Essen. Trotz guter Zahlen für 2019 will der neue Brenntag-Chef den Essener Chemiehändler umkrempeln. Warum er mit dem Wachstum unzufrieden ist.
Erst zum Jahresbeginn hatte Christian Kohlpaintner den Vorstandsvorsitz beim weltgrößten Chemikalien-Händler Brenntag übernommen. Acht Wochen später kündigt der promovierte Chemiker an, den Essener MDax-Konzern kräftig umkrempeln zu wollen. „Wir wollen ein neues Kapitel von Brenntag aufschlagen“, sagte Kohlpaintner am Mittwoch bei der Vorlage der Bilanzzahlen.
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Kohlpaintner ist Nachfolger des Briten Steven Holland, der die ehemalige Stinnes-Tochter seit 2008 im Vorstand und seit 2011 als Chef geprägt hatte. „Brenntag hat in den vergangenen Jahren kein organisches Wachstum erzielt“, kritisiert Kohlpaintner. Nach seiner Analyse konnte der Chemiehändler allein durch Zukäufe internationaler Firmen seine Zahlen von Jahr zu Jahr verbessern.
„Das Unternehmen ist hinter seinem Potenzial zurückgeblieben. Damit können wir nicht zufrieden sein“, urteilt Kohlpaintner. „Brenntag hat ihre Größe als Weltmarktführer nicht ausreichend in Wettbewerbsvorteil umgesetzt.“
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Was Kohlpaintner genau vorhat, blieb zunächst offen. Mit Hilfe der Unternehmensberatung Boston Consulting will der Brenntag-Chef zunächst den Konzern mit seinen mehr als 16.600 Mitarbeitern an 580 Standorten in 76 Ländern durchleuchten und „Potenziale für Leistungsverbesserungen“ sichten. Kohlpaintner kündigte zudem Investitionen in die Zukunft des Konzerns an.
Dabei fiel die Bilanz für 2019 gar nicht so schlecht aus. „Trotz der schleppenden Konjunktur in Europa und der gebremsten Dynamik in USA haben wir das Jahr gut überstanden“, sagte Finanzvorstand Georg Müller. Die Brenntag konnte ihr Ergebnis vor Abzug von Zinsen, Steuern, Abschreibungen und sonstigen Aufwendungen (Ebitda) um 11,3 Prozent steigern und damit erstmals knapp die Milliarden-Grenze überspringen. Der Vorstand schlägt vor, die Dividende für die Aktionäre zum neunten Mal in Folge zu erhöhen. Die Anteilseigner sollen 1,25 Euro pro Aktie erhalten. Damit schüttet Brenntag 193 Millionen Euro an die Aktionäre aus.