Essen. Thyssenkrupp will in der Werkstoffsparte Materials Services schon im Jahr 2030 klimaneutral arbeiten. Auch Rivale KlöCo setzt auf grünen Stahl.
Die Thyssenkrupp-Werkstoffsparte Materials Services will im Jahr 2030 weltweit klimaneutral arbeiten. Dies sei rund 20 Jahre früher als ursprünglich festgelegt, teilte das Unternehmen mit. „Mit dieser Entscheidung übernehmen wir im Kampf gegen den Klimawandel Verantwortung und verdeutlichen unseren Führungsanspruch in der Branche“, sagte Martin Stillger, der Chef von Materials Services.
Vor zwei Jahren hatte Thyssenkrupp als Gesamtkonzern das Ziel formuliert, ab dem Jahr 2050 klimaneutral zu sein, also in Summe keine Emissionen mehr zu verursachen. Bis zum Jahr 2030 sollten die Emissionen um 30 Prozent sinken. Ein Großteil der klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen entstehen im Thyssenkrupp-Konzern allerdings nicht im Werkstoffhandel, sondern in der Stahlproduktion. Die Sparte Thyssenkrupp Steel verursacht derzeit Unternehmensangaben zufolge 2,5 Prozent des deutschen CO2-Ausstoßes.
Verminderung der CO2-Emissionen um mehr als 100.000 Tonnen pro Jahr
Der Thyssenkrupp-Werkstoffhandel hat mit rund 16.000 Beschäftigten im Konzern gleichwohl eine große Bedeutung. „Als größter werksunabhängiger Werkstoffhändler und -dienstleister der westlichen Welt können wir in über 40 Ländern der Welt Einfluss nehmen“, sagt Spartenchef Stillger. Sein Ziel sei, an den weltweit über 400 Standorten die Emissionen aus dem Energieverbrauch so weit wie möglich zu
reduzieren. Ab 2030 sei eine Verminderung der CO2-Emissionen um mehr als 100.000 Tonnen pro Jahr möglich. Das entspreche dem Verbrauch einer Kleinstadt mit rund 12.500 Einwohnern. Geplant seien unter anderem der Wechsel auf Ökostrom, Investitionen in Photovoltaik und die Umstellung auf LED-Beleuchtung. Ab dem Jahr 2024 soll mit dem Service-Center von Thyssenkrupp in Krefeld ein erster Standort von Materials Services klimaneutral arbeiten.
Emissionen, die nach heutigem Stand noch nicht vermieden werden könnten, weil derzeit auf dem Markt weder entsprechende Technologien noch die erforderliche Infrastruktur vorhanden seien, will der Konzern durch Klimaschutzprojekte kompensieren. Dies gelte zum Beispiel für Teile der eigenen Lkw-Flotte.
Das Unternehmen plant auch, künftig vermehrt CO2-reduzierte Produkte anzubieten. Erste Chargen CO2-reduzierten Stahls seien für Kunden verfügbar, erklärte Thyssenkrupp.
Klöckner & Co setzt auf Partnerschaft mit H2 Green Steel
Der Duisburger Thyssenkrupp-Konkurrent Klöckner & Co (KlöCo) schließt eine Partnerschaft mit dem Unternehmen H2 Green Steel, das sich als Produzent von grünem Stahl etablieren will. Als Lieferung vorgesehen seien jährlich bis zu 250.000 Tonnen ab 2025, was einem erheblichen Anteil am derzeitigen Jahresabsatz in Deutschland entspreche, erklärte KlöCo vor wenigen Tagen.
„Durch unsere Partnerschaft mit H2 Green Steel erhöhen wir die Verfügbarkeit von grünem Stahl für unsere Kunden erheblich und ermöglichen ihnen den Aufbau einer emissionsfreien Wertschöpfungskette“, sagt KlöCo-Chef Guido Kerkhoff. Sein Unternehmen wolle sich „als Vorreiter einer nachhaltigen Stahlindustrie etablieren“. Die Verarbeitung des von H2GS gelieferten Flachstahls werde vorwiegend die KlöCo-Konzerntochter Becker Stahl-Service übernehmen. Die Produkte sollen insbesondere Kunden in der europäischen Automobil- und der Haushaltsgeräteindustrie angeboten werden.