Duisburg. . Nach der gescheiterten Stahlfusion gibt es bei Thyssenkrupp personelle Konsequenzen: Vertrag von Stahlchef Andreas Goss soll aufgelöst werden.
Nach der gescheiterten Stahlfusion steht der langjährige Chef von Thyssenkrupp Steel, Andreas Goss, vor der Ablösung. „Goss geht“, sagte ein Insider unserer Redaktion. Aus Kreisen des Konzerns verlautete, der bevorstehende Abschied von Goss sei auch vor Führungskräften des Unternehmens thematisiert worden.
Ein Nachfolger von Goss stehe noch nicht fest. Ein Unternehmenssprecher erklärte auf Anfrage: „Da das Joint Venture mit Tata Steel nicht zustande kommen kann, geht es nun darum, Thyssenkrupp Steel Europe zukunftsfähig aufzustellen. In diesem Zusammenhang werden gegenwärtig mit Herrn Goss Gespräche zur Auflösung seines Vertrags geführt. Diese Gespräche sind noch nicht beendet.“ Gegebenenfalls müssten auch noch die zuständigen Gremien im Konzern zustimmen.
Goss sollte das Joint Venture mit Tata führen
Bis vor wenigen Wochen galt Goss noch als Manager mit wachsendem Einfluss. Schließlich sollte er Europas zweitgrößten Stahlkonzern mit rund 48.000 Beschäftigten in Deutschland, Großbritannien und in den Niederlanden führen. Doch unter dem Druck der Wettbewerbshüter der EU-Kommission musste Thyssenkrupp-Vorstandschef Guido Kerkhoff die gemeinsamen Pläne mit dem indischen Hersteller Tata in Europa vor rund zwei Wochen begraben.
Stattdessen stehen bei Thyssenkrupp nun Verhandlungen mit der IG Metall zu den neuen Planungen für die wichtige Stahlsparte mit großen Standorten in Duisburg, Bochum und Dortmund an. Im Arbeitnehmerlager war Goss zuletzt umstritten. Zur Erinnerung: Auch die bis zur Absage der Fusion geplante Verlagerung der Stahlkonzern-Zentrale von Duisburg nach Amsterdam war der IG Metall ein Dorn im Auge.
Aufsichtsratsvorsitzender der Stahlsparte ist Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff. Goss war wie Kerkhoffs Vorgänger Heinrich Hiesinger von Siemens zu Thyssenkrupp gekommen – zunächst im Herbst 2012 als Finanzchef für das Stahlgeschäft. Vor fünf Jahren übernahm Goss den Chefposten von Thyssenkrupp Steel.
Verhandlungen über Stellenabbau in der Stahlsparte
Als ehemaliger Chef des Siemens-Geschäfts in Großbritannien brachte Goss Erfahrungen mit, die insbesondere mit Blick auf das wichtige Tata-Stahlwerk im walisischen Port Talbot hilfreich sein sollten. Mit der nun anstehenden Sanierung rückt das deutsche Geschäft bei Thyssenkrupp Steel wieder in den Fokus.
In den kommenden drei Jahren sollen beim Ruhrkonzern 6000 Arbeitsplätze wegfallen, davon 4000 in Deutschland und 2000 in der Stahlsparte. In der Vergangenheit war über mögliche Standort-Schließungen spekuliert worden. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart brachte bereits die Schaffung von möglichen Transfergesellschaften zur Abfederung des bevorstehenden Stellenabbaus ins Gespräch.
„Zunächst einen neuen Plan für unser Stahlgeschäft“
Zur Frage, ob einzelne Werke – etwa in Bochum, im Duisburger Süden oder im Siegerland, gefährdet seien, sagte Thyssenkrupp-Chef Kerkhoff: „Wir brauchen zunächst einen neuen Plan für unser Stahlgeschäft als Ganzes. Alle damit verbundenen Einzelfragen werden Teil der Gespräche mit der Arbeitnehmerseite sein.“
Mit Blick auf ein mögliches Zusammengehen von Thyssenkrupp mit dem niedersächsischen Stahlkonzern Salzgitter und die Gründung einer „Deutschen Stahl AG“ sagte Kerkhoff: „Wir sind offen für Konsolidierungen, die Sinn ergeben.“