Essen. Barmer-Studie: In Altenheimen und Kliniken ist die Ansteckungsgefahr am größten. Aber auch Erzieher und Metaller erkranken häufiger an Covid-19.

Pflegekräfte, Lehrer und Erzieher erkranken mit Abstand am häufigsten an Covid-19 – das zeigt eine Auswertung der Barmer. Aber auch im Maschinenbau, in metallverarbeitenden Berufen, in der Logistik und auch im Einzelhandel infizieren sich mehr Beschäftigte als in anderen Branchen. Nach einer Corona-Infektion fehlten die Mitarbeiter je nach Berufsgruppe zwölf bis 17 Tage.

Die zweitgrößte gesetzliche Krankenkasse wertete die Fehlmeldungen der 20 am stärksten von der Pandemie betroffenen Berufsgruppen von Oktober bis Ende Dezember aus. Demnach waren im Adventsquartal rechnerisch 7,6 von je 1000 bei der Barmer versicherten Altenpflegekräfte wegen einer Covid-19-Infektion krankgeschrieben.

Kaum geringer betroffen waren Beschäftigte in der Gesundheits- und Krankenpflege, dem Rettungsdienst und der Geburtshilfe mit je 7,3 Infizierten je 1000. Ebenso häufig steckten sich Beschäftigte im Erziehungswesen und in der Sozialarbeit mit dem Coronavirus an. In den Arztpraxen waren es mit 5,5 schon deutlich weniger.

Auch im Einzelhandel steckten sich viele an

Eine höhere Ansteckungsgefahr hatten Beschäftigte in der Metallindustrie, in der Verwaltung sowie in der Lagerwirtschaft und im Reinigungsgewerbe, wobei in diesen Berufen die Infektionsquote nur etwa halb so hoch war wie in den Pflegeberufen. Aber auch die Beschäftigten in Modegeschäften und Elektronikmärkten steckten sich bis zum Lockdown am 16. Dezember vergleichsweise häufig an (3,6 von 1000).

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Die größten Hotspots für Berufstätige sind aber eindeutig Altenheime, Krankenhäuser, Kindergärten und Schulen. „Corona grassiert vor allem in Sozialberufen. Deshalb ist es auch dringend erforderlich, dass sich die Beschäftigten konsequent impfen lassen, sobald sie an der Reihe sind und der Impfstoff verfügbar ist“, fordert Barmer-Chef Christoph Straub.

Pflegekräfte fühlen sich nicht gut geschützt

Die Verantwortung für die hohen Ansteckungsraten sieht der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) allerdings eher bei den Arbeitgebern, sprich den Kliniken, Altenheimen, Kita- und Schulträgern. In der jüngsten Umfrage aus dem Dezember klagten viele Beschäftigte über mangelnden Schutz. „Mehr als 57 Prozent der Teilnehmenden fühlen sich während ihrer Arbeit nicht sicher vor einer Covid-Infektion geschützt und 86 Prozent fürchten noch weitere Herausforderungen auf sich zukommen“, sagt DBfK-Präsidentin Christel Bienstein. „Nach neun Monaten Pandemie und den Erfahrungen aus der ersten Welle hätte der Schutz der beruflich Pflegenden besser vorbereitet sein müssen.“

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Jeder fünfte Befragte beklagt einen Mangel an medizischen Schutzmasken, mehr als jeder zweite erwartet in absehbarer Zeit einen solchen Mangel. „Die FFP-2-Masken sind aktuell der sicherste Schutz, den die beruflich Pflegenden in ihrem Arbeitsalltag, der eben kein Abstandhalten möglich macht, nutzen können. Dass hier immer noch keine flächendeckende Versorgung herrscht, ist ein Skandal“, findet Bienstein.