Essen. Essens OB Thomas Kufen rückt für Günther Schartz in den RWE-Aufsichtsrat. Der war über seine Nebeneinkünfte gestolpert, Kufen will sie abgeben.

Der 20-köpfige Aufsichtsrat des Energieriesen RWE ist wieder komplett: Für den ausgeschiedenen rheinland-pfälzischen Landrat Günther Schartz (CDU) zieht der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) ins Kontrollgremium des Dax-Konzerns ein. Das Amtsgericht Essen habe ihn als Vertreter der Anteilseigner zum Mitglied des Aufsichtsrats der RWE Aktiengesellschaft bestellt, bestätigte das Unternehmen auf Anfrage.

OB Kufen: „Bringe Sichtweise der Kommunen bei RWE ein“

„Ich nehme das Mandat an und freue mich über die Bestellung“, sagte Kufen unserer Redaktion. Das Unternehmen stehe vor einer großen Transformation mit klarer Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und Erneuerbare Energien, dies wolle er gern unterstützen. „Ich bringe dabei die Erfahrung und vor allem die Sichtweise der Kommunen mit ein, für die das Gelingen der Energiewende ein zentrales Thema ist“, sagte Kufen.

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Der Wechsel hat eine unschöne Vorgeschichte: Günther Schartz, Landrat des Kreises Trier-Saarburg, hatte Ende September seinen Sitz nach langem Hin und Her geräumt. Er war wegen seiner Nebeneinkünfte als RWE-Aufseher daheim massiv in die Kritik geraten. Die kommunale Aufsichtsbehörde ADD hatte ihm die Nebentätigkeit schließlich untersagt, weil seine Bezüge die Hinzuverdienstgrenze von 40 Prozent seines jährlichen Grundgehaltes als Beamter überstiegen. Schartz selbst gab an, im vergangenen Jahr 129.000 Euro von RWE erhalten zu haben.

Kufen: RWE-Bezüge gehen an die Stadtkasse

Problematisch wurde dies freilich nur, weil Schartz seine Bezüge behalten wollte, während die meisten Funktionsträger in Aufsichtsgremien diese an ihren eigentlichen Arbeitgeber, sei es die Kommune oder die Gewerkschaft, abtreten. Entsprechend betonte Essens OB Kufen auch, genau dies zu tun: „Das Mandat übe ich als Oberbürgermeister der Stadt Essen aus, die damit verbundenen Bezüge werden als Nebeneinkünfte an die Stadtkasse abgeführt“, sagte Kufen unserer Zeitung.

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Auch der langjährige Verdi-Chef Frank Bsirske hatte den Aufsichtsrat unlängst verlassen. Für ihn rückte Dagmar Paasch, Landesfachbereichsleiterin Ver- und Entsorgung bei Verdi in NRW nach. Seinen einflussreichen Posten als stellvertretender Aufsichtsratschef hat IGBCE-Vizechef Ralf Sikorski übernommen, der den Essener Konzern sei vielen Jahren in seinem weitreichenden Umbauprozess begleitet. Chefaufseher des Dax-Konzerns ist der frühere SAP-Finanzchef Werner Brandt, der auch das Kontrollgremium des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 Media leitet.