Essen. Neben Eon und RWE könnte Essen ab Sommer wieder Sitz dreier Dax-Konzerne sein. Chemiehändler Brenntag bereitet sich auf möglichen Aufstieg vor.
Der Essener Chemikalienhändler Brenntag bereitet sich auf den Aufstieg in den Dax vor. „Dieses Szenario ist durchaus realistisch“, sagte Vorstandschef Christian Kohlpaintner am Mittwoch bei der Vorlage der Bilanz.
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Das Oberhaus der börsennotierten deutschen Unternehmen soll im Sommer von 30 auf 40 Mitglieder erweitert werden. Als heißer Kandidat für den Aufstieg in den neuen Dax gilt der weltweit größte Chemikalienhändler Brenntag aus Essen. Kohlpaintner wollte sich zu den Perspektiven bislang nicht öffentlich äußern. Das hat sich nun geändert.
Eine Notierung im Dax sei zwar „nicht die Maxime unseres Handelns“, betonte der Vorstandschef. Intern treffe man aber Vorbereitungen. „Wir fühlen uns im MDax wohl. Bis zum August oder September kann noch viel passieren“, sagte Kohlpaintner.
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Die Brenntag legte am Mittwoch eine glänzende Bilanz vor. Trotz der Corona-Pandemie und eines Einbruchs beim Gas- und Öl-Geschäft in den USA steigerte das Unternehmen seinen Umsatz um acht Prozent auf rund 11,8 Milliarden Euro. Der operative Gewinn vor Abzug von Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zog um um sechs Prozent auf 1,06 Milliarden Euro an.
Brenntag legt bei Umsatz und Ergebnis deutlich zu
Unter dem Strich ging der Gewinn leicht auf 466,5 Millionen Euro zurück. Die Aktionäre sollen sich dennoch auf eine um zehn Cent auf 1,35 Euro erhöhte Dividende freuen können. Zumal Brenntag bislang besser durch die Corona-Krise gekommen ist als von Analysten erwartet. „2020 war ein erfolgreiches Jahr“, meinte Kohlpaintner. Trotz der andauernden Covid-19-Risiken rechnet er für das laufende Jahr mit einem Anstieg des operativen Ergebnisses auf 1,08 bis 1,18 Milliarden Euro.
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Bei seinem Amtsantritt im Januar 2020 hatte Kohlpaintner angekündigt, dass Brenntag nicht länger vor allem über Firmenzukäufe wachsen dürfe. Der Vorstand hat deshalb ein umfassendes Umbau-Programm auf den Weg gebracht. 1300 der weltweit 17.500 Arbeitsplätze sollen abgebaut und 100 der 700 Standorte geschlossen werden. Am Mittwoch zog der Vorstandschef eine erste Zwischenbilanz: Danach seien im vergangenen Jahr 200 Stellen „sozialverträglich“ gestrichen und 30 Chemikalien-Lager, die von Dritten betrieben wurden, aufgegeben worden.
Mehr als 700 Mitarbeiter in der Essener Zentrale
Keine Angaben machte Kohlpaintner zu den Planungen in Deutschland. „Wir verhandeln gerade mit den Arbeitnehmervertretern“, sagte der Brenntag-Chef lediglich. In der Essener Zentrale arbeiten rund 700 Menschen. Einen großen Standort betreibt der Konzern in Duisburg. Nach früheren Angaben Kohlpaintners sollen in Deutschland „weniger als 200 Stellen“ wegfallen.