Luzern/Hagen. Die Swiss Steel Group will mit der deutschen Tochter Deutsche Edelstahlwerke führender europäischer Anbieter für grünen Stahl werden.

Der Stahlkonzern Swiss Steel sieht sich nach solidem Geschäftsjahr 2021 auf gutem Weg, zum Vorreiter für grünen Stahl in Europa zu werden. Dabei spielt das Tochterunternehmen Deutsche Edelstahlwerke (DEW) mit Standorten in Witten, Hagen, Siegen und Krefeld im Zusammenspiel mit dem Einsatz von Ökostrom und Wasserstoff eine zentrale Rolle.

Einsatz von Wasserstoff in Umformöfen

Der Speziallangstahlhersteller Swiss Steel mit Konzernzentrale im Schweizer Luzern setzt darauf, durch den Einsatz von Stahlschrott und die verwendete Schmelztechnik mit Elektrolichtbogenöfen gegenüber Wettbewerbern im Zeitvorteil auf dem Weg zu Green Steel zu sein. Bei DEW werden dieSchmelzöfen in Siegen und Witten mit Ökostrombetrieben. Ergänzend soll im Frühjahr in Krefeld der Einsatz von Wasserstoff statt Gas zur Befeuerung der Öfen zur Weiterverarbeitung des Stahls in großem Maßstab starten, um die gesamte Wertschöpfung innerhalb der DEW auf grün zu stellen. Eine Technik, die später auch imHagener Werk, das im Juli vergangenen Jahres zu weiten Teilen überflutetworden war, angewendet werden könnte.

Im DEW-Werk Krefeld findet die Forschung zum Thema Wasserstoff im Konzern statt. Zum einen geht es darum, Gas für die Befeuerung der Umformöfen (im Bild links) im Produktionsprozess zu ersetzen, zum anderen Stahl herzustellen, der möglichst resistent gegen H2 ist, um ihn beispielsweise für den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur nutzen zu können.
Im DEW-Werk Krefeld findet die Forschung zum Thema Wasserstoff im Konzern statt. Zum einen geht es darum, Gas für die Befeuerung der Umformöfen (im Bild links) im Produktionsprozess zu ersetzen, zum anderen Stahl herzustellen, der möglichst resistent gegen H2 ist, um ihn beispielsweise für den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur nutzen zu können. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Zum Swiss Steel Konzern gehören neben DEW auch die französischen Töchter Arcometal und Ugitech sowie Finkl Steel (USA) und Steeltec (Schweiz). Nach einem schwierigen Geschäftsjahr 2020 mit einem negativen Konzernergebnis von rund 310 Millionen Euro erreichte der Konzern mit seinen rund 10.000 Beschäftigten 2021 mit gut 50 Millionen Euro wieder schwarze Zahlen, wie Vorstandschef (CEO) Frank Koch am Dienstagmorgen in Luzern mitteilte. Der Umsatz stieg um rund 900 Millionen Euro (40 Prozent) auf knapp 3,2 Milliarden Euro. Neben einem deutlichen Absatzplus von mehr als 20 Prozent hatten die im Laufe des Jahres stark gestiegenen Stahlpreise wesentlichen Anteil am Ergebnis. Ende vergangenen Jahres lagen sie bei knapp 2000 Euro pro Tonne und damit rund 650 Euro über Vorjahresniveau.

Kosten für Gas im Jahr 2021 um 553 Prozent gestiegen

Dass der Konzern ein deutlich verbessertes Ergebnis erzielte, führte CEO Koch vor allem auf positive Effekte der 2020 eingeleiteten Restrukturierung und damit verbesserter Effizienz im Konzern zurück. Nach eigenen Angaben liegt man hier deutlich über dem Plan. Ziel ist es, strukturell knapp 300 Millionen Euro Kosten einzusparen.

Den höheren Einnahmen durch gestiegene Stahlpreise standen 2021 deutlich höhere Kosten für Rohstoffe und vor allem Energieverbrauch entgegen. In Deutschland sind demnach die Preise im Laufe des Geschäftsjahres 2021 beim Strom um 360 Prozent und beim Gas um 553 Prozent gestiegen. Ein Grund dafür, dass sich die Nettoverschuldung von Swiss Steel trotz einer kräftigen Kapitalerhöhung in Höhe von 225 Millionen Euro zu Beginn des vergangenen Jahres um rund 80 Millionen Euro auf 720,5 Millionen erhöht hat.