Mülheim. Zenit und Ruhr-Hub starten ein Programm, das Mittelstand und Start-ups einander näher bringen soll. Ideen für die Digitalisierung gefragt.
Bei der Suche nach zündenden Geschäftsideen stützen sich Konzerne immer häufiger auf Start-ups. „Was in großen Unternehmen gut funktioniert, kann für den Mittelstand nicht falsch sein“, sagt Zenit-Geschäftsführer Jürgen Schnitzmeier. Die Innovationsagentur des Landes in Mülheim will deshalb kleinen und mittleren Firmen in NRW die Zusammenarbeit mit Gründern aus der digitalen Szene schmackhaft machen. Zum Start will die Zenit GmbH zehn Kooperationen unterstützen.
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Schnitzmeier, der im Frühjahr von der Mülheimer Wirtschaftsförderung zu Zenit gewechselt war, erwartet, dass er beim Brückenschlag vom Mittelstand zur zuweilen hippen Start-up-Szene „dicke Bretter bohren“ müsse. Er sieht dazu aber keine Alternative. „Auch kleine Unternehmen müssen sich der Digitalisierung stellen. Das klassische Ingenieursdenken, abgeschottet seine Produkte weiterzuentwickeln, wird nicht mehr funktionieren“, prophezeit der Geschäftsführer. Start-ups stünden dagegen für transparente Prozesse. „Der Mittelstand muss sich dafür öffnen“, rät Schnitzmeier.
Öffentlich finanzierte Beratungsleistungen
Bei der Zusammenführung der „alten“ und der „neuen“ Welt versteht sich Zenit als Scharnier. „Wir haben viele Möglichkeiten, mittelständische Unternehmen zu begleiten“, sagt Berater Mark Kaspers. „Wir bieten öffentlich finanzierte Beratungsdienstleistungen für kleine und mittlere Firmen in ganz NRW an, auch zum Thema Digitalisierung.“ Die Zenit GmbH wird vom Land NRW, einem Banken-Konsortium und Unternehmen, die im Trägerverein Mitglied sind, getragen. Das rund 60-köpfige Team ist auch Firmen behilflich, die Fördermittel aus Programmen des Landes, des Bundes und der Europäischen Union beantragen wollen.
Die Verantwortlichen bei Zenit raten dazu, Investitionen in die Digitalisierung nicht auf die lange Bank zu schieben. „Noch hat sich die Konjunktur nicht allzu sehr eingetrübt“, meint Kaspers und versucht, den Mittelständlern Ängste zu nehmen. „Es geht ja nicht gleich um die vollständig digitalisierte Fabrik mit Produktionsrobotern. Anzufangen ist wichtig. Es geht eben auch um eine adäquate Präsenz in der digitalen Welt, um die Optimierung von Produktionsprozessen, um erhöhte Prozesssicherheit und darum, ergänzende Produkte und Dienstleistungen zu finden.“
Ein kurzes Unternehmensporträt und die Formulierung einer konkreten digitalen Fragestellung reichen für die formlose Bewerbung der Firmen aus. Sie haben bis zum 31. Oktober 2019 Zeit. In einem ersten Schritt will Zenit dann zehn Unternehmen auswählen, die eine intensive Beratung erhalten. Die Start-ups, die den Mittelständlern zur Seite springen sollen, wählt der Ruhr-Hub aus. Bei der Gründerplattform der Städte Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen und Mülheim laufen die wesentlichen Fäden der wachsenden Start-up-Szene des Ruhrgebiets zusammen.
Start-ups sind Lebenselexier für Mittelstand
„Digitale Transformation beginnt im Kopf. Die meisten Projekte scheitern, weil die Mitarbeiter nicht auf die Reise mitgenommen werden und es an den notwendigen Kompetenzen und Fähigkeiten mangelt“, sagt Ruhr-Hub-Geschäftsführer Oliver Weimann. Der Experte, der selbst in junge Firmen investiert, zeigt sich überzeugt, dass Start-ups „das Lebenselixier für kleine und mittlere Unternehmen“ werden können.
In dem gemeinsamen Projekt mit dem Ruhr-Hub sieht Zenit-Geschäftsführer Schnitzmeier nur den Auftakt für weitere Pläne. Er kann sich vorstellen, dass sein Team mittelfristig mit allen sechs Gründerplattformen in NRW zusammenarbeiten wird. „Aus den Erfahrungen im Ruhrgebiet wollen wir systematisch lernen“, kündigt er an.