Essen. Bayer will in Wuppertal Corona-Impfstoff produzieren – aber erst ab 2022. Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac hofft auf rasche Zulassung.

Der Pharmariese Bayer will nun doch selbst in die Produktion von Corona-Impfstoff einsteigen, auch in NRW. Am Standort Wuppertal sollen künftig 160 Millionen Dosen des Impfstoffs der Tübinger Biotechfirma Curevac hergestellt werden, erklärten die Unternehmen am Montag. Allerdings: erst ab dem Jahr 2022.

Auch interessant

Curevac entwickelt ein Mittel, das ähnlich funktioniert wie die bereits zugelassenen Impfstoffe von Biontech und des US-Konzerns Moderna. Mit Hilfe seines neuen prominenten Partners aus Leverkusen will Curevac nun aufholen und strebt eine Zulassung in diesem Frühjahr an. Die Produktion laufe bereits, sagte Curevac-Aufsichtsrat Friedrich von Bohlen und Halbach unserer Redaktion unlängst. Nach der Zulassung werde eine möglichst große Zahl an Dosen bereitstehen.

Zunächst produzieren Fareva und Wacker

Die Produktion übernehmen für Curevac zunächst der französische Arzneimittelhersteller Fareva und die deutsche Wacker AG. Allein die EU hat bis zu 400 Millionen Dosen von Curevac geordert. Die Kooperation mit Bayer soll zunächst die Zulassung beschleunigen. Da der Dax-Konzern bisher keine Impfstoffe herstellt, war offen, ob die Leverkusener auch selbst in die Produktion einsteigen. Offenkundig hat auch politisches Zureden den Weltkonzern bewogen, dies zu ändern. „In Gesprächen mit der Bundesregierung ist deutlich geworden, dass die Verfügbarkeit von Impfstoffen weiter erhöht werden muss“, sagte Pharmavorstand Stefan Oelrich nun.

Er freue sich, „heute mitteilen zu können, dass wir über die erforderlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten verfügen, den mRNA-basierten Impfstoff von Curevac herstellen zu können“, erklärte Bayer-Manager Oelrich. Was er anfügte, dürfte aber manchen enttäuscht haben: „Wir planen daher, im Jahr 2022 weitere 160 Millionen Dosen des Impfstoffs von Curevac herzustellen.“ Frühestens Ende dieses Jahres kann Bayer produzieren, auch in Wuppertal. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat es eigentlich eiliger: In diesen Sommer soll jeder, der will, eine Corona-Impfung erhalten, lautet sein Versprechen an die Bevölkerung. Er steht für das schleppende Anlaufen der Impfungen in der Kritik.

Schnelle Anpassung an Covid-Mutationen

Benötigt wird der Impfstoff aber wahrscheinlich noch deutlich länger – für Nachimpfungen, für die weltweite Verteilung und möglicherweise für Mutationen des Virus. Die neue mRNA-Technik ermöglicht eine sehr schnelle Anpassung des Impfstoffs, dafür reiche „im Prinzip ein Klick“, sagte Friedrich Bohlen unserer Redaktion. Der Krupp-Nachfahre ist Mitgründer der dievini Hopp Biotech Holding, SAP-Gründer Dietmar Hopp mit 50 Prozent Hauptanteilseigner von Curevac. Auch der Bund ist mit 16 Prozent eingestiegen und hat dafür im vergangenen Sommer 300 Millionen Euro ausgegeben.