Ratingen. Trotz rasant gestiegener Nachfrage nach Laptops und Druckern erwartet HP-Deutschlandchef Fauser keine Preiserhöhungen oder Lieferengpässe.
Mit dem Corona-bedingten Wechsel ins Homeoffice kamen plötzlich wieder längst verstaubte Drucker zum Einsatz, Ersatzpatronen mussten bestellt werden. Die erhöhte Nachfrage nach Druckern, Laptops und Bildschirmen spürt auch der US-Konzern HP. Deutschlandchef Bernhard Fauser berichtet im Gespräch mit Frank Meßing, dass die Preise trotz des Booms stabil geblieben seien.
Herr Fauser, wann haben Sie zuletzt ihn Ihrem Büro gearbeitet?
Bernhard Fauser: Mitte März haben wir unsere Mitarbeiter nach Hause geschickt. Das war für uns alle natürlich sehr neu. Allerdings gehört das mobile Arbeiten bei HP schon länger zur Unternehmenskultur. Für uns galt schon immer die Erkenntnis: Arbeit ist kein Platz, an den man geht. Arbeit ist, was man tut.
Als Hersteller von Computern, Monitoren und Druckern hat HP doch sicherlich von dem pandemiebedingten Trend zum Homeoffice profitiert.
Fauser: HP als großer Anbieter spürt natürlich auch den deutlichen Trend zu mobilen Geräten wie Laptops, und Convertables, wie wir sie nennen. Das sind Laptops, die man auch als Tablet nutzen kann. Die Nachfrage ist derzeit sogar größer als das Angebot im Markt. Das betrifft die gesamte Branche.
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WAZ: Gibt es Lieferengpässe?
Fauser: Es gibt längere Wartezeiten. Wir versuchen, der großen Nachfrage nachzukommen. Das hängt natürlich auch mit den Lieferketten zusammen. Die Produktion in den asiatischen Werken musste während des Lockdowns ja auch ruhen. Wir sind dabei, die Kapazitäten in den Fabriken anzupassen.
Werden die Preise in Zeiten hoher Nachfrage steigen?
Fauser: Nein. HP hat die Preisen nicht erhöht. Wir geben auch bis zum Jahresende die Senkung der Mehrwertsteuer weiter.
Wie sollten Büro- und Heimarbeitsplätze nach der Erfahrung mit dem Lockdown idealerweise ausgestattet sein?
Fauser: Flexibel, teilweise mobil und vor allem sicher. Seit dem Ausbruch des Coronavirus beobachten wir vermehrt Angriffe auf Computersysteme. Ein Problem dabei ist, dass Mitarbeiter im Homeoffice auf dem Firmen-PC auch private E-Mails öffnen. Das ist eine zusätzliche Gefahrenquelle, auf die wir auch mit unserer Hardware reagieren müssen. Nur 28 Prozent der IT-Experten sehen die Sicherheit der Endgeräte als einen wesentlichen Bestandteil der Cyber-Security-Strategie ihrer Unternehmen an. Mit unserem digitalen Blickschutz etwa verhindern wir, dass Dritte in der U-Bahn auf einem Laptop mitlesen können.
Im Homeoffice kommt plötzlich auch der Drucker wieder zum Einsatz, der lange in der Ecke stand.
Fauser: Auch hier verbuchen wir eine hohe Nachfrage. Wir erleben gerade eine Renaissance des Druckens zu Hause. Dabei vergessen viele, dass auch Drucker ein Einfallstor für Hacker sein können. Angriffe sind möglich, wenn der Drucker ins WLAN-Netz eingebunden ist, USB-Sticks eingelesen werden oder der Arbeitnehmer infizierte Anhänge privater E-Mails auf dem Rechner der Firma öffnet. Dagegen sollte man sich nicht nur mit Antiviren-Programmen schützen. Wir stellen deshalb unseren Kunden Software zur Verfügung, die möglicherweise infizierte Datenanhänge vom Inhalt des Computers separiert.
