Menden. Der Mendener Armaturenhersteller Kludi trotzt der Krise: Auf Kurzarbeit in der Produktion am Stammsitz im Frühjahr folgen Sonderschichten.

Seit annähernd einem Jahrhundert werden bei Kludi in Menden Armaturen für Bad und Küche hergestellt. Für den Bereich der Spüle waren die Sauerländer nach eigenen Angaben sogar einmal die Nummer eins in Deutschland ehe sie in eine Art Dornröschenschlaf fielen. Mit dem Schlummer ist es seit drei Jahren vorbei.

Am Stammsitz wurde investiert, um die Fertigungstiefe zu erhöhen. Gleichzeitig wurde die Strategie ausgerufen „weniger ist mehr“. Purismus und die Fokussierung auf die zwei Produktstile „Smart Luxury“ und „Pure Function“ scheinen tatsächlich zu funktionieren. Bei einer Studie zu mehr als 3000 Unternehmen der deutschen Bauindustrie wurde Kludi jetzt unter die Top-3 der „Comeback-Champions“ gewählt.

Klar über Marktniveau gewachsen

Die auf die Baubranche spezialisierte Unternehmensberatung S&B Strategy aus München hat die Studie durchgeführt. Untersucht wurde der Markt auf Firmen, die nach einer Phase der Stagnation oder gar Schrumpfungsprozessen in der Zeit zwischen 2012 und 2018 eine Kehrtwende am besten geschafft haben.

Kludi belegt bei den Comeback-Champions Platz 2 hinter Gebhardt Stahl und vor Stiebel Eltron. Während das Mendener Familienunternehmen laut Untersuchung in den Jahren 2016 bis 2018 im Durchschnitt pro Jahr um über acht Prozent gewachsen ist, liegt nach den Daten von S&B Strategy das Plus für den Armaturenmarkt in Deutschland lediglich bei 3,7 Prozent.

Wachstum nach Strategiewechsel

Was auch immer von derlei Studien zu halten ist, Kludi scheint tatsächlich weiter zu wachsen. „Wir freuen uns, dass wir mit dem 2017 eingeleiteten Strategiewechsel auf dem richtigen Weg sind“, nimmt der Vorsitzende der Geschäftsführung, Julian Henco, die Bestätigung gerne mit. „Dies bestätigt uns darin, dass wir uns gegen den Trend in der Sanitärbranche wieder auf unsere eigentliche Kernkompetenz – die Entwicklung und Herstellung hochwertiger Armaturen für Bad und Küche – fokussieren und uns ohne Wenn und Aber zum professionellen Vertriebsweg bekennen.“

Zu Beginn des vergangenen Jahres hatte Henco mutig ambitionierte Ziele ausgerufen. Man wolle Kludi wieder zu einem in Deutschland führenden Armaturen-Hersteller machen. Langfristig werde gar eine Verdoppelung des Jahresumsatzes für möglich gehalten, der da noch bei gut 100 Millionen Euro lag. 2019 lief nach Unternehmensabgaben gut. Das Wachstum von rund 8 Prozent bestätigte sich demnach.

Kurzarbeit in der Produktion

2020 ging aber auch an Kludi das Corona-Thema nicht spurlos vorbei. Nach einem laut Unternehmen „sehr guten 1. Quartal“, gab es im April und Mai einen Einbruch und auch in der Produktion Kurzarbeit. „Das waren schwierige Monate“, räumt ein Unternehmenssprecher ein. Inzwischen gebe es Kurzarbeit nur noch in der Verwaltung. Bereits im Juni seien in der Produktion sogar Sonderschichten notwendig gewesen, um Auftragsziel einhalten zu können. „Wir sind wieder voll auf Kurs“, bestätigt Julian Henco auf Anfrage der WESTFALENPOST die Erholung vom Shutdown.

Made in Germany

Einen wesentlichen Teil der stabilen Entwicklung führt man bei Kludi auch auf die Investitionen am Stammsitz im Sauerland zurück. Insgesamt seien mittlerweile drei Millionen Euro in moderne Technik geflossen. 15 neue Arbeitsplätze seien hier entstanden. Mittlerweile arbeiten am Standort 385 Mitarbeiter. Das Ziel: Made in Germany soll für Kludi Bestand haben. „Inzwischen sind wir einer der wenigen Hersteller, die Armaturen vollstufig über alle Produktionsschritte hinweg in einem eigenen Werk in Deutschland herstellen“, sagt Kludi-Chef Henco.