Düsseldorf. The Body Shop will alle Läden mit Refill-Stationen und ganz auf vegane Produkte umstellen. Was sich Managerin Kranz von der Strategie verspricht.

Ladeneinrichtungen aus recyceltem Material, vegane Körperpflegemittel und Shampoos aus der Zapfstation – die Kette The Body Shop setzt auf Nachhaltigkeit. Kerstin Kranz, die das Geschäft in Deutschland und Österreich von Düsseldorf aus steuert, erzählt im Gespräch mit Frank Meßing, warum sie „felsenfest“ an die Zukunft der Innenstädte glaubt.

Frau Kranz, Sie wollen alle Filialen von The Body Shop mit Refill-Stationen ausstatten. Gab es dieses Angebot nicht schon einmal in den 1990er Jahren?

Kerstin Kranz: Ja, das stimmt. Damals war die Welt aber offenbar noch nicht bereit für diese Nachhaltigkeitsthemen. Deshalb haben wir damals die Stationen wieder abgebaut. Jetzt lassen wir diese Idee wieder aufleben.

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Warum stellen Sie zu einem Zeitpunkt um, da die Corona-Pandemie nicht wirklich beendet ist?

Kranz: Wir wollen unseren Beitrag leisten, den Verbrauch von umweltschädlichem Kunststoff zu vermeiden. Mit dem Wechsel zu Refill können wir jährlich mehr als 25 Tonnen Plastik einsparen. Das bedeutet, dass wir jede Kundin und jeden Kunden auf diese Weise davor bewahren können, im Schnitt 32 Plastikflaschen pro Jahr in den Müll zu werfen. Das sind pro Kunde immerhin 260 Gramm CO₂, die weniger in die Atmosphäre gelangen.

Werden Sie Ihr gesamtes Sortiment auf Nachfüllflaschen umstellen?

Kranz: Wir starten mit unseren Bestsellern wie Shampoo, Conditioner, Duschgel und Handseifen. Bei weiteren Produktkategorien prüfen wir nach und nach, ob und wie sich diese ebenfalls für Refill eignen.

Kerstin Kranz stammt aus dem Ruhrgebiet und führt das Deutschland- und Österreich-Geschäft von The Body Shop. 
Kerstin Kranz stammt aus dem Ruhrgebiet und führt das Deutschland- und Österreich-Geschäft von The Body Shop.  © Bodyshop | Bodyshop

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Kritiker haben Bedenken, dass es an den Automaten nicht immer hygienisch zugehen könnte.

Kranz: Deshalb werden unsere Mitarbeiterinnen die Refill-Stationen bedienen und auch nur Aluminium-Flaschen befüllen, die wirklich sauber sind. Ist das nicht der Fall, erhalten die Kunden von uns neue Behälter.

Nachhaltigkeit ist für alle Einzelhändler ein großes Thema geworden. Hat die Körperpflege-Branche mit ihren zum Teil aufwendigen Verpackungen eine besondere Verantwortung?

Kranz: Nachhaltigkeit gehört seit Anbeginn zur DNA von The Body Shop. Unsere Gründerin Dame Anita Roddick glaubte schon 1976 fest daran, dass ein Unternehmen die Kraft hat, Gutes zu tun. Daran halten wir fest. Wir haben uns vorgenommen, dass unser gesamtes Sortiment bis zum Jahr 2023 zu 100 Prozent aus veganen Bestandteilen bestehen wird. Seit jeher engagieren wir uns gegen Tierversuche.

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Was kann der Handel abseits der Reduktion von Verpackungen zum Erreichen der Klimaziele beitragen?

Kranz: In Münster haben wir gerade eine neue Filiale eröffnet, deren Ladeneinrichtung mit „grünen Materialien“ wie beispielsweise Altholz und recycelten Kunststoffen umgesetzt wurde. Dazu gehören unter anderem EKOply-Arbeitsflächen, die zu 100 Prozent aus recyceltem Material bestehen, das sonst auf der Mülldeponie gelandet wäre, oder Second Hand-Plastikkisten, die zur Aufbewahrung von Produkten genutzt werden. Das handhaben wir bei unseren weiteren Eröffnungen ebenfalls so.

The Body Shop ist in Deutschland mit 72 Filialen, davon 14 in Nordrhein-Westfalen, vertreten. Planen Sie eine Expansion?

Kranz: Jein. Wir gucken uns immer interessante Standorte an.

Wie ist Ihr Unternehmen durch die Krise gekommen?

Kranz: Das war natürlich eine große Herausforderung. Wir mussten über Monate komplett schließen. Durch Kurzarbeit und das Entgegenkommen unserer Vermieter konnten wir die schlimmsten Folgen des Lockdowns abfedern.

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Glauben Sie, dass die im Einzelhandel generell gestiegenen Umsätze im Online-Handel auch nach Corona weiter wachsen werden?

Kranz: Der E-Commerce kann nicht die Umsätze kompensieren, die wir während der Pandemie stationär verloren haben. Das persönliche Erlebnis im Laden kann das Internet nicht ersetzen. Gerade in unserer Branche wollen die Kunden die Pflegeprodukte riechen und fühlen. Deshalb wird die Zukunft im Nebeneinander beider Verkaufskanäle liegen.

Machen Sie sich Sorgen um die Innenstädte?

Kranz: Ich bin ein Kind des Einzelhandels und glaube felsenfest an die Zukunft von stationären Läden. Aber die Fußgängerzonen werden sich weiter verändern, weil es immer neue Konzepte geben wird. Für uns liegt die Zukunft – wie auch bereits die Gegenwart – im Omnichannel. Von den eigenen Geschäften über den Onlineshop bis hin zu Kanälen der sozialen Medien, auf denen unsere Produkte erhältlich sind oder etwa Depots bei Galeria Karstadt Kaufhof.

>>> Zur Person: Kerstin Kranz

Kerstin Kranz stammt aus dem Ruhrgebiet. Sie wuchs in Sprockhövel auf. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft arbeitete sie für die Textilketten Ernsting’s Family, Liberty und Bonita. 2017 wechselte Sie zu The Body Shop.

In den 72 deutschen Filialen, darunter Essen, Oberhausen und Düsseldorf, arbeiten rund 340 Beschäftigte. 2019 betrug der Umsatz 31,6 Millionen Euro. The Body Shop gehört zur Natura-Gruppe, dem viertgrößten Kosmetikkonzern der Welt.