Essen. Geschlossene Läden treiben Verbraucher nicht in die Arme der Onlinehändler, so eine Umfrage. Ketten zahlen fleißigen Mitarbeitern Boni.

Der Einzelhandel in Deutschland durchläuft in diesen Corona-Wochen ein Wechselbad der Gefühle: Während die meisten Läden geschlossen sind, müssen die Anbieter von Lebensmitteln täglich neue Anstürme bewältigen. Von dem verknappten Angebot profitieren Onlineriesen wie Amazon aber weniger als gedacht, wie eine aktuelle Umfrage ergab.

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Das Kölner Handelsinstitut IFH wollte von den Kunden wissen, wie sie auf die Flaute in den Innenstädten und Shoppingcentern reagieren. Die Antworten überraschten die Experten. Denn zumindest bei all den Anschaffungen, die Verbraucher normalerweise im Geschäft erledigen würden, bleiben sie dem stationären Einzelhandel treu. Auch wenn jeder dritte Kunde beklagt, dass er sich durch die verschärften Sicherheitsvorkehrungen in den Läden in seiner Freiheit eingeschränkt sieht. Ein Gefühl, das vor allem jüngere Leute beschleicht.

31 Prozent der Kunden neigen zu Hamsterkäufen

Dem Institut zufolge gaben nur 13 Prozent der Befragten an, in der vergangenen Woche den Einkauf über das Internet statt in den gewohnten Läden abgewickelt zu haben. „Potenzial ist also eindeutig noch vorhanden“, meinen die Forscher. Zumal bekanntlich vor allem die Jüngeren zwischen 18 und 29 Jahren zum Online-Shopping neigen.

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Die Treue zum stationären Handel lässt sich wohl auch damit erklären, dass die Menschen in diesen aufgewühlten Corona-Zeiten nicht an neue Anziehklamotten oder Küchenutensilien denken, sondern eher an die tägliche Versorgung mit Lebensmitteln und Hygieneprodukten. Bei seiner Umfrage stellte das IFH fest, dass die Deutschen im Moment sehr wohl zu Hamsterkäufen neigen. 31 Prozent gaben an, größere Nahrungsmittel-Vorräte anzulegen als üblich. Immerhin 17 Prozent horten Toilettenpapier und Küchenrollen – sofern es sie überhaupt zu kaufen gibt.

Viel Respekt und Belohnung für Mitarbeiter

Über eine Welle von Respektbekundungen dürfen sich deshalb die Beschäftigten in Supermärkten und Discountern freuen. Sie sorgen dafür, dass die immer wieder leer gefegten Regale rasch wieder aufgefüllt werden. In Anzeigen, Radio- und Fernsehspots loben die Ketten gerade ihre Mitarbeiter über die Maßen. Jetzt folgt auch die finanzielle Anerkennung.

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Den Anfang machte Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler Rewe und kündigte an, die Mitarbeiter für ihren Einsatz in der Coronavirus-Krise mit einem Bonus zu belohnen. Dafür werde der Konzern über 20 Millionen Euro in die Hand nehmen, sagte ein Rewe-Sprecher. Davon sollen auch die Beschäftigten der Discountertochter Penny profitieren.

Die rund 140 000 Mitarbeiter von Lidl und Kaufland sollen im April eine Sonderzahlung von bis zu 250 Euro erhalten, teilte am Donnerstag die Schwarz-Gruppe mit, zu der die beiden Ladenketten gehören. Insgesamt lässt sich der Handelsriese die Prämien rund 35 Millionen Euro kosten.

Die SB-Warenhauskette Real will ihren 34.000 Mitarbeitern mit Warengutscheinen im Wert von 100 Euro in der Woche vor Ostern danken. „In den Märkten, den Zentralen und Lägern zeigen alle Beteiligten – egal ob Vollzeit- oder Teilzeitkraft – einen unermüdlichen und vorbildlichen Einsatz, leisten Mehrarbeit und arbeiten am Limit“, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung.