Essen. Die Zahl der Ausbildungsverträge ist im Corona-Jahr dramatisch eingebrochen. Im Ruhrgebiet besonders in Duisburg, Recklinghausen und Oberhausen.
Die Corona-Pandemie hat auch den Ausbildungsmarkt an Rhein und Ruhr hart getroffen: Die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge ist im Ausbildungsjahr 2019/20 um rund 15.000 auf landesweit nur noch 103.500 gesunken - ein Minus von 12,7 Prozent. Das teilte das Landesstatistikportal IT.NRW am Dienstag mit. Im Ruhrgebiet besonders drastisch waren die Einbrüche in Duisburg (-17 Prozent) und Recklinghausen (-16,2 Prozent).
Wie schlimm die Lage tatsächlich ist, lässt sich anhand der Zahlen bis zum offiziellen Ende des Ausbildungsjahres im September aber noch nicht abschließend beurteilen. Denn wegen der vielen Hürden in diesem Jahr erkennen die Kammern sowohl im Handwerk als auch in Industrie und Handel noch bis einschließlich Januar Neuverträge an. Arbeitgeber, Gewerkschaften und die Bundesagentur für Arbeit setzen große Hoffnungen darauf. Sie appellieren an die Jugendlichen und die Betriebe, diese Verlängerung zu nutzen.
Die Bundesagentur hatte deshalb Ende Oktober ihre Jahreszahlen auch nur eine "Zwischenbilanz" genannt. Die fiel freilich ebenfalls nicht sehr ermutigend aus: Fast 11.000 Lehrstellen und damit so viele wie noch nie waren demnach zum regulären Ende des Ausbildungsjahres im September unbesetzt geblieben, davon allein 3000 im Ruhrgebiet. Gleichzeitig waren noch fast 9000 jugendliche Bewerber ohne Lehrstelle, was dafür spricht, dass Betriebe und Azubis häufig einfach nicht zueinander fanden.
Weil längst nicht alle Lehrstellen den Arbeitsagenturen gemeldet werden, geben die jetzt veröffentlichten Zahlen der tatsächlich abgeschlossenen Ausbildungsverträge ein noch genaueres Bild der Lage ab. Demnach sank die Zahl der Berufsanfänger in allen 30 NRW-Bezirken. Die höchsten Rückgänge an Lehrverträgen gab es im Bezirk Mettmann (−21,9 Prozent) und in Düsseldorf (−21,3 Prozent), Duisburg folgt mit einem Minus von 17,0 Prozent auf Rang drei dieser Negativliste.
Die Zahlen der Ruhrgebiets-Bezirke:
Duisburg (-17,0 Prozent)
Recklinghausen (-16,2)
Oberhausen (-15,9)
Hagen (-15,6)
Dortmund (-14,5)
Essen (-10,8)
Gelsenkirchen (-10,0)
Wesel (-9,6)
Bochum (-9,0 Prozent)
Rückgänge gab es in allen Branchen, allerdings in sehr unterschiedlichem Ausmaß. Am härtesten traf es den größten Ausbildungsbereich aus Industrie, Handel, Banken, Versicherungen, Gast- und Verkehrsgewerbe: Hier wurden insgesamt 58.968 Verträge abgeschlossen, ein Einbruch um 15,5 Prozent. Im Handwerk, dem zweitgrößten Ausbildungsbereich, blieben die Rückgänge unter dem Durchschnitt: 27.831 Neuverträge bedeuteten ein Minus von 9,4 Prozent. Das gilt auch für die Freien Berufe (10.929/-8,7 Prozent) und die Landwirtschaft (2370/-6,2 Prozent). Nur im Öffentlichen Dienst erreichte die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit 3102 zumindest fast das Vorjahresniveau.