Essen. Mit einem Zehn-Punkte-Plan will die Stadt Essen der Gastronomie helfen. Doch viele Wirte bezweifeln die Wirksamkeit der geplanten Maßnahmen.
Die Stadt will mit einem umfassenden Zehn-Punkte-Plan die Essener Gastronomie und Hotelbranche unterstützen. Das gab die Verwaltung jetzt bekannt. Der Plan wurde mit Vertretern der Gastro-Gewerkschaft „Dehoga“ entwickelt. Trotzdem bezweifeln viele Gastronomen im Stadtgebiet, dass die angekündigten Aktionen etwas nützen.
Neben einer App, mit der die Registrierung von Gaststätten-Besuchern und Hotel-Gästen vereinfacht werden soll, will die Stadt auch die Vergnügungs- und Gewerbesteuer für Gastro-Betriebe im Jahr 2021 „unbürokratisch“ stunden oder zumindest herabsetzen.
Der Plan der Stadt kommt rechtzeitig vor den geplanten Lockerungen für die Gastronomie: Liegt die Inzidenz am Montag, 22. März, weiter unter 100, darf im Außenbereich geöffnet werden – für Gäste mit negativem Schnelltest und nach Termin. Alle Restaurants und Hotels haben bereits seit fünf Monaten geschlossen. Hotels dürfen derzeit nur Geschäftsreisende beherbergen, Restaurants behelfen sich häufig mit Abhol-, bzw. Lieferservices.
Nicht nur kurz-, sondern auch mittelfristige Maßnahmen
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Die von der Stadt angekündigten Maßnahmen stoßen allerdings auf breite Kritik: „Eine App zur Gäste-Registrierung gibt es bundesweit schon, und nach der Meinung von Fachleuten ist sie auch sehr gut“, sagt zum Beispiel Gastronom Daniel Schiffer, der seit mehr als sechs Jahren das „Schiffers im Alten Löwen“ im Stadtteil Werden betreibt. Ein Großteil seiner Gäste sei 60 Jahre und älter; nicht jeder von ihnen habe ein Smartphone oder wolle sich laufend neue Apps herunterladen.
Die angekündigte Absicht der Stadt, bei Gewerbe- und Vergnügungssteuer die Forderungen auszusetzen oder zu stunden, quittiert Stefan Malich, Geschäftsführer im „Hotel Haus Gimken“ (Borbeck), nur mit einem bitteren Lachen: „Wollen Sie mal meine Konto-Auszüge sehen? Die Stadt hat bereits kräftig abgebucht.“ Nicht nur Gastronomiebetriebe, sondern auch Vereine mit gastronomischen Einrichtungen würde weiter voll zur Kasse gebeten.
Malich wollte eigentlich – so lange die Inzidenz nicht noch weiter steigt – am Montag seinen Außenbereich wieder öffnen; sämtliche zwölf Tische sind schon lange ausgebucht. „Die Gäste rufen von morgens bis abends an und fragen, was jetzt los ist“, sagt Malich. „Ich hätte selbst gern mehr Klarheit, doch in keinem Amt und in keiner Behörde erreicht man jemanden.“
Wirte sollen einfacher Außengastronomie einrichten können
Die Stadt hatte außerdem angekündigt, dass es auch in diesem Jahr den Gastronomen vereinfacht werden soll, eine Außengastronomie einzurichten. So würden zum Beispiel Heizpilze geduldet. Am Kopstadtplatz (Innenstadt), wo Lars Becker das Brauhaus „Löwe“ betreibt, hat man ganz andere Erfahrungen gemacht: „Ich habe die Anbringung einer Markise beantragt“, berichtet er, „damit ich schon jetzt im März die Außengastronomie bespielen kann. Im Amt sagte man mir, bis der Antrag durch ist, dauere es sechs Wochen. Sowas ist natürlich kontraproduktiv.“ Becker legt aber Wert auf die Feststellung, dass es ihm „schwer fällt, den Oberbürgermeister zu kritisieren, denn vieles liegt nicht in seiner Zuständigkeit.“
So gehört auch zum Zehn-Punkte-Plan der Stadt, sich dafür einzusetzen, dass die Mehrwertsteuer auch für Getränke gesenkt wird. Beim Deutschen Städtetag wolle man entsprechend aktiv werden. Weitere geplante Maßnahmen: Mit der Essen Marketing Gesellschaft (EMG) sollen neue Veranstaltungs-Formate entwickelt werden, die coronatauglich sind – zum Beispiel im Grugapark oder in „verschiedenen Mittelzentren“. Auch über Gutschein-Lösungen solle nachgedacht werden.