Essen. . Mehr Studios, mehr Mitglieder, mehr Mitarbeiter: Fitness-Boom in NRW geht weiter. Viele Ältere folgen dem Trend, viele Jüngere studieren Fitness.
Das Geschäft mit Laufbändern, Hanteln und allerlei schwerem Gerät ist längst ein Milliardenmarkt, aber noch lange nicht gesättigt: Auch 2018 eröffneten erneut Hunderte neue Fitness-Studios, meldeten sich Hunderttausende mit besten Absichten an. In Nordrhein-Westfalen ist der Trend noch etwas ausgeprägter als bundesweit – das geht aus der Jahresbilanz des Arbeitgeberverbands DSSV hervor.
Demnach stieg die Zahl der Fitness-Studios in NRW 2018 um 3,9 Prozent auf 2068, die Zahl der Mitglieder um 4,8 Prozent auf 2,494 Millionen. Das ist mithin knapp eine Million mehr als die Fußballvereine im Land noch an Mitgliedern zählen. Inzwischen ist jeder siebte NRW-Bürger Mitglied bei einem der vielen Anbieter vom Fitness-Discount bis zum Edel-Studio.
Branche setzte 2018 rund 5,3 Milliarden Euro um
Der Gesamtmarkt wuchs bundesweit etwas weniger, doch NRW hat auch noch etwas aufzuholen: Zwar stehen im bevölkerungsreichsten Bundesland standesgemäß die meisten Anlagen, doch ist die Dichte der Studios in Relation zur Einwohnerzahl in den südlichen Flächenländern Bayern und Baden-Württemberg sowie allen Stadtstaaten noch deutlich höher. Die gesamte Branche setzte im vergangenen Jahr in Deutschland 5,3 Milliarden Euro um und beschäftigte 212.000 Mitarbeiter.
Den Kampf gegen die Trägheit nehmen Jahr für Jahr auch immer mehr Senioren auf. Entsprechend ist das deutsche Durchschnitts-Mitglied inzwischen 41 Jahre alt, eher weiblich (zu 55 Prozent), trainiert einmal die Woche und zahlt dafür 43 Euro Monatsbeitrag.
Allerdings gehen Preise und Altersstrukturen zwischen den Billigketten und den teureren Einzelstudios weit auseinander. So ist das Publikum bei McFit & Co. mit 36 Jahren im Schnitt zehn Jahre jünger als bei den teureren Anbietern. Die großen Ketten finanzieren ihre Kampfpreise durch ihre Masse an Mitgliedern und deutlich niedrigere Ausgaben fürs Personal.
Die häufigsten Monatsbeiträge liegen bei den Ketten unter 26 Euro, und im Schnitt bei 32 Euro. In den inhabergeführten Studios sind es satte 20 Euro mehr, so genannte Mikrobetriebe, kleine Studios etwa in Physiotherapie-Praxen, nehmen im Schnitt fast 70 Euro. Die Strategie der Muskel-Discounter funktioniert nach wie vor, sie gewannen auch 2019 weit überdurchschnittlich an Umsatz (+5,2 Prozent) und Mitgliedern (+8,0 Prozent) hinzu.
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Billig bedeutet zwar nach wie vor weniger Betreuung, der Verbandsstudie zufolge aber längst nicht mehr mangelnde Trainingsvielfalt. Die besonders gefragten Spezialangebote Personal Training und Zirkeltraining werden bei den Ketten sogar häufiger angeboten als in Einzelstudios. Auch den Trend zum Gruppentraining gehen die Discounter mit. Kleine Studios punkten dagegen mit intensiverer persönlicher Betreuung.
Viele Jugendliche sehen in der Fitnessbranche auch ihre berufliche Zukunft. Die Zahl der Auszubildenden zum Sport- und Fitnesskaufmann liegt in NRW seit fünf Jahren recht konstant bei knapp 1000, obwohl nicht einmal jedes zweite Studio ausbildet.
Duales Fitness-Studium ist erste Wahl für den Einstieg
Denn erste Wahl für den Einstieg in die Branche ist inzwischen das duale Studium. Vier von fünf Studios beschäftigen Studenten, die abseits des Campus bereits praktische Berufserfahrung im Betrieb sammeln. Viele Fachhochschulen bieten duale Studiengänge in den Fächern Fitnessökonomie, Fitnesstraining oder Fitnesswissenschaft an. Wer sie absolviert, hat gute Chancen, als Kaufmann, Trainer oder auch Ernährungsberater einsteigen zu können.
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Der Prognose des Verbands und der Beratungsgesellschaft Deloitte zufolge setzt sich das Wachstum in diesem Jahr fort. Mehr als 85 Prozent der Studiobetreiber gaben an, 2019 weiter investieren zu wollen – und zwar vor allem in die Weiterbildung von Mitarbeitern und die Neueröffnung oder Erweiterung ihrer Anlagen.