Düsseldorf. Handwerkspräsident Ehlert fordert einen Kurswechsel bei den Corona-Hilfen. Er kritisiert, dass zu viele Betriebe durchs Rost fallen.

Die Kritik an den Corona-Hilfen der Bundesregierung wird immer lauter. NRW-Handwerkspräsident Andreas Ehlert fordert deshalb, die Zuschüsse künftig an den Betriebsergebnissen auszurichten, damit „ausgerechnet die eigentümergeführten Unternehmen nicht durchs Rost fallen“, wie er sagt.

https://www.waz.de/wirtschaft/wirtschaft-in-nrw/modehaendler-uns-geht-es-dreckig-aber-wir-machen-weiter-id231522419.htmlMitte Dezember begann der zweite Lockdown, der auch Handwerksbetriebe wie Friseure zur Schließung zwang. „Die Stimmung wird fragiler, weil die Lage für immer mehr Betriebe wirklich prekär wird“, beobachtet Handwerkspräsident Ehlert. Bei vielen seien die Rücklagen bereits aufgebraucht. „Es ist bitter, wenn innerhalb weniger Wochen alles zerrinnt, was man jahrelang aufgebaut hat“, erklärt der Chef eines Schornsteinfeger-Unternehmens in Düsseldorf.

NRW-Handwerkspräsident Andreas Ehlert fordert ein Umdenken bei den Corona-Hilfen.
NRW-Handwerkspräsident Andreas Ehlert fordert ein Umdenken bei den Corona-Hilfen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Zumal die von der Bundesregierung zugesagten Corona-Hilfen nur zögerlich oder gar nicht bei den Firmen ankämen. „Im Ganzen sind die Hilfen zu bürokratisch und zu kompliziert. Und viele Betriebe fallen durchs Rost, weil sie die Anspruchsvoraussetzungen nicht erfüllen“, bemängelt Ehlert. Er hält es für falsch, dass Umsatzrückgänge oder Fixkosten bei der Bemessung der Zuschüsse zugrunde gelegt werden.

„Ausgerechnet inhabergeführte Unternehmen können dabei leer ausgehen. Wer sein Eigentum nutzt anstatt Miete zu zahlen, hat keine Fixkosten“, meint der Handwerkspräsident und fügt bitter hinzu: „Wer sich selbst kein Geschäftsführer-Gehalt in einer GmbH ausbezahlt, sondern als vollhaftender Eigentümerunternehmer seinen Unternehmerlohn aus dem Gewinn entnimmt, dem bleibt nur der Weg in die Grundsicherung.“

Corona-Hilfen müssten für alle Branchen und Rechtsformen gelten

Ehlert fordert deshalb ein rasches Umsteuern. Die Hilfen müssten für alle Branchen und Rechtsformen gelten und dürften keine Fehlanreize setzen. Viele Friseurinnen und Friseure seien bei der Dezemberhilfe leer ausgegangen, weil sie in den ersten zwei geöffneten Wochen zu viel verdient haben. (-> Lesen Sie hier: Friseure im Lockdown: „30 Prozent werden es nicht schaffen“)

https://www.waz.de/politik/landespolitik/corona-rund-sechs-milliarden-euro-an-unternehmen-ausgezahlt-id231490103.htmlAls gerechte Alternative bringt der Handwerkspräsident deshalb die Veränderung des Betriebsergebnisses im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit als Bemessungsgrundlage ins Spiel. Das Betriebsergebnis ist der Gewinn oder Verlust, den ein Unternehmen mit der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit macht.