Essen. Thyssenkrupp setzt Interimschefin Martina Merz dauerhaft ein. Finanzchef Dietsch nimmt seinen Hut, Keysberg ersetzt ihn. Die Entscheidungen.
Martina Merz bleibt Vorstandschefin von Thyssenkrupp, das gab der angeschlagene Essener Industriekonzern am Freitag bekannt. Merz war bisher als Interimschefin in den Vorstand beordert worden und sollte spätestens nach einem Jahr, das wäre im September gewesen, zurück an die Spitze des Aufsichtsrats wechseln. Nun wird die Interimschefin auf Dauer an die Spitze des operativen Geschäfts beordert.
Merz legt Aufsichsratsmandat nieder
Der Personalausschuss des Aufsichtsrats der Thyssenkrupp AG habe empfohlen, „Martina Merz mit Wirkung zum 1. April 2020 für drei Jahre zur Vorstandsvorsitzenden der Thyssenkrupp AG zu bestellen“, hieß es in einer Adhoc-Meldung für die Finanzmärkte. „Damit endet ihre Entsendung aus dem Aufsichtsrat. Merz wird ihr Aufsichtsratsmandat entsprechend niederlegen“, heißt es darin weiter.
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Damit ist auch klar, dass Siegfried Russwurm Vorsitzender des Aufsichtsrats bleibt. „Für das Unternehmen ist das die beste denkbare Lösung. Martina Merz hat bewiesen, dass ihr Ansatz richtig ist und ihre Konsequenz Wirkung hat. Die Veränderungen im Unternehmen sind deutlich erkennbar. Wir wollen, dass sie genauso kraftvoll weitermacht“, lobte er Merz.
Elevator-Verkauf bringt 17,2 Milliarden
Die 57-jährige Maschinenbauingenieurin Merz löste im vergangenen September zum damaligen Zeitpunkt überraschend Guido Kerkhoff ab, der nach nur einem Jahr an der Konzernspitze seinen Stuhl schon wieder räumen musste. Sie gilt als durchsetzungsstark, akribisch und entschlossen, den anstehenden radikalen Umbau von Thyssenkrupp strikt durchzuziehen. Mit dem Verkauf der Aufzugssparte Elevator an die Finanzinvestoren Advent und Cinven sowie die RAG-Stiftung für 17,2 Milliarden Euro hat sie zuletzt auch die Voraussetzung für die Sanierung der übrigen Konzernteile geschaffen.
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Doch die Corona-Krise kommt für die in den MDax abgestiegene Industrieikone zur Unzeit, die Stilllegung der Autoproduktion in Europa setzt sowohl die Stahl- als auch die Autoteile-Sparte des Konzerns unter Druck. Die Thyssenkrupp-Aktie brach in den vergangenen Tagen dramatisch ein, ist aktuell keine vier Euro mehr wert – hat damit mehr als die Hälfte binnen weniger Wochen verloren.
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Die Personalie Merz ist aber nicht die einzige weitreichende Entscheidung, die der Personalausschuss des Aufsichtsrats am Freitag auf den Weg gebracht hat: Der Aufsichtsrat entspreche dem Wunsch des Finanzchefs Johannes Dietsch, „sein Vorstandsmandat mit Wirkung zum 31. März 2020 niederzulegen“. Sein Nachfolger wird Klaus Keysberg, der bereits Vorstandsmitglied ist und sich zuletzt schwerpunktmäßig um die Sanierung der Stahlsparte gekümmert hat. Er werde auch als Finanzchef „unverändert die Ressortzuständigkeit für die Werkstoffgeschäfte behalten“, heißt es in der Meldung.
Mit Dietsch verliert der Konzernvorstand nicht nur eine renommierten Finanzchef, sondern auch zahlenmäßig ein Teammitglied. der Vorstand wird künftig nur noch aus drei Mitgliedern bestehen – Merz, Keysberg und Personalchef Oliver Burkhard.