Mülheim/Essen/Duisburg. Aldi Süd sucht im Ruhrgebiet mehrere Hundert Fachkräfte. Auch der Reiseveranstalter kann Stellen nicht besetzen. Wie Firmen Nachwuchs locken.

Aldi baut – und zwar gewaltig. In Mülheim hat der Süd-Teil des Familienunternehmens mehrfach angebaut. Die völlig neue Zentrale der Nord-Schwester in Essen steht vor der Vollendung. Die beiden Discounter investieren nicht nur in Gebäude, um ihrem Wachstum Rechnung zu tragen. Sie wollen ihren Mitarbeitenden auch ein ordentliches Ambiente bieten. Allein Aldi Süd sucht aktuell mehrere Hundert Fachkräfte. Aber auch der Duisburger Reiseveranstalter Schauinsland hat Probleme, Stellen zu besetzen.

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„Unserer Erfahrung nach hat sich der Markt in den vergangenen Jahren zunehmend zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt. Für Unternehmen wird es daher immer wichtiger, gute Konditionen und Benefits anzubieten, um qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber anzusprechen und zu gewinnen und langfristig an das Unternehmen zu binden“, sagt Kamila Kwasny, Personalchefin bei Aldi Süd. In Deutschland beschäftigt das Unternehmen 47.500 Menschen, weltweit sind es 155.000. Allein im Ruhrgebiet habe der Discounter aktuell „Stellen im mittleren dreistelligen Bereich ausgeschrieben. Hierbei liegt ein Schwerpunkt im Bereich IT“.

Obst und Rabatte bei Aldi Süd

Um mit begehrten Metropolen wie München, Hamburg oder Berlin mithalten zu können, muss Aldi also etwas bieten. Die „Benefits“ beginnen bei kostenlosem Obst und Gemüse etwa an den drei Standorten der Mülheimer Zentrale, umfassen Fahrradleasing, Rabattaktionen, Gesundheitsangebote sowie die Möglichkeit, ein Auszeitkonto für ein Sabbatical einzurichten. Kwasny spricht von einem Arbeitsumfeld, das von „Verlässlichkeit, Wertschätzung und Respekt geprägt“ sei. „Dazu gehört beispielsweise, dass unsere Mitarbeiter in der Regel von unbefristeten Arbeitsverträgen profitieren und dass wir die von ihnen geleistete Arbeit überwiegend übertariflich vergüten“, erklärt die Personalmanagerin.

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Der Discounter kommt Mitarbeitenden aber nicht nur finanziell entgegen. „Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine ausgewogene Work-Life-Balance spielen eine zunehmend wichtige Rolle“, weiß Kamila Kwasny aus unzähligen Kontakten mit Interessierten. Aldi biete deshalb flexible Arbeitszeiten und Teilzeitmodelle an. An den Verwaltungsstandorten können Beschäftigte – unabhängig von der Corona-Pandemie „einen überwiegenden Teil ihrer Arbeitszeit“ mobil erbringen.

„Wertschätzende Unternehmensphilosophie“ bei Aldi Nord

Bei Aldi Nord ähneln sich die „Benefits“. Die Essener locken vor allem auch mit der Aussicht auf Aufstiegschancen: „Wir bieten unseren Kolleginnen und Kollegen nicht nur einen krisensicheren Arbeitsplatz, sondern auch ein Umfeld, in dem sie viel bewegen, verändern und persönlich erreichen können“, sagt eine Sprecherin. Die „wertschätzende Unternehmensphilosophie“ führe dazu, dass die Beschäftigten überdurchschnittlich lange im Unternehmen angestellt seien. Aldi Nord liege bei der Dauer der Betriebszugehörigkeit mit an der Spitze im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel.

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Ein Pfund im Wettbewerb um die besten Köpfe sieht der Discounter freilich auch in der nagelneuen Konzernzentrale in Essen-Kray. Im Frühjahr soll das gläserne Gebäude bezugsfertig sein. Dort können die Mitarbeitenden einen Fitnesspavillon nutzen und – wie auch in Mülheim – Betreuungsplätze in einer Kindertagesstätte in Anspruch nehmen.

Mehr Gehalt und Corona-Bonus bei Schauinsland

Auch der Mittelstand ist gefordert. Die beiden zurückliegenden Pandemie-Jahre waren hart für den Duisburger Reiseveranstalter Schauinsland: Touristen aus ihren Urlaubsländern zurückholen, Buchungen stornieren oder verschieben und viele, viele Fragen zum Coronaschutz im Ausland beantworten mussten die 447 Mitarbeitenden des Familienunternehmens.

Schauinsland-Chef Gerald Kassner.
Schauinsland-Chef Gerald Kassner. © Schauinsland Reisen GmbH | Severine Groneberg

Gerald Kassner, geschäftsführender Gesellschafter bei Schauinsland, will sein Team nun belohnen. „Wir möchten klare Zeichen setzen und zeigen, dass wir davon ausgehen, dass die Geschäftsentwicklung nach und nach wieder besser wird, je mehr die Pandemie abflaut“, sagt der Chef. Ab dem Frühjahr sollen seine Beschäftigten zwei Prozent mehr Gehalt bekommen. Im Oktober hatte es bereits einen Nachschlag von fünf Prozent gegeben. Im Januar zahlte Schauinsland überdies einen Bonus von 1000 Euro pro Kopf.

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„Nur zufriedenes Personal kann die Kunden glücklich machen“, ist Kassner überzeugt und hat damit natürlich auch künftige Beschäftigte im Blick. Denn trotz Corona-Krise sucht das Unternehmen vor allem für seine Zentrale im Duisburger Innenhafen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowohl in touristischen als auch in kaufmännischen Bereichen. „In einigen Bereichen sind die Vakanzen schon länger ausgeschrieben“, sagt Personalleiterin Bettina Weßels im Hinblick auf den Fachkräftemangel. „Größere Herausforderungen“, umschreibt sie es galant, gebe es bei der Besetzung von Stellen, „die eine mehrjährige touristische Erfahrung voraussetzen und sehr spezifische Fachkenntnisse erfordern“.