Essen. Banken verabschieden sich vom Gratiskonto und drehen an der Gebührenschraube. Bei der Postbank zahlt nichts, wer hohe Geldeingänge hat.

Das kostenlose Girokonto, das auch noch ein Startguthaben von 50 Euro mitbringt, war über Jahre das Werbemittel der Commerzbank, Konkurrenten die Kunden abspenstig zu machen. Die Strategie ging auf, die Zahl der Konten schnellte in die Höhe, Geld konnte die Commerzbank damit aber nicht verdienen. Deshalb will der neue Vorstandschef Manfred Knof jetzt Schluss machen mit der Gratis-Mentalität – und befindet sich damit durchaus in Gesellschaft anderer Institute.

https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaft-in-nrw/postbank-erhoeht-ihre-gebuehren-fuers-girokonto-teils-drastisch-id226217257.htmlEnde Januar erhielten Postbank-Kunden einen einseitigen Brief mit der Ankündigung, dass ihr „Postbank Giro 3000 plus“-Konto ab dem 1. April „Postbank Giro plus“ heiße. Die Konsequenz: Zahlte man bislang eine Monatsgebühr von maximal 2,50 Euro, nimmt die Postbank nun ein Entgelt von 5,90 Euro. Das ist mehr als das Doppelte. Für Kunden, die bereits ein „Giro plus“-Konto haben, bedeutet die Anhebung einen Aufschlag von einem Euro.

Wer Eingänge von 3000 Euro und mehr pro Monat auf dem Girokonto verbuchte, musste bislang keine Gebühren bezahlen. Dass dieser Service auch ab April zur Verfügung stehen wird, verschweigt die Postbank in ihrem Brief allerdings. Denn beim Modell „Giro extra plus“ fällt nur dann ein Entgelt von 10,90 Euro an, wenn in einem Monat die Zahlungseingänge unter 3000 Euro bleiben. „Auf Wunsch beraten wir unsere Kund*innen gern, ob für sie ein anderes Kontomodell günstiger ist“, erklärt ein Sprecher auf Anfrage. In dem Brief erfahren die Kunden von dem Angebot jedoch nichts.

https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaft-in-nrw/deutsche-bank-und-postbank-bis-zu-300-filialen-vor-dem-aus-id227949845.html„Nach intensiver Beobachtung hat sich die Postbank entschieden, ihre Preise an einigen Stellen moderat an die Wettbewerber anzupassen“, so der Sprecher. Man vergleiche die eigenen Girokontomodelle laufend mit anderen Privat- und Volksbanken sowie Sparkassen. Im Oktober 2020 hatte bereits die Postbank-Konzernmutter Deutsche Bank ihre Kontoführungsgebühren erhöht.

In der Tat kennt auch die Kurve der Entgelt-Entwicklung bei den meisten Konkurrenten nur eine Richtung: nach oben. Unlängst kündigte der neue Commerzbank-Chef Manfred Knof an, dass die Zeiten der Umsonst-Konten angesichts der Krise seines Instituts vorbei seien. Am Montag machte Knof gleich Nägel mit Köpfen: Bei seiner Online-Tochter Comdirect ist ein Girokonto ab Mai sechs Monate nach Eröffnung nur noch dann kostenlos, wenn eine der drei folgenden Bedingungen erfüllt ist: Monatlicher Geldeingang von 700 Euro, drei Zahlungen via Apple Pay beziehungsweise Google Pay oder mindestens eine Wertpapiertransaktion. Ansonsten verlangt die Bank pro Monat 4,90 Euro Kontoführungsgebühr.

https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaft-in-nrw/commerzbank-mitarbeiter-in-200-nrw-filialen-bangen-id231483999.htmlAuch die Consorsbank dreht an der Gebührenschraube: Vom 27. März an ist auch bei der zur französischen Großbank BNP gehörenden Onlinebank ein neu eröffnetes Girokonto nur dann kostenlos, wenn monatlich mindestens 700 Euro eingehen oder wenn der Kontoinhaber unter 28 Jahre alt ist. Ansonsten werden vier Euro pro Monat fällig. Die Direktbank ING Diba hatte sich bereits Mitte 2020 vom Gratiskonto verabschiedet.

Auf höhere Gebühren müssen sich auch Kunden mancher Sparkassen einstellen. In Oberhausen etwa nimmt das öffentlich-rechtliche Institut vor allem Inhaber reiner Online-Konten ins Visier. Die monatliche Grundgebühr soll ab April um einen Euro auf 4,90 Euro steigen. Auch Überweisungen und die Debitkarte werden für sie teurer.

https://www.waz.de/staedte/oberhausen/stadtsparkasse-oberhausen-erhoeht-girokonten-preise-kraeftig-id231371851.htmlJetzt aber erhöht die Sparkasse für alle „Giro aktiv Online“-Kunden nicht nur die Grundgebühr von 3,90 Euro auf 4,90 Euro im Monat, sondern berechnet je Überweisung, je Lastschrift oder Gutschrift Extra-Geld: fünf bis zehn Cent. Die Sparkassen-Debitkarte kostet zudem künftig 10,80 Euro statt 9,90 Euro im Jahr. Viele Kunden zeigen sich verärgert. Die Linke in Oberhausen protestiert gegen die Geschäftspolitik der Sparkasse.

Die zieht mit ihren Preisen allerdings zu den Schwesterinstituten der Nachbarstädte auf: Bei der Sparkasse Duisburg kostet das Online-Konto 4,48 Euro im Monat, das Giro-Direkt-Konto der Sparkasse Essen fünf Euro – plus Gebühren selbst für reine Online-Überweisungen (20 Cent). Die Bochumer Sparkasse nimmt 4,50 Euro für ihr S-Giro-Direkt. Je Einsatz der Debitkarte werden allerdings 15 Cent fällig.