Essen. Eon-Bilanz:Corona-Risiken trüben gestiegene Gewinne 2019 nach Innogy-Übernahme. Viele Mitarbeiter sind in Quarantäne, einige auch infiziert.
Auch Deutschlands größter Energiekonzern Eon bekommt die Folgen der Corona-Krise zu spüren: Weil viele Unternehmen ihre Produktion runtergefahren oder gar eingestellt haben, gehe der Energieverbrauch spürbar zurück. Das wirke sich auch auf das Netz- und Vertriebsgeschäft von Eon aus, erklärte Konzernchef Johannes Teyssen am Mittwochmorgen. Außerdem erwartet er Verzögerungen bei Projekten zur Energieinfrastruktur.
Eon will keinem Kunden Strom abdrehen
Insgesamt werde Eon aber im Vergleich mit anderen Branchen und auch anderen Energieunternehmen nicht so stark unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden, betonte Teyssen, Eon sei nach dem Konzernumbau "besonders widerstandsfähig". Von den eigenen Mitarbeitern seien Stand Mittwochmorgen 37 mit dem Coronavirus infiziert. Weil nach dem Auftreten von Fällen "extrem vorsichtig" vorgegangen werde, seien derzeit insgesamt 1500 Mitarbeiter in Quarantäne, sagte Teyssen.
„Den Energieversorgern kommt in dieser Krise eine besondere, systemrelevante Bedeutung und damit eine besondere Verantwortung zu", betonte Teyssen, "wir werden alles dafür tun, die Versorgungssicherheit auch in dieser Situation verlässlich aufrecht zu erhalten.“ Teyssen bekräftigte, wegen der harten Einschnitte durch die Corona-Krise für viele Menschen, etwa durch Kurzarbeit oder Jobverlust, "bis auf Weiteres die Abschaltungen von Kunden, die durch Corona in finanzielle Bedrängnis geraten, auszusetzen".
Nach der Übernahme der RWE-Tochter Innogy und der Aufteilung ihrer Geschäfte mit dem früheren Konkurrenten beschränkt sich Eon inzwischen ganz auf den Vertrieb und Transport des Stroms zum Endkunden. Teyssen stellte am Mittwoch die erste Jahresbilanz nach der Innogy-Übernahme vor - mit entsprechend gestiegenen Kennzahlen.
Wachstum durch Innogy-Übernahme
Der Umsatz stieg von 30,1 auf 41,5 Milliarden Euro, die Innogy-Geschäfte wurden ab der Übernahme im September mitgerechnet. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) stieg um acht Prozent auf 3,2 Milliarden, unterm Strich blieb ein bereinigter Nettogewinn von 1,5 Milliarden Euro (plus zwei Prozent).
Das Wachstum resultierte allein aus der Innogy-Übernahme. Das regulierte Netzgeschäft brachte ein operatives Ergebnis (Ebit) auf dem Vorjahresniveau von 1,9 Millionen Euro, der Vertrieb litt unter den Problemen in Großbritannien mit neuen Preisbegrenzungen und dem Verlust vieler Kunden auf der Insel. Bis 2022 will Eon dort die Wende zum Guten schaffen.
Dividende soll um drei Cent steigen
Für das Geschäftsjahr 2019 schlägt der Vorstand eine um drei Cent auf 46 Cent erhöhte Dividende vor. Sie soll in den kommenden Geschäftsjahren 2020 bis 2022 jeweils um weitere fünf Prozent steigen. Die Hauptversammlung hat Eon allerdings wegen der Corona-Epidemie auf Mitte Juni verschoben.
Mit Innogy kommt Eon nun auf knapp 79.000 Beschäftigte, hat sich fast verdoppelt. Mit insgesamt rund 40 Millionen Kunden ist Eon nach eigener Aussage nun der größte Endkundenversorger Europas. Im Zuge der Integration der früheren RWE-Tochter erwartet Teyssen Synergien von 740 Millionen Euro ab 2022 und 780 Millionen Euro im Jahr 2024.
Im laufenden Geschäftsjahr geht Eon von einem auf 3,9 bis 4,1 Milliarden Euro steigenden operativen Gewinn (Ebit) und einem Nettogewinn von 1,7 bis 1,9 Milliarden Euro aus - die Unwägbarkeiten durch die Corona-Krise allerdings noch nicht mitgerechnet. Klar sei, dass "auch Eon Bremsspuren in der Bilanz sehen" werde, es sei aber "viel zu früh", diese berechnen zu können.
Eon will bis 2040 klimaneutral sein
Teyssen bekräftigte, beim Umbau der neuen Eon zum dezentralen Energielieferanten auf Öko-Strom zu setzen. Er gab als neues Ziel aus, Eon werde bis 2040 als Konzern klimaneutral sein. Der transportierte Strom wird dann freilich noch nicht komplett grün erzeugt. Seine Kunden könne der Konzern erst "bis 2050 klimaneutral mit Energie beliefern".
Selbst erzeugt Eon außer in den bald vom Netz gehenden Kernkraftwerken der Tochter Preussen Elektra, keinen Strom mehr. Die anderen konventionellen Kraftwerke brachte der Konzern 2016 unter dem Namen Uniper an die Börse, behielt nur noch seine Ökostromsparte, die nun im Zuge der Innogy-Zerschlagung an RWE abgegeben wurde. Was formal noch bei Eon liegt, ist die Innogy-Ökostromsparte. Sie soll ebenfalls an RWE gehen, Voraussetzung ist die Abfindung der verbliebenen Innogy-Kleinaktionäre. Diesen so genanten "Squeeze out" hat Innogy unlängst auf einer außerordentlichen Hauptversammlung auf den Weg gebracht.