Essen. Kohlestiftung kauft 51 Prozent, Eon 49 Prozent am Musicaltheater von Stage. Warum sie das als Kapitalanlage sehen, aber auch Großes vorhaben.

Nun ist es offiziell: Die RAG-Stiftung und der Energiekonzern Eon haben den Kauf des Essener Musicaltheaters Colosseum bestätigt. Sie übernehmen es zum 1. Juli vom Hamburger Veranstalter Stage Entertainment und wollen aus der schicken Kulturstätte ein Gründerzentrum nach dem Vorbild der „Berlin Factory“ machen, wie die Kohlestiftung und Eon am Montag mitteilten. Das Colosseum solle aber auch weiterhin Raum für Kulturveranstaltungen bieten und für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben.

Eon steckt Colosseum in seinen Pensionsfonds

Über den Kaufpreis haben Stage sowie RAG-Stiftung und Eon Stillschweigen vereinbart. Nach Informationen dieser Redaktion erwirbt die Kohlestiftung 51 Prozent am Colosseum und Eon die restlichen 49 Prozent. Eon wird seinen Anteil am Colosseum in seinem Pensionsfonds platzieren. Auch die RAG-Stiftung, die für die Abwicklung und die Ewigkeitskosten des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet und im Saarland verantwortlich ist, betonte, an erster Stelle stehe wie „bei jeder unserer Investitionen der Renditeaspekt“, so Stiftungschef Bernd Tönjes. Das Colosseum passe in die „Kapitalanlagestrategie“ der Kohlestiftung, die auch „profitable Immobilienwerte“ beinhalte.

Auch interessant

Doch darüber hinaus wissen Stiftung wie Dax-Konzern natürlich um die Bedeutung ihres symbolträchtigen Engagements. Stage zieht sich aus dem Ruhrgebiet zurück, weil es seine Musicals letztlich nicht rentabel betreiben konnte. Das für Konzerte wie Kongresse und Tagungen hergerichtete Backsteingebäude mitten in der Essener Innenstadt sei „Teil der Essener Industriegeschichte und von großer historischer Bedeutung“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung. Beide Käufer wollen es nun „gemeinsam für die vielversprechende Folgenutzung als Zentrum für Innovation entwickeln“.

„Wollen die ehemaligen Werkshallen mit neuem Leben erfüllen“

Für Veranstaltungen wie die Weihnachtsgala Christmas Soul im vergangenen November wurde das Colosseum zuletzt gerne gebucht.
Für Veranstaltungen wie die Weihnachtsgala Christmas Soul im vergangenen November wurde das Colosseum zuletzt gerne gebucht. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

„Der Erwerb des Colosseums ist ein besonderes Investment für uns“, erklärte Tönjes. RAG-Stiftung und Eon wollen „die ehemaligen Werkshallen mit neuem Leben füllen und freuen uns, wenn künftig durch die geplante Folgenutzung des Colosseums als ein Zentrum für Innovation positive Impulse für die ganze Region ausgehen“, so der Vorstandsvorsitzende der RAG-Stiftung. Auch Eon-Chef Johannes Teyssen erklärte: „Als langfristig orientierter Investor freuen wir uns gemeinsam mit der RAG-Stiftung einen Beitrag zu leisten, damit Essen und das Ruhrgebiet als Standort für Innovationen gestärkt werden.“

Das genannte Vorbild „Berlin factory“ gilt seit 2014 bundesweit als ein Vorreiter für so genannte Co-Working-Spaces mit jungen Gründern und Kreativen unter einem Dach. Neben den Büros im modernsten Standard und gemeinsamer Infrastruktur finden auf dem Campus der „Factory“ auch viele Veranstaltungen wie Tagungen und Seminare statt. Im Colosseum sollen weiterhin auch Kulturveranstaltungen stattfinden, wie die neuen Eigentümer betonen.

Stage: „Es war uns eine große Ehre und Freude“

Allerdings keine aufwendigen Musicals mehr, wie sie Stage im Ruhrgebiet mit zumindest wirtschaftlich mäßigem Erfolg veranstaltete. Konzerte wie das von Nick Cave, Tagungen und Galas waren zuletzt die erfolgreichsten Events im Colosseum. Die Hamburger Musical-Produzenten kehren auch dem Oberhausener Metronom Theater den Rücken, dort findet am 22. März die letzte Aufführung statt. Wie es in Oberhausen mit dem Metronom Theater weiter geht, bleibt ungewiss, in Essen ist eine neue Nutzung in Sicht. „Wir könnten uns keinen besseren neuen Eigentümer vorstellen“, erklärte dazu Stage-Geschäftsführerin Uschi Neuss, „dieses besondere Haus als Event Location zu betreiben, ist uns seit 2010 große Ehre und Freude gewesen“.