Duisburg. Kurz vor seinem letzten Arbeitstag bei Haniel hat Vorstandschef Stephan Gemkow den Verkauf der Beteiligung an der Metro in die Wege geleitet.

Wenn Stephan Gemkow heute sein Büro im malerischen Haniel-Komplex in Duisburg-Ruhrort verlässt, dürfte sein Schreibtisch blitzblank sein. Kurz vor seinem letzten Arbeitstag hat er das wichtigste Problem gelöst, das seit Jahren die Bilanz des Familienunternehmens trübte und ihm zuletzt sogar rote Zahlen bescherte: die Beteiligung am Düsseldorfer Handelsriesen Metro. Nachdem Gemkow bereits 2013 und 2015 den Haniel-Anteil an der Metro um über neun Prozent reduziert hatte, zeichnet sich seit wenigen Tagen ab, dass die Duisburger als größter Aktionär ganz aus dem Konzern aussteigen werden. 7,3 Prozent der Metro-Aktien hat Haniel bereits in August 2018 an den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky verkauft. Die restlichen 15,2 Prozent sollen nun im Rahmen

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an ihn gehen.

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„Wir unterstützen Herrn Kretinsky und die EP Global Commerce in ihrem Übernahmeangebot und teilen die Auffassung, dass die Metro unter der Führung eines neuen Mehrheitsaktionärs erhebliche Wertsteigerungspotenziale realisieren kann“, sagte Gemkow unserer Redaktion. Im Gegensatz zu Aktionärsschützern, dem Metro-Vorstand und dem zweitgrößten Metro-Eigner, der Meridian Stiftung um die Duisburger Händler-Familie Schmidt-Ruthenbeck, akzeptiert Haniel auch die Konditionen, zu denen Kretinsky Metro-Aktien aufkaufen will.

„Faire und angemessene Bewertung“

„Der gebotene Preis stellt für Haniel eine faire und angemessene Bewertung dar, so dass wir unsere Aktien der EPGC im Rahmen des Übernahmeangebots anbieten werden“, kündigt Gemkow an. Er hat zu dem 43-jährigen Geschäftsmann ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. „Ich persönlich habe Herrn Kretinsky zu jeder Zeit als kompetenten, absolut verlässlichen und angenehmen Gesprächs- und Verhandlungspartner erlebt“, so der scheidende Haniel-Chef.

Xella und Celesio verkauft

Der ehemalige Lufthansa-Vorstand hatte den Chefposten bei Haniel im August 2012 übernommen, als der Duisburger Beteiligungskonzern hoch verschuldet in der Krise steckte. Gemkow leitete nicht nur den Abschied von der Metro ein, er verkaufte auch den Baustoff-Hersteller Xella und den Gesundheitsdienstleister Celesio. Stattdessen baute er das Geschäft des Waschraum-Spezialisten CWS boco massiv aus und stieg in ganz neue Branchen wie Matratzenstoffe (Bekaert), Verpackungsmaschinen (Rovema) und Fischverarbeitungssysteme (Optimar) ein. Inzwischen ist Haniels Kasse wieder gut gefüllt. Nach eigenen Angaben steht rund eine Milliarde Euro für Firmen-Übernahmen bereit.

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Auf der Suche nach neuen Geschäften richtete Gemkow den Blick nicht nur auf internationale Märkte. Er fühlte sich auch mit dem Ruhrgebiet und vor allem mit Duisburg verbunden. Auf der Essener Zeche Zollverein gründete Haniel auf Gemkows Betreiben „Schacht One“ - eine digitale Schmiede für alle Beteiligungen des Familienkonzerns. Am Stammsitz in Duisburg fördert Haniel zahlreiche Projekte. „Ich hatte die Gelegenheit, das Ruhrgebiet mit seinen liebenswerten Charakteren kennenzulernen und die Verbundenheit der Familie Haniel mit Duisburg und der Region durch unser fortgesetztes gesellschaftliches Engagement weiter mit Leben zu füllen“, sagt Gemkow. Den Vorstandsvorsitz bei Haniel hat er vorzeitig und freiwillig niedergelegt. „Das Engagement hat natürlich Kraft gekostet, aber die Freude über den eingetretenen Erfolg waren jeden Einsatz wert.“