Düsseldorf. LEG streicht ihre Neubauprojekte zusammen. Konzernchef von Lackum macht Baukosten, aber die Förderpolitik von Minister Habeck verantwortlich.
Nach dem Immobilienriesen Vonovia kündigt nun auch der Düsseldorfer Konzern LEG an, seine Neubau-Aktivitäten einzudampfen. Vorstandschef Lars von Lackum macht im WAZ-Interview für den Schritt die steigenden Baukosten, aber auch die Wohnungsbauförderpolitik von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verantwortlich.
Herr von Lackum, nach dem Marktführer Vonovia kündigt nun auch die LEG als deutsche Nummer zwei an, den Neubau von Wohnungen deutlich zurückzufahren. Warum?
Lars von Lackum: Projektentwicklung zählt nicht zum Kerngeschäfts der LEG. Wir möchten dennoch einen Beitrag leisten, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, wo er dringend benötigt wird. Dafür haben wir aktuell Investitionen von rund einer Milliarde Euro für rund 2700 neue Wohnungen in der Pipeline. Ein wesentliches Problem ist, dass einige Materialien derzeit gar nicht mehr verfügbar sind, z.B. bezahlbarer Baustahl. Darüber hinaus führen die enorme Knappheit bei Baumaterialien und auch Fachkräften zu deutlich höheren Kosten.
Mit Generalunternehmern können wir keine Festpreise mehr vereinbaren. Wir können und wollen aber am Ende die Neubau-Miete nicht einfach von zwölf auf 16 oder 18 Euro erhöhen. Das können unsere Kunden auch nicht bezahlen. Deshalb halten wir uns beim Neubau zurück.
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Was bedeutet das konkret?
Von Lackum: Bei Projekten für 400 Millionen Euro, die wir von Projektentwicklern gekauft haben, besteht kein Preisrisiko für uns. Einige, zum Beispiel eines in Düsseldorf-Unterbach, steht kurz vor der Fertigstellung. Weitere Neubau-Vorhaben für 500 Millionen Euro wollen wir weiter vorantreiben, aber mit einem völlig anderen Zeitfenster. An den Pilotprojekten mit modularem Bauen in Monheim und Euskirchen halten wir jedoch fest. 2023 werden wir 500 Wohnungen auf den Markt bringen.
Ist das Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 Wohnungen zu schaffen, überhaupt noch realisierbar, wenn schon die großen Konzerne auf die Bremse treten?
Von Lackum: Das Ziel der Bundesregierung ist absolut richtig. Denn der Wohnungsbedarf wird weiter dramatisch steigen. Wir haben bereits 600.000 ukrainische Kriegsflüchtlinge bei uns, die vermutlich nicht kurzfristig in ihre Heimat zurückkehren können. Klara Geywitz ist eine sehr kluge und pragmatische Bauministerin. Das hilft aber nichts, wenn der Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck für die Förderprogramme zuständig ist. Er lässt uns als Branche im Unklaren, wie es in der Neubauförderung ab dem 1. Januar 2023 weitergehen soll.
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Was fordern Sie von der Politik?
Von Lackum: Wir brauchen ganz schnell Klarheit, wie es mit der staatlichen Förderung von Wohnimmobilien weitergeht. Mit der abrupten Schließung von Programmen hat Herr Habeck für große Unsicherheit gesorgt. Alle Bauprojekte müssen jetzt noch einmal überplant werden.
Wie können denn rasch die nötigen neuen Wohnungen gebaut werden?
Von Lackum: Wir müssen großflächig an den Stadträndern bauen, um Masse zu schaffen. Dafür muss die Politik die Grundstücke bereitstellen. Wir brauchen auch eine Debatte darüber, ob KfW 40 der richtige Baustandard ist. Das Energieeinsparpotenzial ist trotz der dicken Verpackung aus Dämmstoffen ehrlich gesagt überschaubar. Mit dem Einsatz von grünem Strom oder Wärme reduzieren wir den CO2-Ausstoß effektiver.
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Und trotzdem fehlen noch die Kapazitäten bei den Bau- und Handwerksbetrieben.
Von Lackum: Deutschland braucht jährlich 400.000 Zuwanderinnen und Zuwanderer, allein um die Lücke der Babyboomer zu schließen, die in Rente gehen. Deshalb müssen wir ein Land der Immigranten mit einer entsprechenden Willkommenskultur werden. Die Materialengpässe werden sich irgendwann durch die Kräfte des Wettbewerbs auflösen. Der Fachkräftemangel aber nicht. Dafür brauchen wir einen staatlichen Ansatz. Wer kennt diese Situation besser als das Ruhrgebiet?
Anreize für Neubau und mehr Fachkräfte werden nicht kurzfristig zu schaffen sein. Worauf müssen sich Wohnungssuchende einstellen?
Von Lackum: Wir werden gerade an den begehrten Standorten in eine noch schwierigere Wohnungssituation kommen. Das bereitet mir große Sorgen. Es gibt da keine populären Lösungen. Eine Alternative wird sein, dass Menschen in entspanntere Märkte oder ländliche Gegenden ausweichen oder oder sich mit weniger Quadratmetern zufrieden geben müssen.