Essen. . Baumärkte wie Hornbach und Hagebau haben den umstrittenen Wirkstoff Glyphosat nicht mehr im Sortiment. Ein anderes Bild bietet sich bei Ebay.
Nach der milliardenschweren Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto gerät der Pharma- und Chemiekonzern Bayer zunehmend in Bedrängnis. In den USA wurde das Leverkusener Unternehmen zum zweiten Mal zu Schadenersatz wegen des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat verurteilt. Die Geschworenen eines Bundesgerichts in San Francisco befanden, Bayer müsse für die Krebserkrankung des Klägers Edwin Hardeman haften und 80 Millionen Dollar zahlen. Bayer kündigte an, Rechtsmittel einzulegen.
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Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte angesichts der Gerichtsentscheidung einen Verkaufsstopp für Glyphosat-Produkte. „Nach diesem Urteil sollte sich jeder Anwender von Glyphosat fragen, ob das Gesundheitsrisiko für die Menschen, die mit diesem Pestizid arbeiten, noch tragbar ist“, sagte Greenpeace-Experte Dirk Zimmermann unserer Redaktion. „Aus Vorsorgegründen sollte der Einsatz umgehend verboten werden.“
Baumärkte setzen auf Alternativen zu Glyphosat
Die großen Baumarktketten in Deutschland, die auch Unkrautvernichter verkaufen, haben Produkte mit der Substanz Glyphosat längst aus dem Sortiment genommen. Der letzte Händler habe es vor rund einem Jahr aus den Regalen genommen, so der Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten. Die Umstellung habe die Branche einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag gekostet, sagte Hauptgeschäftsführer Peter Wüst unserer Redaktion. Das Image des Unkrautvernichters sei zu schlecht geworden, betonte er.
Die Kette Hagebau mit 389 Filialen in Deutschland und Österreich hat Glyphosat nach eigenen Angaben Ende 2016 ausgelistet. Hornbach – mit knapp 100 Standorten, davon neun im Ruhrgebiet – verzichtet seit 2015 auf die umstrittene Substanz.
„Neben den chemischen Produkten gibt es auch biologische oder biotechnische Verfahren“, erklärte Hornbach-Sprecherin Anna Krall. „Es hat sich bestätigt, dass diese Alternativen nicht nur umweltfreundlich, sondern auch überaus wirksam sind“, teilt das Unternehmen auf seiner Homepage mit.
Bei Amazon nur Behälter mit Aufdruck „glyphosatfrei“
Im Internet ist der Bayer-Artikel Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat allerdings problemlos erhältlich. Die Plattform Ebay etwa bietet den Drei-Liter-Kanister für 19,94 Euro an – bei kostenloser Lieferung frei Haus. Eine Stichprobe dieser Redaktion ergab, das der weltgrößte Onlinehändler Amazon indes ausschließlich Roundup-Produkte anbietet, deren Behälter den Aufdruck „glyphosatfrei“ tragen.
Glyphosat wird auch an den Strecken der Deutschen Bahn zur Unkrautvernichtung eingesetzt. „Leider stellen derzeit weder thermische noch mechanische Verfahren eine Alternative zum begrenzten Einsatz von Herbiziden im Gleisbereich dar“, erklärte die Deutsche Bahn auf Anfrage unserer Redaktion. Glyphosat werde allerdings nicht in Schutzgebieten und über offenen Gewässern sowie auf Brücken eingesetzt. Ziel der Deutschen Bahn sei es, die Strecken zur Sicherheit des Schienenverkehrs frei von Unkraut zu halten, erklärte das Bundeslandwirtschaftsministerium auf seiner Website.