Duisburg/Essen. Mit Unterstützung des Weltkonzerns HP bauen Studierende der Uni Duisburg-Essen in ihrer eigenen Firma E-Rennwagen. 3D-Drucker im Einsatz.
Ihre Rennwagen haben sie nach der Autobahn A 40 benannt, die beide Universitätsstandorte Duisburg und Essen miteinander verbindet. Einen Sieg bei der Formel I der Studierenden, der Formula Student Electric, haben die angehenden Wissenschaftler aus dem Ruhrgebiet noch nicht eingefahren. Doch darum geht es auch gar nicht. Das „E-Team“ hat andere Ziele und wird dabei vom Weltkonzern HP unterstützt.
Die Studierenden entwickeln nicht nur ihre elektrischen Rennwagen selbst, sie führen ihren Verein auch wie ein Wirtschaftsunternehmen, stellen Mitarbeitende ein, formulieren einen Businessplan und entwerfen eine Marketingstrategie. „Die Universität vermittelt viel theoretisches Wissen. Das E-Team ist ein praxisbezogenes Projekt, in dem Studierende aller Fachrichtungen mitmachen können“, sagt Sebastian Tenkamp, der in dem aktuell rund 70 Mitglieder zählenden Verein den Hut beim Sponsoring aufhat. Bei aller Arbeit neben dem Studium soll dabei freilich auch der Spaßfaktor nicht zu kurz kommen. „Ein Rennwagen ist einfach cool, vor allem weil er mit Elektromotor angetrieben wird“, meint der 23-Jährige.
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„Wir finanzieren uns durch Spenden und Geld des Lehrstuhls für Mechatronik. Das E-Team hat kein Milliarden-Budget wie die Fahrer der Formel 1. Ein mittlerer fünfstelliger Betrag steht uns aber auch zur Verfügung, um an internationalen Wettbewerben teilzunehmen“, erklärt Tenkamp. Als „Premiumsponsor“ haben die Studierenden seit Jahren einen der größten US-amerikanischen Computer- und Druckerhersteller HP an Bord. Er stellt den jungen Tüftlern Hochleistungsrechner zur Verfügung, die sie bei der Entwicklung von elektrischen Rennwagen benötigen.
„Das E-Team der Universität Duisburg-Essen hat uns von Anfang an fasziniert. Wir schätzen den Enthusiasmus und die Professionalität der Studierenden. Sie führen den Verein wie eine richtige Firma. Das bringt Einblicke ins richtige Leben“, sagt Bernhard Fauser, HP-Chef für Zentraleuropa. Weiterbildungs- und Förderkonzepte seien in der Unternehmenskultur des US-Konzerns mit einem großen Standort in Ratingen „fest verankert“. Fauser sieht die Wirtschaft im Umbruch: „Die Anforderungen an Nachwuchskräfte verändern sich durch die Digitalisierung massiv. Mit dem 3D-Druck entwickeln sich völlig neue Berufsbilder“, meint der Manager.
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Die Zukunftstechnik nutzt auch das E-Team. „Der 3D-Druck eröffnet ein enormes Optimierungspotenzial, wenn wir zum Beispiel eine Radaufhängung vollständig ausdrucken können“, sagt Sebastian Tenkamp. Für den Autobau greifen die Studierenden auf den Metalldruck zurück. Ein Geschäftsfeld, das HP gerade entwickelt. Der US-Riese hat aktuell in erster Linie Kunststoff-Drucker im Programm. „Sie werden vor allem bei der Individualisierung von Einlegesohlen in Schuhen, bei Zahnkorrekturen, in der Autobranche und bei der Herstellung medizinischer Orthesen eingesetzt“, berichtet Europachef Fauser.
Zum Einsatz kommt die HP-Technik auch im Vatikan. „Auch die neueste Generation der Helme der Schweizer Garde kommen aus HP-Druckern. Kunststoff ersetzt das schwere Kupfer“, so Fauser. Die Gardisten sichern die Zugänge zur Vatikanstadt und sind vor dem Apostolischen Palast postiert.
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Bei HP ist man davon überzeugt, dass dem 3D-Druck die Zukunft gehöre. „Bei der herkömmlichen Zerspanung fällt viel mehr Ausschuss an. Und der 3D-Drucker, der im Betrieb steht, hilft dabei, die Logistik zu minimieren“, ist Fauser überzeugt.
Für das E-Team ist die Drucktechnik längst keine Zukunftsmusik mehr. Seit der Vereinsgründung im Jahr 2010 hat es in unterschiedlicher Besetzung den fünften Rennwagen auf die Straße gebracht. „Für die Entwicklung brauchen wir jeweils bis zu zwei Jahre“, berichtet Sponsoringchef Tenkamp. Bis auf Batterie und Elektromotor kommen alle Bestandteile aus Duisburg und Essen.
Das Praxisprojekt verbinden die Sponsoren, zu denen neben HP auch Siemens, der Duisburger Schweißprodukte-Hersteller Fliess, das Elektronik- und Software-Unternehmen dSpace und andere gehören, freilich auch ein Mittel, Nachwuchs zu akquirieren. „Natürlich suchen auch wir Fachkräfte etwa für unseren Standort Ratingen“, sagt HP-Europachef Fauser.