Düsseldorf. Die LEG nimmt erste 70 Familien aus der Ukraine auf. Scharfe Kritik üben Mieterschützer indes an den Mieterhöhungen und Expansion des Konzerns.

Die ersten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sind im Ruhrgebiet eingetroffen. Mehr als 70 Familien hat der größte nordrhein-westfälische Vermieter, die LEG, unter anderem in Duisburg, Dortmund und Herne aufgenommen. Angesichts niedriger Leerstandsquoten und hoher Nachfrage lange vor dem Krieg seien die Möglichkeiten aber begrenzt, erklärt das Unternehmen.

„Die Menschen kommen nur mit ihren Kleidern am Körper und haben sonst nichts“, schildert LEG-Chef Lars von Lackum die Lage. „Wir haben die Flüchtlinge zum Teil buchstäblich aufgesammelt“, sagt LEG-Vorstand Volker Wiegel. Das Wohnungsangebot sei zwar begrenzt, die Hilfsbereitschaft der Mitarbeitenden aber „überwältigend“. Eine halbe Million Euro habe die LEG-Stiftung bereitgestellt, um über die Kooperationspartner Poco und Westwing Möbel für die Flüchtlinge zu beschaffen. Aber auch Spenden werden gesammelt. „Wie groß die Welle sein wird, können wir nicht abschätzen“, meint Wiegel. Um die Anfragen auch aus den Stadtverwaltungen zu kanalisieren, habe man eine Koordinierungsstelle eingerichtet.

LEG-Chef Lars von Lackum kündigt weitere Wohnungszukäufe an.
LEG-Chef Lars von Lackum kündigt weitere Wohnungszukäufe an. © André Hirtz / FUNKE Foto Services | André Hirtz

Der Krieg in der Ukraine fällt in eine Zeit, in der die LEG wirtschaftlich besonders gut da steht. „2021 war ein außerordentlich erfolgreiches Jahr. Wir sind mit Volldampf unterwegs“, sagte von Lackum am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanz. Das börsennotierte Unternehmen konnte seinen Gewinn, der in der Immobilienwirtschaft als FFO1 bezeichnet wird, um 10,4 Prozent 423,1 Millionen Euro steigern. Die Dividende der Aktionäre soll in Folge um 7,7 Prozent auf 4,07 Euro je Aktie wachsen. Für das laufende Jahr traut sich die LEG nach Angaben von Lackums ein Ergebnis von bis zu 490 Millionen Euro zu.

Als einen Grund für die glänzende Geschäftsentwicklung nennt der LEG-Chef gestiegene Mieten. Die Nettokaltmiete der 166.200 Wohnungen stieg 2021 im Schnitt um 3,2 Prozent auf 6,13 Euro pro Quadratmeter. Von Lackum spricht von einem „sehr fairen Preis-Leistungs-Verhältnis“ und erntet mit seiner Einschätzung prompt und erwartbar heftigen Widerspruch von Seiten der Mieterschützer.

Mieterschützer: „Zweifelhafte Methoden bei der LEG“

„Zur Erreichung immer neuer Rekordergebnisse setzt der Konzern weiterhin auf überdurchschnittliche Mieterhöhungen“, kritisiert Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender des Deutschen Mieterbunds NRW. „Dabei bedient sich die LEG auch zweifelhafter Methoden. So spricht sie vielerorts Mieterhöhungen am oberen Ende der Mietspiegelspanne aus, ein Vorgehen, das vor Gericht kaum Chancen hat“, so Witzke. Das Unternehmen setze dabei auf die Unwissenheit der Mieterinnen und Mieter.

Mit Argwohn beobachtet der Mieterbund auch den Expansionskurs der LEG, der im vergangenen Jahr mit dem Kauf von 22.000 Wohnungen der Adler-Gruppe einen historischen Meilenstein in dem ehemals landeseigenen Unternehmen gesetzt hatte. Witzke argwöhnt, dass das Wachstum auf Kosten der Mieterinnen und Mieter gehe. „Es scheint an Personal zu mangeln, jedenfalls verzeichnen wir viele Klagen über ausbleibende Reparaturen und die schlechte Erreichbarkeit der LEG“, erklärte der Vereinsvorsitzende.

Weiße Flecken in Deutschland füllen

Konzernchef von Lackum kündigt indes weiteres Wachstum an. 20 Prozent der Wohnungen des einst auf NRW beschränkten Vermieters liegen bereits außerhalb der Landesgrenzen. „Es betrübt mich, dass wir noch nicht jeden Winkel in Deutschland erreicht haben. Wir wollen weiße Flecken füllen“, gibt der LEG-Chef sein Ziel vor. Der Immobilienmarkt sei aktuell „sehr dynamisch“. Über weitere Zukäufe wolle sein Unternehmen von der guten Stimmung profitieren. „Die Zinsen sind sehr niedrig, zum Teil unter einem Prozent“, sagt er im Hinblick auf günstige Finanzierungsmöglichkeiten.

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Die LEG will aber auch organisch wachsen. Bis 2023 plant der Konzern pro Jahr 500 den Bau neuer Wohnungen durch Nachverdichtung auf eigenen Grundstücken und durch den Erwerb schlüsselfertiger Projekte. Ab 2026 soll das Ziel auf 1000 Wohnungen jährlich erhöht werden. Um schneller und kostengünstiger bauen zu können, will die LEG dabei Partnerschaften mit Anbietern von seriellen und modularen Bauweisen eingehen. „Wir trauen uns mehr Neubau zu“, so von Lackum.