Essen. In Essen hat ein neuer Unverpacktladen eröffnet. Dieser will nicht nur Plastikmüll vermeiden, sondern auch ein breites Angebot bieten.

Es gibt ein neues nachhaltiges Angebot in Essen: Im Second-Hand-Laden „Konsumreform“ im Generationenkulthaus (GeKu-Haus) hat ein „grüner Bereich“ mit plastikfreien und nachhaltigen Produkten eröffnet. Zum Konzept gehören vor allem Produkte, die man in einem anderen Unverpacktladen nicht findet. Auch Plastikmüll will der neue Laden vermeiden.

Unverpacktladen: Die zweite Leidenschaft

Nadine Thomas kommt eigentlich beruflich aus einem ganz anderen Bereich. Die 44-Jährige arbeitet im Controlling. Doch schon seit einiger Zeit hat sie eine zweite Leidenschaft: „Ich will gesellschaftlich etwas bewegen, für nachhaltige Ideen werben“, so Thomas. Ihre Vision: Durch konkrete Angebote die Hemmschwelle, nachhaltig einzukaufen, senken – wie es eben in einem Unverpacktladen möglich ist.

Plastikmüll verhindern will „Der hungrige Wal“ im Konsumreformshop

Ihren Job für die Selbstständigkeit aufgeben wollte Thomas für den Unverpacktladen nicht. Seit eineinhalb Jahren verkaufte sie aber bereits privat im Second-Hand-Bereich des Konsumreform-Shops. Das Trödel-Konzept des Ladens ermöglicht es Privatpersonen und Firmen, Regale oder einzelne Regalböden anzumieten und alle möglichen Gegenstände gebraucht zu verkaufen. So entwickelte Thomas gemeinsam mit Konsumreform-Inhaberin Yvonne Karbach und Shopleiter Dirk Bussler die Idee eines „Ladens im Laden“.

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„Der hungrige Wal“ heißt der neu eingerichtete Bereich für unverpackte und nachhaltige Artikel. Hintergrund der Namenswahl: Plastik, das im Meer entsorgt wird, wird nicht selten von Walen gefressen. Weil der Müll ihren Magen füllt, verhungern die Meeressäuger. Die Vermeidung von Plastikmüll ist deshalb ein wichtiges Ziel des neuen Angebots

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Unverpacktladen will Plastikmüll vermeiden

Anders, als man es aus dem typischen Unverpacktladen kennt, stehen in den grün-weißen Regalen aber keine Gläser mit abfüllbaren Lebensmitteln. Stattdessen gibt es ein buntes Potpourri aus allen möglichen Produkten, die zu einem nachhaltigen Leben beitragen: Wiederverwendbare Wachstücher, die anstelle von Frischhaltefolie benutzt werden können, Duschmatten, Badeschlappen und Wärmflaschen aus Naturkautschuk, Öko-Rasierklingen. Ins mitgebrachte Gefäß abfüllen kann man sich Spülmittel, Waschmittel oder WC-Reiniger.

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Auch das gehört zum Angebot des neuen Unverpacktladens: Allzweckreiniger in kleinen, wiederverwendbaren Glasdösen abgepackt - also weniger Plastikmüll.
Auch das gehört zum Angebot des neuen Unverpacktladens: Allzweckreiniger in kleinen, wiederverwendbaren Glasdösen abgepackt - also weniger Plastikmüll. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

„Ich wollte ein undogmatisches Angebot schaffen“, sagt Thomas. Bei ihrem Konzept gehe es weniger darum, dass jedes einzelne Produkt unverpackt sei, als darum, ein breites Angebot an nachhaltigen Artikeln für den Alltag zu bieten. So sind zum Beispiel viele Produkte in Papier verpackt und es gibt Duschgel in Glasflaschen, die an den Hersteller zurückgeschickt und dann wiederverwendet werden können.

„Kein Dogmatismus“: Einige Artikel haben eine Papierverpackung

„Bei einigen Artikeln ist mir die Transparenz wichtiger als der Anspruch, komplett auf die Verpackung zu verzichten“, erklärt Thomas. So gehört zur Produktpalette zum Beispiel ein Zungenreiniger frei von Plastikmüll, in dessen Papierverpackung beschrieben ist, wie und wofür er überhaupt verwendet wird.

Thomas’ kleiner Laden ist nicht das einzige Angebot in der grünen Ecke des Konsumreform-Shops, Einzelhändler aus der Region haben ebenfalls Regale bezogen: Zum Beispiel „Ruhröl“, eine Firma aus Bottrop, die kaltgepresste Bio-Öle verkauft. Außerdem gibt es Honig von einem Essener Imker und nachhaltige Lebensmittel der Moerser Firma „One Million Fruits“. Eine Bochumer Designerin bietet Taschen an, die sie aus Werbebannern und Pflanzkübeln gefertigt hat.

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Angebot soll erweitert werden: Gründer oder bestehende Firmen können sich melden

Bei der Eröffnung des Nachhaltigkeitsangebots habe es bereits eine sehr positive Resonanz gegeben, erzählt Konsumreform-Shopleiter Dirk Bussler erfreut. In Zukunft soll das noch sehr begrenzte Angebot erweitert werden. Bussler wendet sich daher an alle, die auch gerne einen nachhaltigen Shop eröffnen würden: „Bei uns können Gründer einen Laden betreiben, ohne ihren Job aufgeben zu müssen.“

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Auch bereits bestehende Firmen könnten – selbst wenn ihre Standorte weit entfernt seien – ihre Produkte im Konsumreform-Shop vermarkten: „Die Unternehmen schicken uns ihre Produkte. Wir kümmern uns um Verkauf, Präsentation und Abwicklung“, so Bussler.

Der Konsumreform-Shop im GeKu-Haus

Seit sieben Jahren betreibt Yvonne Karbach den Konsumreform-Shop im Mehrgenerationenhaus „GeKu-Haus“ an der Viehofer Straße. Im Trödel-Bereich können Privatpersonen und Firmen Regale und Regalböden mieten, um dort alle möglichen Gegenstände gebraucht zu verkaufen.

Ein Regal kostet 84 Euro Miete pro Monat, ein einzelner Boden 36 Euro. Aktuell sucht das Team vor allem Privatpersonen und Firmen, die nachhaltige Produkte produzieren oder einen nachhaltigen Laden eröffnen möchten, um den „grünen Bereich“ des Shops zu erweitern.

Inhaberin Karbach hat selbst noch eine zweite Firma: „Much Better Stuff“. Sie bietet nachhaltige Textilien und Taschen an, die sie mit eigenen Motiven im Siebdruckverfahren veredelt.