Düsseldorf. Mit neuen Ladenkonzepten, strafferen Sortimenten und schnelleren Lieferzeiten wollen Media Markt und Saturn gegen Amazon punkten.
Nach Jahren des Stillstands und personeller Auseinandersetzungen geht es bei der Ceconomy AG, Muttergesellschaft der Elektronikketten Media Markt und Saturn, voran. Der zermürbende Streit mit der Gründerfamilie Kellerhals ist beendet. Das Online-Geschäft nimmt Fahrt auf. Am Dienstag präsentierte Ceconomy-Chef Bernhard Düttmann dann auch das mehrfach verschobene neue Konzept für die Filialen: Media Saturn will künftig mehr Präsenz in den Innenstädten zeigen.
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„Wir sind zurück im Markt und ein Spieler, den es gilt, ernst zu nehmen“, sagte Düttmann mit breiter Brust bei der Vorlage der Bilanz. Nach Verlusten in der Vergangenheit und der ergebnislosen Suche nach einer Antwort auf erfolgreiche Wettbewerber wie Amazon und Otto, sieht der Ceconomy-Chef wieder Licht am Ende des Tunnels. „Die Kundenfrequenz ist rückläufig. Die Kunden, die in den Laden kommen, kaufen aber mehr und gezielt“, so der Ceconomy-Chef.
Umsatz ging um 1,8 Prozent zurück
Obwohl im Frühjahr europaweit nahezu alle 1000 Filialen über Wochen schließen mussten, ist Ceconomy mit einem blauen Auge durch das Covid-19-Jahr gekommen. Der Umsatz lag mit 20,8 Milliarden Euro nur um 1,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das Ergebnis vor Abzug von Zinsen und Steuern (EBIT) betrug im Ende September zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 236 Millionen Euro.
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Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Düsseldorfer Konzern ein Ebit von 320 bis 370 Millionen Euro. Bis zum zweiten Shudown, der am Mittwoch beginnt, konnten Media Markt und Saturn sechs Millionen neue Online-Kunden gewinnen und den Umsatz über die Webshops um gut 20 Prozent steigern. Gefragt waren insbesondere Elektronikartikel für das Arbeiten, Lernen und Leben in den eigenen vier Wänden.
Am Dienstag präsentierte Ceconomy eine neue Strategie, die zuvor bereits mehrfach verschoben worden war. „Wir wollen die größte Online-Plattform in Europa werden“, steckte Düttmann sein Ziel ab. Den Online-Anteil am Umsatz will er von 20 auf 30 Prozent hochschrauben. Kern von Media Markt und Saturn sollen aber die Märkte bleiben. Neben den klassischen Filialen (genannt Core) mit durchschnittlich 1750 Quadratmetern soll es drei weitere Formate ergänzt werden.
Showrooms in den Innenstädten
Winzige Smart-Märkte mit 70 bis 500 Quadratmetern, die gut laufende Produkte „zur schnellen Mitnahme“, aber auch Serviceleistungen anbieten. Erstmals sind auch sogenannte Shop-in-Shop-Angebote vorgesehen – also Media-Saturn-Angebote eingebettet in größeren Kaufhäusern. Geplant sind auch Showrooms, die technologische Innovationen für Kunden erlebbar machen sollen. In Köln hat Ceconomy bereits mit dem „Xperion“ gute Erfahrungen gemacht.
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Um im Wettbewerb mit dem Online-Riesen Amazon mithalten zu können, verspricht Ceconomy eine „höhere Produktverfügbarkeit und schnellere Lieferzeiten“. Die Auswahl des Sortiments soll „noch stärker auf Verbraucherwünsche ausgerichtet“ werden. Das heißt aber auch, dass Media Saturn die Zahl der Artikel, die man im Lager vorhält, um rund 30 Prozent reduziert werden soll. Die Kategorien Gesundheit Wellness, Mobilität und Smart Home sollen ausgebaut werden. Zudem soll es mehr Eigenmarken geben.
Einigung mit Gründerfamilie Kellerhals
Nach jahrelangem Zwist scheint nun auch das Kriegsbeil mit der Gründerfamilie Kellerhals begraben zu sein. Ceconomy werde die von der Familienholding Convergenta gehaltene Beteiligung von 21,62 Prozent übernehmen, teilte der Konzern mit. Im Gegenzug erhält Convergenta bis zu 29,99 Prozent an Ceconomy und wird dessen größter Aktionär. Mit fast 23 Prozent war bislang der Duisburger Familienkonzern Haniel der größte Anteilseigner. Die Meridian-Stiftung der Duisburger Kaufmannsfamilie Schmidt-Ruthenbeck hält 14,2 Prozent, die Beisheim Holding 6,6 Prozent und der Telekommunikationskonzern Freenet 9,1 Prozent.
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„Mit dieser Einigung haben wir die Zeit vergangener Konflikte hinter uns gelassen und eine gute Lösung im Sinne aller Beteiligten gefunden“, kommentierte Ceconomy-Chef Düttmann. Die Einigung mit der Familie Kellerhals nannte er „historisch“. Der Deal trage dazu bei, ein Sparpotenzial von 360 Millionen Euro zu heben.
Mit der Neuorganisation der Gesellschafterstruktur will Ceconomy die komplizierte Struktur des Konzerns vereinfachen. Media-Markt-Saturn werde eine 100-prozentige Tochter von Ceconomy. Dadurch sollen die interne Prozesse verbessert werden. Der Vollzug der Transaktion soll frühestens Ende März 2021 erfolgen. Die Hauptversammlung muss dem Deal noch zustimmen. Sie ist für den 17. Februar angesetzt. Die Ceconomy-Aktie legte am Dienstag zunächst um über zehn Prozent auf 4,53 Euro zu.