Siegen/Kreuztal. Professor Peter Burggräf von der Uni Siegen erklärt, warum es jetzt schon sinnvoll ist, auf ein batteriebetriebenes E-Auto umzusteigen.
Professor Peter Burggräf lehrt seit 2017 an der Universität Siegen und ist ein Treiber für Zukunftsthemen wie Elektromobilität. Burggräf ist Inhaber des Siegener Lehrstuhls für „International Production Engineering and Management“ (IPEM), der am kürzlich eingeweihten Campus Buschhütten in Kreuztal angesiedelt ist. Der 42-Jährige ist zudem weiter in seiner Heimatstadt an der RWTH Aachen gemeinsam mit Professor Schuh Chef der Fabrikplanung am wichtigsten Forschungsinstitut, dem Werkzeugmaschinenlabor (WZL). Wo wir beim Thema E-Mobilität stehen und wohin die Reise geht, erklärt der Ingenieur, der nebenbei 2019 von Studierenden zum Professor des Jahres in Deutschland gewählt worden ist.
Professor Burggräf, die ewige Frage, die Autokäufer bewegt: batterieelektrisch oder Brennstoffzelle?
Prof. Dr. Peter Burggräf: Im Pkw-Bereich klar batterieelektrisch. Die Fahrzeuge sind erstens günstiger in der Herstellung und werden in Zukunft noch günstiger, weil der Batteriepreis kontinuierlich sinkt. Wir sind jetzt bei weniger als 100 Euro pro Kilowattstunde (kWh). Das ist erst einmal sehr gut.
Aber sind mit Wasserstoff angetriebene Pkw nicht langfristig besser?
Das wichtigste Argument am Markt ist erst einmal der Preis. Für batterieelektrische Pkw spricht aber auch die Infrastruktur und die Nachhaltigkeit.
Besonders nachhaltig ist die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien aber auch nicht.
Mit höherem Einsatz regenerativer Energien, wird der CO2-Fussabdruck bei der Batterieherstellung immer besser. Und die Herstellung von Wasserstoff ist sehr energieintensiv. Am Ende ist der Wirkungsgrad, also wie viel der eingesetzten Energie am Ende die Räder antreibt, beim batterieelektrischen Pkw ungefähr drei Mal so hoch. Und es gibt noch ein Problem beim Brennstoffzellenauto: H2 lässt sich nur schlecht lagern.
Was meinen Sie damit?
Weil H2-Molkeüle so klein sind,. gibt es keinen in Autos verbauten Wasserstoff-Tank, der dicht ist.
Also können wir H2 im Fahrzeug vergessen?
Nein, für Lkw oder im Busverkehr, immer wenn es um lange Strecken geht, ist H2 eine Alternative. Im Pkw ist es eher etwas für die übernächste Generation, wenn überhaupt.
Viele Menschen sind noch unsicher, ob es sinnvoll ist, schon vom Verbrenner auf Elektromobilität umzusteigen.
Im Vergleich mit Benzinern und Dieselfahrzeugen lohnt es sich heute schon auf E-Mobilität zu setzen. Idealerweise mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Wenn jetzt viele umstiegen, gäbe es aber lange Schlangen an den paar Ladepunkten in Deutschland.
Das ist ein großes Problem. Es gibt bisher kein gutes Geschäftsmodell zum Betrieb von Ladesäulen. Das liegt an der Regulatorik. Es ist unheimlich aufwändig für Betreiber, im öffentlichen Raum Ladeinfrastruktur aufzubauen. Das ist einer der größten Hemmschuhe der Elektromobilität und ein wesentlicher Grund, warum viele Menschen noch Benziner oder Diesel kaufen. Dabei erhöht sich gerade alle 18 Monate die Reichweite von E-Autos um 20 Prozent. Die 500 oder 600 Kilometer-Marke wird für gewöhnliche Elektroautos bald geknackt werden bei Ladezeiten von 20, 30 Minuten.
Fazit, der Miterfinder des e.Go und des Streetscooter rät, jetzt auf ein Elektroauto umzusteigen?
Im Prinzip ja. Allerdings muss die Politik den Ausbau der Ladeinfrastruktur vereinfachen – und leider haben E-Autos gerade enorm lange Lieferzeiten.