Bochum. Die Gründerszene des Ruhrgebiets will Berlin den Rang ablaufen. Ein Weltrekordversuch beim Ruhr-Summit in Bochum soll ihr dabei helfen.

„Das Ruhrgebiet auf Weltrekordkurs“ – wenn alles gut geht, soll diese Botschaft am Mittwoch um 15.30 Uhr rund um den Globus gehen. So wünscht es sich Karola Geiß-Netthöfel. Die Direktorin des Regionalverbands Ruhr (RVR) ärgert, dass im Ausland immer noch das Bild die Runde mache, zwischen Duisburg und Donnerstag flögen Briketts durch die Luft. Im Dampfgebläsehaus der Bochumer Jahrhunderthalle geben sie deshalb alles, um die Region ins Guinnessbuch der Rekorde zu bringen. 30 Stunden lang schauen sich drei Investoren jeweils drei Minuten die Geschäftsideen junger Start-up-Firmen an. Nach einem Tag, einer Nacht und einem weiteren halben Tag soll der längste Business-Pitch der Welt amtlich sein und den Ruhm der Region mehren.

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Der Rekordversuch findet vor der Kulisse des Gründergipfels Ruhr-Summit mit einer Rekordzahl von Besuchern statt. 5100 Anmeldungen haben die Initiatoren der Gründer-Messe registriert. Und sie sind nicht nur gekommen, um am Abend die Live-Übertragung des Pokal-Knallers Bochum gegen Bayern zu verfolgen. Die Gründer-Szene im Ruhrgebiet boomt. „Wir wollen Berlin ablösen. Wir sind cooler als Berlin“, sagt RVR-Direktorin Geiß-Netthöfel euphorisch im Hinblick auf die Hauptstadt, die immer noch als das angesagteste Zentrum für Existenzgründer gilt.

Pravin Patel, offizieller Beobachter des Guinnessbuch der Rekorde, wacht über die Einhaltung der Regeln.
Pravin Patel, offizieller Beobachter des Guinnessbuch der Rekorde, wacht über die Einhaltung der Regeln. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

In Bochum versammeln sich noch bis Mittwoch Abend Gründer, die eine Geschäftsidee haben, Geldgeber, die in junge Firmen investieren wollen, Konzerne, die von den Ideen zu profitieren hoffen und Organisationen, die erforderliche Netzwerke zur Verfügung stellen.

Zu ihnen gehört als Mitinitiator und Hauptsponsor der Initiativkreis Ruhr. Sein Geschäftsführer Dirk Opalka zeigt sich stolz, dass die Start-up-Szene in der Region so rasant gewachsen sei. Am Ziel sei man aber noch noch lange nicht. „Die großen Konzerne müssen lockerer werden und mit Start-ups zusammenarbeiten“, fordert Opalka. „Und die Start-ups brauchen den Mut durchzuhalten.“ Das ist auch die Botschaft von Oliver Weimann. Der Erfinder des Ruhr-Summits und Geschäftsführer des Ruhr-Hubs, bei dem alle Fäden zusammenlaufen, mahnt mehr Unternehmergeist und unternehmerischen Mut an. „Ohne ein wenig mehr Wagnis und Risiko kommt keiner ans Ziel“, so Weimann.

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Wie steinig der Weg zum Erfolg sein kann, bekommen auch mindestens 90 Gründer zu spüren, die beim längsten Pitch der Welt mitmachen. Wer Pech hat, muss seine Geschäftsidee mitten in der Nacht oder im Morgengrauen präsentieren. Viel Kaffee und Sitzfleisch brauchen aber auch die drei Investment-Manager Thilo Schneider (UCY Energy Group), David Stuck (bmp Ventures) und Fabian Storp (Funke Mediengruppe). Mit Stoppuhr und strengen Augen wacht der von der Guinness-Organisation entsandte Schiedsrichter Pravin Patel darüber, dass die Pausen nicht zu lang und alle Rekord-Regeln eingehalten werden.

Ihre Chancen stehen gut, nicht nur in lukrative Geschäftsmodelle einsteigen zu können. Gelingt der Rekordversuch, werden sie auch Ruhrgebietsgeschichte schreiben. Der RVR will den Weltrekord nutzen, um im Rahmen seiner Kampagne „Stadt der Städte“ die Scheinwerfer aus aller Welt auf das Revier zu lenken. „Die Wahrnehmung von außen hängt noch hinterher“, räumt Projektleiterin Raphaela Hensch ein. Aus diesem Grund sei die Kampagne um weitere drei Jahre verlängert worden.