Düsseldorf. Vodafone-Beschäftigte können 20 Tage pro Jahr an Urlaubsorten im EU-Ausland arbeiten. Das beliebte Angebot hat auch einen ernsten Hintergrund.
Es klingt wie ein Traum: Mitarbeitende des Düsseldorfer Telekommunikationskonzerns Vodafone haben die Möglichkeit, 20 Tage pro Jahr von ihrem Urlaubsort im EU-Ausland zu arbeiten. Das Angebot, Mails unter Palmen am Strand zu checken und Videokonferenzen abzuhalten, hat aber auch einen ernsten Hintergrund.
„Wer motivierte Mitarbeitende haben möchte, sollte ihnen ein flexibles, vertrauensvolles Arbeitsumfeld bieten“, sagt Felicitas von Kyaw, Personalgeschäftsführerin bei Vodafone. Schon vor der Corona-Pandemie konnten die 16.000 Beschäftigten in Deutschland zu 50 Prozent zu Hause arbeiten, sofern es technisch möglich ist. Inzwischen sind alle Beschränkungen gefallen. Die Beschäftigten können selbst entscheiden, ob und wieviel sie mobil oder im Büro arbeiten. „Full Flex“ heißt das Modell, das im vergangenen Herbst auf „Full Flex EU“ ausgeweitet wurde und jetzt auch im europäischen Ausland gilt.
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„Die Nachfrage war schon vorher groß. Den Mitarbeitenden geht es dabei nicht nur darum, ihren Urlaub zu verlängern“, betont Markus Pfau, der bei Vodafone für internationale Personalthemen zuständig ist. „Wir werben immer mehr Fachkräfte aus dem EU-Ausland an. Gerade für diese ist das Angebot sehr hilfreich, da sie dadurch mehr Zeit mit ihren Familien im Ausland verbringen können. Insofern sehen wir Full Flex EU auch als Anreiz, bei Vodafone zu arbeiten“, so Pfau.
IT-Fachkräfte kommen oft aus dem Ausland
Er verweist darauf, dass es der Telekommunikationskonzern immer schwerer habe, IT-Spezialisten in Deutschland zu rekrutieren. „Oft kommen sie aus dem Ausland“, sagt er. Das Angebot, einige Wochen außerhalb Deutschlands arbeiten zu können, komme ihnen entgegen. „Die Anforderungen an den Job wandeln sich deutlich“, betont Pfau. „Bewerberinnen und Bewerber möchten so flexibel wie möglich arbeiten, sie fragen auch nach Sabbaticals oder Gesundheitsprogrammen. Dagegen ist der Dienstwagen nicht mehr so wichtig.“
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„Full Flex EU“ soll dafür ein Anreiz sein, wenngleich auch nicht alle Berufsgruppen wie Beschäftigte in Shops oder Techniker vor Ort das Angebot nutzen können. Das sind nach Berechnungen des Personalexperten rund zehn Prozent der Vodafone-Belegschaft. „Mir ist darüber aber keine Neiddebatte bekannt“, betont er.
Glasfaser-Anschluss im Bungalow auf den Kanaren
Seit dem Start im vergangenen Oktober haben bereits mehr als 700 Mitarbeitende über 5000 Tage vom Urlaubsort im EU-Ausland gearbeitet. Einer von ihnen ist Lars Lucke, der gleich im grauen November in den Flieger gen Süden stieg. „Auf den Kanaren habe ich mir einen schattigen Platz am Pool gesucht und gearbeitet. Nach Feierabend konnte ich dann noch an den Strand“, erzählt der IT-Experte, der vor dem Abflug aber sorgfältig gecheckt hatte, dass der gebuchte und aus eigener Tasche bezahlte Bungalow auch über einen leistungsfähigen Breitband-Anschluss verfügt. „Auf den Kanaren ist fast jedes Haus an das Glasfasernetz angeschlossen“, sagt er.
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Für Lucke ist es kein Neuland, aus der Ferne zu arbeiten. Die IT-Spezialisten bei Vodafone sind über Standorte in ganz Deutschland verteilt. Zu gemeinsamen Besprechungen schalten sie sich ohnehin regelmäßig per Videokonferenz zusammen, und seine Excel-Tabellen, betont er selbst, kann der junge Mann aus Köln auch am Swimmingpool pflegen. „Wenn es gar nicht anders geht, würde ich natürlich sofort nach Hause fliegen“, meint Lucke.
In der Wirtschaft hat sich das Vodafone-Angebot, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen, längst rumgesprochen. „Es gibt viele Unternehmen, auch große Konzerne, die sich für unser Modell interessieren und nachfragen“, berichtet Personal-Manager Pfau. Und Mitarbeiter Lucke schmiedet im mäßig warmen nordrhein-westfälischen Frühsommer bereits neue Pläne und kündigt an: „Im kommenden November geht es wieder für zehn Tage auf die Kanaren.“