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Die technischen Innovationen und Leistungsverbesserungen der Geräte kommen immer schneller. Wie lange hält eine Büroausstattung, bis sie veraltet ist?
Fauser: Das hängt ganz von den Anforderungen ab. Die Lebenszeit eines gewerblich genutzten PC beträgt im Schnitt drei bis vier Jahre. Monitore und Drucker sind in der Regel länger im Einsatz. Ganz anders sieht es natürlich bei Kunden aus, die den Rechner zum Spielen nutzen. Beim Gaming beobachten wir einen extremen Zuspruch. Bei modernen Spielen – wie beispielsweise dem aktuellen - Flugsimulatoren gibt es sehr viel höhere Ansprüche an die Hardware.
Kommt auf die Unternehmen eine Doppelbelastung zu, wenn sie mobile und Arbeitsplätze in der Firma ausstatten müssen?
Fauser: Das wird die Zukunft zeigen. Auf jeden Fall wird es eine Herausforderung für die Unternehmen sein, ihre Mitarbeiter mit mobilen Geräten auszustatten. Auf der anderen Seite erleben wir durch Corona ja auch einen extremen Schub bei Videokonferenzen, die kostspielige und zeitaufwändige Reisen überflüssig machen. Das mobile Arbeiten ist deshalb auch ein Beitrag zur Entlastung der Umwelt und für mehr Nachhaltigkeit.
Rechnen Sie mit steigenden Investitionen in Laptops und Zubehör?
Fauser: Der Trend bei der technischen Ausstattung geht weg vom Kauf der Geräte und hin zu modernen Servicemodellen zu Festpreisen, die weit über bisherige Leasingmöglichkeiten hinausgehen. Das heißt, wir stellen den Drucker auf und sorgen für die Wartung und die Auffüllung der Tintenpatronen. Die Unternehmen haben somit keine Kapitalbindung und können ihre eigenen IT-Abteilungen entlasten. Bis zu 50 Prozent unserer Drucker werden bereits über diese Servicemodelle betrieben, aber auch bei den PCs geht der Trend in diese Richtung.
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H P ist in Deutschland vor allem über den Tintenstrahldrucker bekannt geworden. Fürchten Sie nicht um ihr Geschäft, weil Büros aus Umweltschutzgründen weitgehend papierlos werden wollen?
Fauser: Der Papierverbrauch ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Das ist richtig. HP arbeitet aber auch an Lösungen für die Digitalisierung mit, die Papier erst überflüssig machen. Unsere Drucker können auch Dokumente scannen und weiterverarbeiten. Dennoch wird das Ausdrucken auch weiter Teil unserer Gesellschaft sein. Denken Sie Tickets oder Rücksendebelege, die Sie ausdrucken müssen.
Welchen Stellenwert hat der 3D-Druck für HP?
Fauser: Einen hohen. Zu Beginn der Corona-Pandemie haben wir weltweit extrem viele medizinische Teile gedruckt – von Halterungen für Plexiglasvisiere über Gesichtsmasken bis hin zu Komponenten für Beatmungsgeräte. Der 3D-Druck ist technisch die logische Fortsetzung des Tintenstrahldrucks. Dabei arbeiten wir mit Firmen wie Henkel und Evonik zusammen das Kunststoffpulver kommt von BASF, die Hardware bauen wir selbst. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir über den 3D-Druck wieder nennenswerte Teile der Produktion aus dem Ausland nach Deutschland zurückholen können.
>>> Hewlett-Packard 1939 gegründet
David Packard und William Hewlett gründeten am 1. Januar 1939 den US-Technologiekonzern Hewlett-Packard, der inzwischen nur noch unter der Abkürzung HP firmiert. Seit 81 Jahren ist das Unternehmen in Deutschland vertreten. Eine große Niederlassung ist in Ratingen.
Bernhard Fauser leitet das Deutschlandgeschäft und ist für weitere europäische Länder verantwortlich. Fauser ist seit 1994 für HP tätig, unterbrochen durch einen „Ausflug“ zum Wettbewerber Lenovo.