Düsseldorf. Nur drei von 14 Filialen will Media Saturn in Deutschland schließen. Nach Corona hat das Geschäft wieder angezogen. Dennoch kommen weniger Kunden.
Das geplante Sparprogramm der kriselnden Elektronikketten Media Markt und Saturn soll den Heimatmarkt Deutschland weitgehend verschonen. „Der Stellenabbau wird vorwiegend im Ausland stattfinden“, sagte Bernhard Düttmann, der Chef des Mutterkonzerns Ceconomy, am Donnerstag. 3500 Vollzeit-Arbeitsplätze sollen wegfallen und von den europaweit 1000 Filialen 14 geschlossen werden – drei davon in Deutschland. Welche Standorte betroffen sind, wollte Düttmann aus Rücksicht auf die betroffenen Beschäftigten zunächst nicht preisgeben.
Der Ceconomy-Chef verwahrte sich am Donnerstag vor der Annahme, dem Konzern gehe es allein darum, die Kosten zu senken. „Wir haben eine Strategie, die wir seit Anfang 2019 umsetzen“, betonte Düttmann. Dazu gehöre das Wachstum im Online-Geschäft, mehr Service für die Kunden, ein einheitliches Management-System für alle Landesgesellschaften und auch eine bessere Kosteneffizienz. „Wir beschleunigen die Transformation“, unterstrich der Ceconomy-Manager.
Als größter Aktionär hatte Thomas Schmidt, Chef der Duisburger Haniel-Gruppe, das Management der Elektronikketten vor einigen Wochen noch mächtig unter Druck gesetzt. Es komme nicht nur auf eine neue Strategie an, „sondern auch auf Konsequenz in der Umsetzung“, hatte Schmidt gefordert. Am Mittwochabend wurde das neue „Operating Model“ nun einstimmig vom Aufsichtsrat abgesegnet. In der Presseerklärung verweist Ceconomy allerdings lediglich darauf, dass auch der streiterprobte Anteilseigner Convergenta um die Gründerfamilie Kellerhals das neue Konzept mittrage. Auf die Zustimmung von Haniel-Vertreter Florian Funck geht die Mitteilung nicht ein.
Abbau von 3500 Stellen – die meisten im Ausland
Mit der Neuorganisation und dem Abbau von 3500 Vollzeit-Stellen will Ceconomy jährlich 100 Millionen Euro einsparen. Dafür muss der Düsseldorfer Konzern nach eigenen Angaben erst einmal 180 Millionen aufwenden. Düttmann kündigte an, dass Media Markt und Saturn das „Kundenerlebnis“ verbessern und stärker auf Gesundheitsangebote setzen wollen. „Wie nehmen unseren Mitarbeitern administrative Aufgaben ab und bieten ihnen ein Trainingsprogramm an“, sagte der Ceconomy-Chef im Hinblick auf den Nachholbedarf bei der Beratung von Kunden.
Was aus Düttmann selbst wird, bleibt weiter offen. Sein Vertrag als Vorstandsvorsitzender der Ceconomy läuft am 16. Oktober aus. Im Herbst des vergangenen Jahres war der 62-Jährige aus dem Aufsichtsrat in die Geschäftsführung entsandt worden. Die Entsendung ist maximal ein Jahr lang möglich. Düttmann bestätigte am Donnerstag, dass der Aufsichtsrat, an dessen Spitze der Ex-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen steht, noch nicht über seine Zukunft entschieden habe. „Ich habe meine Bereitschaft erklärt weiterzumachen, aber nicht ewig“, sagte Düttmann. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte am Wochenende berichtet, dass die Unzufriedenheit mit dem Ceconomy-Chef wachse und der Aufsichtsrat deshalb einen Nachfolger suche.
Mehr Umsatz, aber weniger Kunden nach Corona
Düttmann seinerseits präsentierte sich bei der Vorlage der Bilanzzahlen für das dritte Quartal als Kaptitän, der das Unternehmen sicher durch die Corona-Krise manövrierte. Obwohl 92 Prozent der über 1000 Filialen während des Shutdowns schließen mussten, sei die wirtschaftliche Entwicklung weit besser ausgefallen als erwartet. Von April bis Juni sank der Ceconomy-Umsatz zwar um zehn Prozent auf rund 4,1 Milliarden Euro. Mit der Wiedereröffnung der Geschäfte im Mai lag der Umsatz aber bereits wieder um drei Prozent über dem Vorjahresniveau. Im Juni übertrafen die Verkaufszahlen den Vorjahreswert sogar um zwölf Prozent. Laut Düttmann habe sich der positive Trend auch im Juli und August fortgesetzt.
Dabei profitierten Media Markt und Saturn nach eigenen Angaben sowohl von der Mehrwertsteuersenkung in Deutschland, als auch von der anhaltend starken Nachfrage nach Homeoffice-, Homeschooling- und Unterhaltungs-Produkten. Wichtigster Wachstumsträger war das Online-Geschäft, das im dritten Quartal um rund 143 Prozent wuchs. Damit stiegen die Online-Umsätze auf 1,4 Milliarden Euro. Ihr Anteil am Gesamtumsatz erreichte 35,2 Prozent.
Düttmann erklärte, man habe bislang noch keine Erklärung, ob die Kauflaune immer noch aus dem Nachholbedarf während des Shutdowns resultiere oder „robust“ sei. „Die Kundenfrequenz ist rückläufig“, sagt der Ceconomy-Chef. Der Schwund werde aber ausgeglichen, weil die Verbraucher mehr kauften und mehr Geld im Laden ließen.