Essen. Heizpilze ermöglichen Gastwirten Terrassen-Umsätze auch in der kalten Jahreszeit, sind aber sehr klimaschädlich. Die Metro will das ausgleichen.
Mit dem Herbst beginnt auch die Heizpilzsaison in der Außengastronomie. Nachdem Restaurants und Cafés 2020/21 die komplette dunkle Jahreszeit schließen mussten, setzen sie in diesem Jahr auf viele Gäste auf ihren Terrassen, um wieder auf halbwegs normale Umsätze zu kommen. Um ihnen zu helfen, erlauben auch Städte, die sie wegen ihrer Klimaschädlichkeit verboten hatten, den Heizpilz-Einsatz. Dafür bietet nun die Metro an, den CO2-Ausstoß zu kompensieren. Sie pflanzt 3000 Bäume im Harz.
Im vergangenen Jahr hatten sich viele Wirte mit Heizstrahlern und -Pilzen eingedeckt, die dann wegen des langen Lockdowns im Keller landeten. Schlecht für die Gastronomiebetriebe, gut für das Klima. Denn das Abfackeln von Propangas im Freien, um die Außentische über viele Stunde zu beheizen, ist eine denkbar ineffiziente Art der Wärmeerzeugung, da die heiße Luft nach oben zieht und sofort wieder abkühlt. Einige Städte, darunter auch Essen, hatten sie deshalb verboten, in der Pandemie zur Unterstützung der Gastronomie aber wieder erlaubt. In Essen gilt das zunächst bis Jahresende, ebenso die vereinfachte Ausweitung der Außengastronomie und reduzierte Gebühren.
Windkraft-Projekte in Pakistan und Bäume im Harz
Die Metro verspricht nun Kompensationen, die den Einsatz der in ihren Großmärkten gekauften Heizpilze klimaneutral ausgleichen. Der SDax-Konzern tut dies also nicht ohne Eigennutz. Dafür nutzt die Metro einerseits nicht genutzte Klimakompensations-Zertifikate, die durch den Lockdown bis März übrig geblieben sind. Sie fließen in ein Biomasse-Kraftwerk in Bulgarien und Windkraft-Projekte in Pakistan, um dort Kohlekraftwerke abschalten zu können. Zudem beteiligt sich die Metro in Deutschland an der Wiederaufforstung eines Waldgebiets am Wurmberg im Harz. Insgesamt kompensiert die Metro damit nach eigenen Angaben den den Ausstoß von 12.500 Tonnen CO2.
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Deutschlands führender Großhändler mit Sitz in Düsseldorf möchte so seine wichtigsten Kunden, die Gastronomen, stützen. „Indem wir die CO2-Emissionen ausgleichen, möchten wir den Gastronomien eine gute Option bieten, ihre Terrassensaison zu verlängern und gleichzeitig ein weiteres Zeichen in puncto Nachhaltigkeit setzen“, erklärte Metro-Deutschlandchef Frank Jäniche. Außenflächen seien ein wichtiges Standbein, um rentabel zu bleiben und die Weihnachts- und Wintersaison optimal ausnutzen zu können. Gleichzeitig minimiere die verstärkte Nutzung der Außenflächen das Infektionsrisiko mit dem Coronavirus.
Bochumer Wirt: Heizstrahler sind für uns überlebenswichtig
Christian Bickelbacher, Betreiber mehrerer Gastronomiebetriebe in Bochum und Oberhausen, nennt beheizte Außenplätze „überlebenswichtig“. Drinnen dürfe man zwar wieder voll bestuhlen, „aber manche Gäste scheuen nach wie vor volle Innenräume“, so der Inhaber etwa des Café Tucholsky im Bochumer Bermudadreieck. Es spiele auch eine Rolle, dass die 3G-Regel, nach der nur gegen Covid-19 Geimpfte, Genesene und Getestete bewirtet werden dürfen, draußen nicht gelte. Da sich viele Gäste zudem daran gewöhnt hätten, dick angezogen, mit Decken und von Heizpilzen bestrahlt draußen zu sitzen, rechnet Bickelbacher mit vollen Terrassen im Vorweihnachtsgeschäft.