Bochum. Tengelmann wechselt die Führung des Bochumer Onlinehändlers Babymarkt.de aus. Neue Chefin Jenny Fleischer soll Firma auf Profitabilität trimmen.
In der Start-up-Szene gilt Babymarkt.de als gutes Beispiel, wie ein junger Onlinehändler in kurzer Zeit durch rasche Expansion zum Marktführer aufsteigen kann. Doch jetzt tritt überraschend der Mutterkonzern Tengelmann auf die Bremse und tauscht den Babymarkt-Chef aus. Die Handelsgruppe will mit ihrer Bochumer Tochter endlich Geld verdienen.
Über 500 Mitarbeitende in der ehemaligen Opel-Hauptverwaltung in Bochum, mehr als 200 Millionen Umsatz und eine führende Marktposition in 14 europäischen Ländern sowie China. Bastian Siebers hatte ehrgeizige Pläne mit Babymarkt.de, die Milliarden-Umsatzgrenze vor Augen und die Pläne für ein zusätzliches Distributionszentrum in der Schublade. Als Standort war Oberhausen-Sterkrade im Gespräch.
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Doch nun kommt der Dämpfer vom Eigentümer. „Wir wollen auch Geld verdienen. Tengelmann ist jetzt rund zehn Jahre bei Babymarkt.de investiert und wir sind erst jetzt an der Gewinnschwelle angelangt. Wir erwarten eine werthaltige Entwicklung und einen vernünftigen Gewinn“, sagt Tengelmann-Chef Christian Haub unverblümt im Gespräch mit unserer Redaktion.
Haub fordert „profitables Wachstum“
„Profitables Wachstum“ sei auch im schwierigen Onlinehandel, der von Riesen wie Amazon, Ebay oder Otto dominiert wird, möglich. „Das sah aber nicht jeder so“, kritisiert Haub mit Blick auf den bisherigen Vorsitzenden der Geschäftsleitung. Zum 1. Mai will er nun das Eigengewächs Bastian Siebers mit vorherigen Stationen bei Karstadt, Plus.de und Tengelmann durch Jenny Fleischer ersetzen. Die Managerin und Mutter zweier Kinder kommt von Ottobock, dem marktführenden Hersteller für Orthopädietechnik, und hatte zuvor bereits für Bayer, Beiersdorf und Tchibo gearbeitet.
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„Jenny Fleischer hat uns besonders durch ihre Erfahrung im Aufbau digitaler Geschäftsmodelle überzeugt“, betont Christian Haub. Er will sich zunächst nicht dazu äußern, wie Babymarkt.de mehr Profitabilität erreichen kann. „Größere strategische Entscheidungen werden wir ab Mai mit der neuen Geschäftsführerin besprechen. Dazu gehören auch die Pläne für ein neues Logistikzentrum“, sagt der Tengelmann-Chef.
Pläne für neues Logistikzentrum zunächst auf Eis
Siebers hatte vor, neben den beiden Warenverteilzentren in Tschechien und dem Retoure-Zentrum in Dortmund einen weiteren Logistikstandort zu eröffnen. In der engeren Wahl war offenbar ein Grundstück neben dem neuen Zentrallager von Edeka Rhein-Ruhr auf der ehemaligen Zeche in Hugo in Oberhausen.
Trotz unterschiedlicher Auffassungen mit dem bisherigen Geschäftsführer Siebers steht Haub zu Babymarkt.de. Erst Ende des vergangenen Jahres hatte Tengelmann den Anteil von knapp zehn Prozent, den der Düsseldorfer Start-up-Finanzierer Crosslantic an dem Bochumer Unternehmen hielt, übernommen. Babymarkt.de ist nun eine hundertprozentige Tengelmann-Tochter.
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„Wir sehen ein schönes Entwicklungspotenzial in dem Unternehmen. Ich glaube an die Zukunft von Babymarkt.de“, betont Haub. Dafür verlangt er aber auch einen Strategiewechsel. „Wachstum um jeden Preis war in den Anfängen des E-Commerce die richtige Strategie, um Marktanteile zu gewinnen. Der Onlinehandel hat sich aber weiterentwickelt“, sagt er.
Auf der neuen Chefin Jenny Fleischer ruhen nun hohe Erwartungen. Sie freue sich, „gemeinsam mit einem engagierten Team an der Fortführung der Erfolgsgeschichte arbeiten“, zu dürfen, erklärte sie am Montag. Gerade erst hat Babymarkt.de eine Eigenmarke eingeführt, unter der junge Familien Artikel für Babys und Kinder bestellen können.
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Nach Angaben des Bundesamts für Statistik wurden von Januar bis November 2021 rund 15 000 Babys mehr als im Vorjahreszeitraum geboren. Von dem Boom will auch Babymarkt.de profitieren. „Ich sehe Potenzial für Babymarkt.de, in Deutschland, aber auch in einigen europäischen Ländern zu wachsen“, erklärt Eigentümer Haub. „Mehr Babys bedeuten auch mehr Nachfrage. Die möchten wir gerne bedienen.“
>>> Sechs Filialen in NRW
Babymarkt.de, gestartet als reiner Onlinehändler, hat im Laufe der Jahre sechs Filialen in NRW eröffnet – darunter Standorte in Dortmund, Duisburg und Essen. Der bisherige Geschäftsführer Bastian Siebers plante Läden in weiteren deutschen Metropolen. Ob es dazu kommen wird, ist offen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir mit einigen Filialen im traditionellen Einzelhandel bleiben. Eine gewisse Präsenz ist der Marke sicher zuträglich“, sagt Tengelmann-Chef und Eigentümer Christian Haub.