Düsseldorf. . Ein „digitaler Concierge“ öffnet dem Paketboten die Haustür. Die Technik von Vodafone und dem Start-up Uniberry soll die Zustellung erleichtern.

Der Paketbote schellt, doch es ist niemand im Haus, der die Sendung entgegen nehmen kann. Das Start-up Uniberry und der Telekommunikationskonzern Vodafone bringen nun eine technische Lösung auf den Markt, die Logistikunternehmen und Empfängern das Leben erleichtern soll. Das System nennen sie „digitalen Concierge“. Mit dem Strichcode auf dem Paket verschafft sich der Zusteller selbst Zutritt in den Hausflur und kann die Sendung deponieren.

Wie viele andere Nutzer des Onlinehandels ärgerten sich die Wirtschaftsinformatiker Julian Wulf (heute 34) und Felix Ueckermann (29) immer wieder darüber, dass der Paketbote ausgerechnet dann schellt, wenn sie nicht zu Hause sind. Mit einem Gründerstipendium entwickelten sie an der Universität Hamburg deshalb „Cido“ – ein kleines Kästchen, das Strichcodes auf Paketen erkennen und dem legitimierten Zusteller die Haustür öffnen kann.

Die ersten Geräte aus dem 3D-Drucker

Die ersten Geräte produzierten sie mit dem 3D-Drucker. Inzwischen haben Wulf und Ueckermann mit „Uniberry“ ihr eigenes Unternehmen gegründet und mit Vodafone einen Partner gefunden, der „Cido“ mit einer SIM-Karte ausstattet und über sein Mobilfunknetz die Steuerung ermöglicht.

Julian Wulf und Felix Ueckermann sind die Gründer von Uniberry und die Erfinder von Cido.
Julian Wulf und Felix Ueckermann sind die Gründer von Uniberry und die Erfinder von Cido. © Uniberry

Die Kooperation mit Vodafone soll den Gründern die Tür zu potenziellen Kunden öffnen. „Über unser Vertriebsnetzwerk haben wir bereits Kontakte zu Vermietern. Diesen Draht wollen wir nutzen“, sagt Michael Reinartz, Innovationschef bei Vodafone. Denn „Cido“ soll insbesondere Immobilien-Unternehmen für größere Häuser oder Wohnanlagen angeboten werden.

Wie der „digitale Concierge“ funktioniert

Und so funktioniert der „digitale Concierge“: Der Kasten mit der SIM-Karte wird am Klingelschild in der Nähe der Haustür montiert. Er scannt den Strichcode auf dem Paket. Der Zusteller erhält einmalig Zugang und kann die Sendung vor der Tür des Empfängers, in Boxen oder bestimmten Räumen ablegen. „Damit kann die Quote an erfolgreichen Erstzustellungen deutlich erhöht werden“, sagt Julian Wulf von Uniberry. Das Logistikunternehmen müsse nicht mehrfach kommen und der Empfänger erspare sich das Abholen im Depot. „Logistikprozesse sind komplett durchoptimiert und Anpassungen schwierig. Deshalb haben wir Cido von der Logistik her gedacht“, so Wulf.

Per Strichcode ins Treppenhaus

Cido soll aber nicht nur die Paketzustellung erleichtern. Der Vermieter kann auch Reinigungskräften, Handwerkern, Ablesern oder Pflegepersonal den Zugang zum Haus ermöglichen, ohne dafür einen Schlüssel aushändigen zu müssen. Der Hausverwalter kann dem betreffenden Personenkreis per Smartphone einen entsprechenden Strichcode zuschicken, der den Zugang ins Treppenhaus ermöglicht.

Michael Reinartz, Innovations-Chef bei Vodafone Deutschland.
Michael Reinartz, Innovations-Chef bei Vodafone Deutschland. © Kai Kitschenberg

Uniberry ist nicht das einzige junge Unternehmen, mit dem Vodafone zusammenarbeitet. „Wir haben rund 2500 Start-ups, die für uns relevant sind, in der Datenbank. Pro Jahr nehmen im Schnitt 700 Gründer zu uns Kontakt auf“, sagt die zuständige Abteilungsleiterin Julia Doll. Mitte 2017 hatte Konzern den Modus umgestellt. „Die Vielzahl von Anfragen der Start-ups hat uns überschwemmt. Von der smarten Handy-Hülle bis zu Modulen für Industrieroboter haben sie uns alles angeboten“, erinnert sich Innovationschef Reinartz. „Unser Ziel ist es nun, Partnerschaften mit Start-ups einzugehen, deren Produkte schon auf dem Markt sind. Wir streben keine Beteiligungen oder Finanzierungen an.“

Start-ups können Vodafone-Labore nutzen

Es ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Vodafone erhält Zugang zu neu entwickelten Technologien. Die Gründer können im Gegenzug die Laboratorien nutzen, in denen Experten des Düsseldorfer Telekommunikationskonzerns selbst Zukunftstrends etwa rund um das autonome Fahren oder den schnellen Mobilfunk-Standard 5G entwickeln. „Start-ups können dort zum Beispiel testen, was passiert, wenn sich Tausende Nutzer in ihre neue App einloggen“, sagt Reinartz.

Neue Technologien für das autonome Fahren, das Internet der Dinge oder schnelle Mobilfunkverbindungen kommen freilich auch aus seiner eigenen Abteilung. Für eine Idee haben der Innovationschef und sein Team allerdings noch keine Lösung gefunden: Reinartz wünscht sich eine App, die Staus auf der Autobahn meldet und ihn gleichzeitig entsprechend früher weckt, damit er rechtzeitig zur Arbeit kommt.

>>> Das sind die Kosten

Die Cido-Hardware inklusive SIM-Karte und Anschluss kosten nach Angaben von Vodafone rund 650 Euro. Hinzu komme eine monatliche Gebühr, die nach Anschlussteilnehmern gestaffelt sei.