Essen. Edeka Rhein-Ruhr zieht erste Corona-Bilanz: Leute kaufen seltener, aber mehr ein. Umsätze sind im April sprunghaft gestiegen, auch bei Trinkgut.

Die übervollen Einkaufswagen aus den ersten Corona-Wochen werden seltener in Supermärkten und Discountern. Die wochenlang leeren Klopapier-Regale quillen nun über, die zu Krisenbeginn raren Rollen werden inzwischen zu Sonderpreisen verkauft, um Platz zu schaffen. Zeit, einen Strich drunter zu machen: Wie sich die Hamsterkäufe in der zweiten Märzhälfte und im April in den Supermarkt-Kassen niedergeschlagen haben, bilanziert als eine der ersten großen Ketten nun der Edeka-Verbund Rhein-Ruhr.

Er verbuchte von Januar bis Ende April ein dickes Umsatzplus von 14,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf vergleichbarer Fläche. Edeka Rhein-Ruhr ist ein Zusammenschluss von 500 selbstständigen Kaufleuten mit rund 700 Supermärkten (Edeka/Marktkauf) und mehr als 250 Getränkeläden (Trinkgut) in NRW, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Zusammen kommen sie auf rund fünf Milliarden Euro Umsatz im Jahr.

Vor allem Edeka profitiert von Hamsterkäufen

Vor allem in den ersten Wochen nach Beginn der Corona-Beschränkungen deckten sich viele Bürger mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln ein. Profitiert haben vor allem die Edeka-Märkte, die Tochter Marktkauf verzeichnete ein Umsatzplus von nur rund zehn Prozent, die Getränketochter Trinkgut von 12,5 Prozent. Das geht aus einer ersten Auswertung des Coronaeffekts bei Edeka Rhein-Ruhr hervor, der unserer Redaktion vorliegt.

Die Arbeiten am neuen Zentrallager von Edeka Rhein-Ruhr in Oberhausen gehen voran. Der Verbund organisiert rund 700 Supermärkte selbstständiger Kaufleute.
Die Arbeiten am neuen Zentrallager von Edeka Rhein-Ruhr in Oberhausen gehen voran. Der Verbund organisiert rund 700 Supermärkte selbstständiger Kaufleute. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Edeka Rhein-Ruhr stellte dabei ein stark verändertes Einkaufsverhalten fest: Die Leute gingen seltener einkaufen, griffen dann aber beherzter zu: Im April stieg der durchschnittliche Bonwert um 35 Prozent. Das hat die rückläufige Frequenz um mehr als das doppelte kompensiert – sie sank im April um 12,5 Prozent. „Die Menschen gehen nicht mehr drei, vier Mal in der Woche einkaufen, sondern nur noch zwei oder drei Mal – wenn man da als Handelsunternehmen nicht dabei ist, hat man ein Problem“, sagte Dirk Neuhaus, Geschäftsführer des Edeka-Verbunds Rhein-Ruhr, der Lebensmittelzeitung.

Durchschnittsbon von 23,90 Euro

Noch weit stärkere Ausschläge verzeichnete der Zahlungsdienstleister Transferwise: Der durchschnittlich Zahlbetrag an der Supermarktkasse habe sich in Deutschland von Februar bis April auf 23,90 Euro fast verdoppelt, ergab die jüngste weltweite Transferwise-Auswertung. Einen größeren Hamstereffekt durch Corona gab es demnach nur in Italien und Spanien, wo die Corona-Pandemie deutlich heftiger zuschlug und noch weit drastischere Beschränkungen des öffentlichen Lebens zur Folge hatte als in Deutschland.

Edeka-Rhein-Ruhr-Chef Neuhaus sieht mit der Öffnung der Gastronomie, die noch verhalten anlaufe, nun eine neue Phase beginnen, weil die Supermärkte stark von der Schließung der Restaurants profitiert hätten. Nach Shutdown und Hamsterkäufen erwartet er nach einem anhaltend umsatzstarken Mai nun eine Normalisierung der Supermarkt-Umsätze.

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Doch im Edeka Verbund finden sich auch Corona-Verlierer: So schrumpfte der Umsatz der Bäckerei-Tochter Büsch im April 2020 im Vorjahresvergleich um 17 Prozent. Die gesamte Bäcker-Branche beklagte diese Tendenz, während in den Supermärkten wochenlang Mehl und Hefe ausverkauft waren.

Die Supermärkte in den Innenstädten und in Shopping-Centern sowie in den Grenzregionen zu Belgien haben laut Edeka sogar rund ein Viertel ihres Umsatzes verloren. Und die gestiegenen Umsätze der anderen wurden teilweise durch gestiegene Logistik-Kosten aufgezehrt. Durch etliche Sonderschichten seien die Logistik-Kapazitäten um ein Fünftel erhöht und dafür zeitweise 280 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt worden.