Menden. Der Mendener Armaturenhersteller Kludi setzt auf Nachhaltigkeit und fängt damit im Kleinen an. Verpackungen werden umweltfreundlicher.

Der Armaturenhersteller Kludi aus Menden sieht die Zukunft weniger bunt und nimmt stattdessen mehr Nachhaltigkeit zum Anfassen in den Blick. Die Produkte für Küche und Bad kommen ab sofort in schlichtem, einfarbigem Karton zum Kunden. „Ich glaube, es ist die nachhaltigste Verpackung in der gesamten Branche“, sagt Kludi-Chef (CEO) Julian Henco.

Folie aus Kartoffelstärke statt Plastik

Damit die hochwertige Verchromung nicht leidet, wurden die Mendener Armaturen branchenüblich in der Vergangenheit in Schaumstoff und Plastik gehüllt. Ab sofort schützt eine Folie, die aus Kartoffelschalen (Stärke) hergestellt wird.

Umweltschonender als vielfarbige Hochglanzverpackungen ist der Karton allemal und im Einklang mit der Firmenphilosophie: Klare Linien, klare Beschränkung auf die Kernkompetenz als Armaturenhersteller statt Komplettanbieter rund um Bad und Küche sein zu wollen.

Kludi hat in den vergangen Jahren eine Neuausrichtung der Marke und der Produkte begonnen, mit der man sich beim Mittelständler vermutlich schon deshalb sehr wohlfühlt, weil Umsatzwachstum und wiederkehrende Reputation das verjüngte Führungsteam um den 56-jährigen Kludi-Chef Henco und die gut 860 Beschäftigten auf diesem Weg ermutigen. „Wir müssen uns nichts vormachen: 2017 war Kludi im globalen Wettbewerb nicht mehr zukunftsfähig. Jetzt sind wir auf dem Weg zurück zu einem deutschen Premiummarkenhersteller“, ist Henco nach einem schwierigen Jahr optimistisch.

Im Juli hatte die Flutkatastrophe auch für Kludi erhebliche Auswirkungen. Die Galvanik am Standort Menden wurde von der Oese überschwemmt und nahm Schaden. Zwei Monate stand die Anlage still. „Zum Glück haben wir an unserem Standort in Österreich auch eine Galvanik und konnten dort produzieren. Dennoch hat uns das Geld und Umsatz gekostet“, sagt Henco.

Kludi-Marketingchef Arndt Papenfuß glaubt an die neue Strategie:„Es gibt wieder die Rückkehr zur soliden Qualität und Langlebigkeit. Gerade junge, sehr gut informierte Käuferinnen und Käufer achten darauf.“
Kludi-Marketingchef Arndt Papenfuß glaubt an die neue Strategie:„Es gibt wieder die Rückkehr zur soliden Qualität und Langlebigkeit. Gerade junge, sehr gut informierte Käuferinnen und Käufer achten darauf.“ © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Es gab zwar keinen Riss in der Lieferkette, aber die Produktion musste zurückgefahren werden. Auf die weltweiten Lieferprobleme mit enorm gestiegenen Containerkosten und Zeitverzögerungen hat Kludi mit dem Ausbau des Lagerbestands reagiert, um lieferfähig zu bleiben. Unter dem Strich steht trotz der Widrigkeiten ein gutes Jahr für den Mittelständler. Ein Wachstum im zweistelligen Bereich ist ein über Branchenschnitt liegendes Ergebnis.

Mit Blick auf 2022 setzt man in Menden auf die neue Linie „Nova Fonte“. Puristisch gestaltet und hochwertig in Deutschland gefertigt. Aus Sicht von Kludi auch ein Stück Nachhaltigkeit, weil ein langlebiges Produkt. Darauf legten immer mehr Kunden wert, sagt auch Arndt Papenfuß, Marketingchef bei Kludi: „Es gibt wieder die Rückkehr zur soliden Qualität und Langlebigkeit. Gerade junge, sehr gut informierte Käuferinnen und Käufer achten darauf.“

Hoffnung auf Präsenzmessen

Die Nova Fonte soll im Frühjahr auf der SHK in Essen erstmals bei einer Messe präsentiert werden. Die zuletzt ausgefallenen Ausstellungen wie die Leitmesse ISH in Frankfurt fehlten dem mittelständischen Unternehmen. Zwar sind digitale Messen aufgrund vermiedener Anreisen irgendwie auch nachhaltig im Vergleich zu analogen Veranstaltungen, „aber wir haben bei diesen Formaten viel weniger Frequenz als an einem Stand vor Ort. Von der Qualität der Gespräche einmal ganz zu schweigen“, so Henco. Alle Konzepte, Messen digital zu veranstalten, seien gnadenlos gescheitert, lautet das Fazit des Kludi-Chefs.

Zweistelliges Umsatzwachstum 2021

Kludi ist ein von Franz Scheffer 1926 in Menden gegründetes Familienunternehmen. 2017 wurde eine Neuaufstellung der Marke unter dem früheren Grohe-Manager Peter Körfer-Schün begonnen. Mit der Neupositionierung und einer Modernisierung am Stammsitz gewann das mittelständische Unternehmen wieder an Umsatz und Reputation im Handel.Nach 108 Mio. Euro Umsatz 2020 rechnet Kludi in diesem Jahr mit einem Wachstum im zweistelligen Prozentbereich. Gegenüber den ersten drei Quartalen des Vorjahres lag der Umsatz 2021 bei plus 13 Prozent. Kludi beschäftigt 866 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon 303 in Menden und 141 am Standort Hornstein in Österreich.