Düsseldorf. . Mit einer schlankeren Verwaltung und Bürokratieabbau wollen Media Markt und Saturn ihre Krise überwinden. Mehrere Hundert Jobs sollen wegfallen.
Acht Wochen nach seinem Amtsantritt greift der neue Ceconomy-Chef durch: Mit dem Abbau von mehreren Hundert Arbeitsplätzen und einem Sparprogramm von bis zu 130 Millionen Euro jährlich will Jörn Werner die Elektronikketten Media Markt und Saturn aus der Krise führen.
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Seit Jahren findet der Elektronikhändler keine Antwort auf die Übermacht von Onlinehändlern wie Amazon. Nun soll es für Media Markt und Saturn eine gemeinsame Online-Plattform geben. Seit Jahren gelingt es dem Unternehmen ebenfalls nicht, seine weit verzweigte Verwaltung zu straffen. „Wir haben die Dinge schleifen lassen“, räumte noch im Dezember Geschäftsführer Ferran Reverter ein. Nun sollen Einkauf, Logistik und Lieferketten in der Düsseldorfer Ceconomy-Zentrale zentralisiert werden.
Jörn Werner, der seit März an der Spitze des Mutterkonzerns Ceconomy steht, will Gas geben. Der frühere Chef der Conrad-Elektronikmärkte und der Autowerkstatt-Kette Atu plant, Stellen im mittleren dreistelligen Bereich zu streichen. Vor allem in der Verwaltung. Denn der Konzern leistet sich noch immer drei Standorte in Ingolstadt, München und Düsseldorf. In der Ceconomy-Zentrale am Rhein sollen nun stärker die Fäden zusammenlaufen.
„Wir wollen den nächsten Schritt tun und unsere mehr als 1000 Märkte-Manager und die 14 Länderorganisationen unter ein Dach bringen“, kündigt Werner an. Nach seinen Worten hatten sie bislang eigene Sortimente und eigene Preise. Durch die geplante Vereinheitlichung will der Konzern 20 Prozent seiner Verwaltungskosten einsparen.
Halbe Milliarde Euro Bürokratie-Kosten pro Jahr
Nach Angaben des Ceconomy-Chefs kostet die interne Bürokratie allein in Deutschland jährlich eine halbe Milliarde Euro. „Wir müssen uns schlanker aufstellen“, sagt Werner und meint damit in erster Linie Verwaltungsjobs. Das Filialnetz will Media Saturn zunächst einmal unangetastet lassen.
Um die Kosten jährlich um 110 bis 130 Millionen Euro drücken zu können, muss die neue Ceconomy-Finanzchefin Karin Sonnenmoser nach eigenen Angaben erst einmal 150 bis 170 Millionen Euro aufwenden – etwa für Abfindungen und Altersregelungen. „Die Verhandlungen mit der Arbeitnehmervertretung werden Wochen, wenn nicht Monate dauern“, erwartet Sonnenmoser. Erst im Geschäftsjahr 2020/21 soll das „Effizienzprogramm“ seine volle Wirkung entfalten.
Auch der Ceconomy-Vorstand schrumpft
Dabei geht die Konzernspitze mit gutem Beispiel voran. Werner und Sonnenmoser bilden ab Juni den zweiköpfigen Vorstand der Ceconomy. Der Dritte im Bunde, der langjährige Manager Dieter Haag Molkenteller,verlässt den Konzern und soll ihm künftig nur noch beratend zur Seite stehen. Freilich hatte sich das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr von 16 Top-Managern getrennt und dafür 34 Millionen Euro an Abfindungen gezahlt.
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Bei den Anlegern kam die angekündigte Rosskur gut an. Die im SDax notierte Ceconomy-Aktie, die sich zuletzt im freien Fall befunden hatte, legte am Dienstag um bis zu zehn Prozent zu. Zumal Finanzchefin Sonnenmoser auch an ihrer Prognose für das laufende Geschäftsjahr festhält. Trotz der Krise erwartet sie, dass Ceconomy profitabel bleibt.