Essen. Die Coronakrise sorgt für noch mehr Bestellungen vor Ostern. DHL hat Paketaufkommen wie vor Weihnachten, Amazon zieht Lebensmittel-Sendungen vor.
Paketboten, Versandhändler und Lieferdienste rotieren in diesen Corona-Wochen. Da die Leute zu Hause bleiben sollen, bestellen sie mehr vom Sofa aus, zumindest mehr von den Dingen des täglichen Bedarfs. Die Wertschätzung gegenüber den Zustellern steigt, deren Stress aber auch. Gerade jetzt vor Ostern sieht sich die Branche vor großen Herausforderungen, nicht jedes Ostergeschenk wird pünktlich ankommen. Die Lieferzeiten für viele Artikel haben sich auch beim weltgrößten Versandhändler Amazon deutlich verlängert.
DHL: Wir sind auf Vorweihnachtsniveau
Doch nicht nur der Versand, auch die Lieferung wird vor Ostern zum Nadelöhr: „Wir verzeichnen ein stark gestiegenes Paket-Aufkommen“, bestätigt eine Sprecherin der Post-Tochter DHL. Jeder Zusteller liefere aktuell deutlich mehr Pakete aus als sonst, seit Ende März verzeichne man „eine täglich steigende Zahl von Sendungen“. Das gehe auch über die sonst übliche Zunahme von zehn bis 15 Prozent kurz vor Ostern hinaus, heißt es aus Düsseldorf. „Wir sind jetzt auf Vorweihnachtsniveau“, sagt die Sprecherin. Dafür sorgten neben den Versandriesen wie Amazon aktuell vermehrt auch lokale Einzelhändler, die in Zeiten der Corona-Schließung ihre Waren nun ebenfalls versenden.
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Nur haben weder DHL noch Amazon die Tausenden Aushilfen zur Verfügung, die jedes Jahr im Advent helfen – bei DHL waren es 2019 rund 10.000 Saisonkräfte, bei Amazon 13.000. Um die Paketboten zu entlasten, würden aktuell Mitarbeiter aus den Postzentren für die Paketzustellung rekrutiert, betont die Post-Sprecherin. Vor allem im Bereich der Dialogpost, also von Werbesendungen, habe man einen Rückgang verzeichnet. „Grundsätzlich werden aber immer auch neue Mitarbeiter gesucht“, sagt sie. Ein Amazon-Sprecher sagte, das Unternehmen schaffe aktuell 350 zusätzliche neue Voll- und Teilzeitstellen, „um der steigenden Nachfrage der Menschen gerecht zu werden“.
Der Paketdienst GLS erklärte auf Anfrage, „ein höheres Wachstum“ in der Privatzustellung zu verzeichnen, dafür aber weniger Sendungen von Geschäft zu Geschäft (Business to Business). GLS könne normal zustellen, alle Standorte in Deutschland seien geöffnet. Bei Waren aus dem Ausland könne es wegen der längeren Wartezeiten an den Grenzen aber zu Verzögerungen kommen.
Versand-Weltmarktführer Amazon bearbeitet in Deutschland derzeit Artikel des täglichen Bedarfs mit Vorrang, andere entsprechend nachrangig. Deshalb können etwa Lebensmittel und Hygieneartikel oft am nächsten Tag geliefert werden, andere Konsumartikel wie Elektronikwaren, Mode oder Parfüms dagegen deutlich später. Als Lieferzeit wird bei vielen Artikeln derzeit eine Spanne von acht bis zehn Tagen genannt, selbst wenn sie auf Lager sind. „Wir priorisieren den Eingang und Versand von Waren, die Kundinnen und Kunden aktuell am dringendsten brauchen“, erklärt der Amazon-Sprecher, „es handelt sich dabei um Artikel für den täglichen Bedarf, medizinische Verbrauchsgüter und andere Produkte mit hoher Nachfrage in unseren Logistikzentren“.
Mehr Arbeit, aber auch mehr Abstand
Wie andere Versandhändler auch steht Amazon vor der Herausforderung, einerseits mehr Bestellungen bearbeiten zu müssen, andererseits aber die Sicherheitsvorkehrungen und Abstände in den einzelnen Abteilungen erhöhen zu müssen. So hat Amazon verstärkte Reinigungs-Vorschriften an allen Standorten und Maßnahmen getroffen, um den Abstand am Arbeitsplatz sicherzustellen.
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Auch bei der Post gelten wegen der Corona-Pandemie verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. So arbeiten die Mitarbeiter derzeit in zwei Schichten um den Kontakt untereinander zu minimieren, teilt das Unternehmen mit. „Und damit in Falle einer Corona-Infektion eines Angestellten nicht direkt die ganze Mannschaft ausfällt“, so die DHL-Sprecherin. Am Montag hatte der DGB in NRW gefordert, dass in vielen Betrieben noch nicht genug getan werde für die Sicherheit der Mitarbeiter.