warnstreiks geben. Unter anderem in Siegen, wo am Morgen ein Demozug von den Deutschen Edelstahlwerken in Geisweid zum Geisweider Marktplatz „Am Klafelder Markt“ angekündigt ist. Auch in Hagen soll es einen Demozug geben, und zwar vom DEW-Werk in Richtung Innenstadt. Weitere Aktionen finden am Montag unter anderem in Duisburg bei Thyssenkrupp Steel und Arcelor Mittal, in Bochum von der IG Metall-Geschäftsstelle, in Recklinghausen (Arcelor Mittal) und Mülheim (Salzgitter Mannesmann) statt.