Eine wichtige Personalfrage hat Thyssenkrupp nun geklärt. Martina Merz bleibt. Aber wohin der angeschlagene Konzern steuert, ist offen.
Der Finanzvorstand geht, die Chefin bleibt: Was bei anderen Unternehmen als veritabler Vorstandsumbau deklariert würde, wird bei Thyssenkrupp als „Kontinuität in schwierigen Zeiten“ verkauft. Tatsächlich hat der mittlerweile arg angeschlagene Essener Stahl- und Industriegüterkonzern eine Zeit turbulenter Personalwechsel hinter sich. Da wirkt es schon positiv, wenn die als Interimschefin berufene Managerin Martina Merz weitermacht – mit einem Vertrag für drei Jahre. Thyssenkrupp, so das Signal, ist vielleicht doch noch zu retten.
Dass Finanzvorstand Johannes Dietsch die Firma verlässt, ist nach entsprechenden Spekulationen kaum noch eine Überraschung. Als sich der Thyssenkrupp-Vorstand am Freitag zu einer Sitzung traf, war Dietsch schon nicht mehr im Raum, sondern lediglich telefonisch zugeschaltet. Das Schlüsselressort Konzernfinanzen übernimmt nun Klaus Keysberg – zusätzlich zu seiner Zuständigkeit für das wichtige Stahlgeschäft.
Damit wird der Vorstand kleiner, seine Aufgaben werden es nicht. Die Corona-Krise macht dem ohnehin taumelnden Revierkonzern schwer zu schaffen. Martina Merz und ihre Vorstandskollegen müssen nach dem krassen Absturz von Thyssenkrupp dringend unter Beweis stellen, dass die Traditionsfirma noch eine Zukunft hat. Wer den Konzern steuern soll, ist jetzt klar. Wohin die Reise geht noch nicht.